„I think the real challenge of being a writer is to create a mental movie: doing the lighting,
the costumes, the casting and makeup, the special effects, the directing and making sure all the
props are there on cue. I hope the readers do approach my books as films, that they can see in their minds as they read.“
Robert McCammon in einem Interview über „Swan Song“.
Und das ist noch viel zu bescheiden – das Buch ist der heftigste und apokalyptischste Endzeit-Film,
der je geschrieben wurde !!! McCammons Stil ist unvorhersehbarer, visonärer und bildgewaltiger als
Stephen King, mit dem er (zu Unrecht) oft verglichen wird:
„Through a tornado of burning houses and chunks of scorched rubble, a fiery shape streaked
upward toward the Airborne Command Center like a meteor. It took the president two precious
seconds to comprehend what it was: a crushed, mangled Greyhound bus with burning wheels, and
hanging from the broken windows and front windshield were charred corpses.“
Nur wenige überleben das Ende der Welt in Amerika: Der President der Vereinigten Staaten, der den Krieg auf Drängen seiner Berater und gegen seinen Willen durch einen Knopfdruck ausgelöst hat, in einem Flugzeug knapp über den riesigen Feuerbällen, die die glühende Asche amerikanischer Städte in die Stratosphäre hinaufkatapultieren. Eine Obdachlose namens Sister Creep, die in den U-Bahnschächten von New York Zuflucht gesucht hat. Joshua Hutchins, ein erfolgloser Kleinstadt-Wrestler, der auf dem Heimweg an einer Tankstelle im mittleren Westen die Raketen aus den Silos aufsteigen sieht und mit einem Mädchen namens Swan, ihrer Mutter und dem Tankstellenwärter in einem Schutzbunker überlebt, Roland Croninger, der mit seinen Eltern und einem ausgedienten AirForce-Colonel in einer Vault verschüttet wird, als diese einen direkten Treffer durch einen abgestürzten Sprengkopf erleidet, und ein seltsamer Mann mit einem scharlachroten Auge auf seiner Stirn, der eine besondere Vorliebe für Splatter-Filme hat und das Inferno in aller Gelassenheit in einem heruntergekommenen Kino auf dem Broadway aussitzt, auf seltsame Weise
von den Feuersbrünsten verschont bleibt, um sich danach auf die Jagd nach den überlebenden und einem magischen Kristallring zu machen, der in den Gluten der nuklearen Asche entstanden ist und dessen Kräfte die Erde neu erblühen lassen könnten.
In der Hand von Sister Creep führen die Visionen des Rings nach und nach die Protagonisten der Geschichte zusammen, während auf der anderen Seite der Mann mit dem scharlachroten Auge die Kräfte des Bösen in Gestalt eines wahnsinnigen Psychopathen, einer Truppe von Menschen mit grausamen Mutationen an Kopf und Armen und der Army of Excellence, einer marodierenden Truppe von Verbrechern, Nutten und Militaristen zusammenrottet. Auf der Irrfahrt des Grauens durch ein zerstörtes Land, welches im thermonuklearen Winter unter dichten Aschewolken dahinsiecht, formieren sich die Fronten für das ultimative Gefecht, an dessen Ende die endgültige Vernichtung der Menschheit oder ein Neuanfang steht.
Persönliches Fazit:
Das Buch ist eine Perle der Endzeitliteratur und ein echter Geheimtipp. Schon nach den ersten Seiten kommt man nicht mehr los von dieser grauenhaften verkohlten Welt ohne Hoffnung und den absolut brilliant ausgearbeiteten Charakteren, die das Buch zu einer wahrhaften Oper der Apokalyse machen. Der Stoff ist absolut klassisch und erzählt den Kampf zwischen dem Guten in Gestalt eines Mädchens mit sonderbaren Kräften und dem Bösen, welches in vielerlei Form auf den Plan tritt, Ränke schmiedet, Massaker begeht und den Guten mehr als dicht auf den Fersen ist. Auf fast
1000 Seiten breitet Robert McCammon die Story zum ultimativen Endzeit-Epos aus, das aufgrund seiner visionären Kraft jeden Versuch einer filmischen Umsetzung von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Hier ist Hardcore-Kopfkino angesagt!
Die deutsche übersetzung von „Swan Song“ soll übrigens sehr schlecht und dazu noch ein ganzes Stück gekürzt sein, weshalb ich meine Zeit erst gar nicht damit verschwendet und die amerikanische Originalausgabe gelesen habe. Angeblich existiert auch eine illustrierte Ausgabe auf Englisch.
Autor: Dr_Baltar