Das Fallout Café. Zahlreiche Mysterien und Geschichten ranken sich um diesen Ort. Eine kleine Siedlung mitten in der Ödnis nördlich der NKR Hauptstadt Shady Sands. In zwielichtigen Bars, kleinen Handelsposten und armen Siedlungen tuschelt man davon als letzte Zufluchtsstätte für Heimatlose, Vagabunden oder gescheiterte Helden…
Vieles davon ist erfunden, anderes nicht wahr, an den Haaren herbeigezogen und so dünn dass es von einem Gouhl stammen könnte. Hier aber findet ihr die Wahrheit, ohne Halbwissen oder Gerücht, ohne verschönende Schnörkel. Hört sie, die Geschichten und Abenteuer, die die Reisenden im Café erlebt haben.
Doch beginnen wir am Anfang, wie alle guten Geschichten…
„Hehehe, das Café, ja?“ krächzt der Alte und schaut verschmitzt mit seinem verbliebenen Auge zu dir auf.
„Hehehe, ja, davon kann ich dir berichten…“ spricht er weiter mit seiner verschlissen klingenden Stimme.
Unbehagen macht sich in dir breit. War es richtig in diese kleine schmuddlige Bar, mit den zwielichtigen Gestalten und der spärlichen Beleuchtung zu kommen? Du hast schon soviel über das Café gehört… aber ist es das wert?
Erschrocken schaust du dich um als ein paar Tische weiter ein laut geführter Streit um die örtliche Hure entbrennt.
„Was ist, Junge? Hehehe, bist wohl noch grün hinter den Ohren, hehehehe…“ reißt dich der Alte aus deinen Gedanken.
„Nun setz dich auf deinen Hintern… ich will nicht ständig hoch starren müssen… oder hast du ’nen Stock verschluckt? Hehehe.“
Ein Freund hat dir erzählt das der Alte dir weiterhelfen könnte… aber er hat dir nicht verraten was dich erwartet.
Jetzt weißt du warum. Hättest du gewusst was dich erwartet wärst du vielleicht nie hier hergekommen.
Angespannt setzt du dich zu ihm und musterst ihn das erste mal richtig. Mit Müh und Not schaffst du es dich zusammen zu reißen und ihn nicht voller Ekel anzustarren oder lauthals schreiend aus der Spelunke zu rennen.
„Kein schöner Anblick, eh?“ krächzt dein Gesprächspartner halb amüsiert, halb lauernd. Sein verbliebenes Auge starrt dich unverhohlen an, während das blinde Auge ziellos in den Raum starrt.
Der Alte war wohl einst ein stattlicher Mann, aber mittlerweile hat das Alter und das Ödland seinen Tribut gefordert.
Früher einmal mindestens einen Meter Achtzig oder größer, scheint der alte Kämpfer nun mehr in sich zusammen gesunken, erschöpft und eher tot als lebendig. Dennoch spürst du eine seltsame Kraft von ihm ausgehen. Was es ist, weißt du nicht zu sagen.
Eine lange Narbe zieht sich über die gesamte linke Gesichtspartie, wohl von der Wunde stammend die ihn auch sein Auge gekostet hat. Seine ganze linke Gesichtshälfte wirkt seltsam nach unten verrückt und gibt ihm ein permanentes zynisches Lächeln. Du bemerkst einige weitere Narben die auf seiner Brust, den Schultern und dem Hals zu verlaufen scheinen.
Auch seine Hände sind mit Narben übersät, die sich alle Gegenseitig überdecken, du entdeckst mehrere große Brandnarben die von Messerwunden und Einschussnarben durchbrochen werden. In deinen Gedanken versuchst du dir vorzustellen was der Kerl alles erlebt haben muss.
Nicht einmal sein alter versiffter Poncho schafft es all das zu verbergen. Der Poncho selbst erinnert dich eher an eine räudige Pferdedecke eines noch räudigeren Pferdes, als an ein Kleidungsstück für menschliche Wesen. Der Mantel hat schon mehr Flicken als du jemals Kleidung besessen hast und du überlegst ob er wohl kugelsicher ist.
„Soll ich dir ein Bild machen oder sollen wir uns gleich ein Zimmer nehmen?“ entgegnet der Alte ungehalten, wieder schwingt in seiner Stimme dieser amüsierte Tonfall mit… als wäre das alles ein riesiger Spaß und du nur zu seiner Unterhaltung hier.
Verstörrt verneinst du und versuchst die Sprache auf das Cafe zu lenken.
„Hehehe, das waren noch Zeiten… damals… da musste Mann nicht mit trockner Kehle erzählen…“ ein gespielt klingendes Husten verlässt die alte Kehle und sein altes Auge zwinkert die viel sagend zu.
Mit einigermaßen fest klingender Stimme orderst du zwei Bier und versuchst dem Gespenst das dir gegenüber sitzt nicht direkt ins Auge zusehen.
„Ahhh…“ seufzt er und setzt das Bier ab, dass er in einem Zug halb geleert hat. Wieder huscht ein verschmitztes Lächeln über seine Züge bevor er anfängt zu erzählen.
„Das Cafe… ein seltsamer Ort und noch seltsamere Geschichten ranken sich um ihn…“ beginnt er leise zu erzählen und du musst dich sehr konzentrieren ihn überhaupt zu verstehen.
„Die meisten sind Humbug…ehehe, aber deshalb bist du ja zu mir gekommen, eh?“ mit einem unmerklichen, viel sagendem Lächeln räuspert er sich..
„Das erste Mal hörte ich vom Cafe… ah… das ist schon ewig her, das war etwa vier oder fünf Jahre, wer weis das heutzutage schon genau, nach dem irgendso ein Sipplingswahnsinniger vor der Küste eine Atombombe gezündet hat… als ob wir diesen Dingern nicht schon genug zu verdanken hätten, ich war damals noch ein junger Mann und hab das Beben gespürt. Man konnte den Blitz und den Knall meilenweit landeinwärts hören. Hölle noch mal, wir dachten alle es geht wieder los!“ du merkst wie der alte Kerl beginnt abzudriften und bestellte noch schnell zwei Bier bevor du ihn mit einem Hüsteln unterbrichst.
„Ach ja, das Cafe…“ erinnert er sich wieder. „Wie gesagt, in dieser Zeit hörte ich, als junger wilder Bursche, das erste Mal davon. Ich war hell auf begeistert… ein Ort irgendwo in der Ödnis nördlich der NKR… beugt sich keiner Gesetzgebung außer der Eigenen. Zufluchtsstätte für all die gescheiterten Persönlichkeiten des Ödlands, Heimat für die Heimatlosen…“ ein Glänzen ist auf dem Auge des Mannes zu sehen und du kannst förmlich spüren wie er allein durch die Erinnerungen einen Teil seiner alten Kraft zurück erhält.
„Natürlich bin ich sofort los gezogen, hehehe, wollte wissen was das ist, wollte Abenteuer erleben. Was war ich jung und unerfahren…“ sein Auge fixiert dich und zieht dich in seinen Bann.
„Fast genauso grün hinter den Ohren wie du, junger Freund, hehehe…aber das änderte sich schnell, ehehe“ sein krächzendens Lachen hört sich an, als würde eine altersschwache mutierte Ziege in einen Blecheimer pinkeln, während man sie mit einer Katze verprügelt.
„Ich lief tagelang durchs Ödland bis ich diese sagenumwobene Oase der Freiheit endlich fand… eigentlich liegt sie nur etwa eine Tagesreise nördlich von ShadySands… in einem flachen Tal. Ich kam also an… und es war in keinster Weise das was ich mir vorgestellt hatte…“ mit zitternder Hand setzt er das Bier an und leert es in einem großen Schluck bevor er sich an der zweiten Flasche festhält und weiter erzählt.
„Damals war das Cafe kaum mehr als eine einfache Bar, ein paar Zimmern, ein paar Brahmin und fast so schlecht beleuchtet wie dieses Loch hier, hehehe.“ Langsam setzt er das zweite Bier an seine Lippen.
„Aber das sollte sich ändern, hehehe…“ er trinkt zwei kleine Schlucke.
Schweigend sitzt du bei ihm und hörst dir seine Geschichte und die des Cafes an…
Autor: DemonKnight