Die ewige Straße

Die ewige Straße

Story
Die vereinigten Staaten sind vor langer Zeit untergegangen. Das Amerika, das wir kennen, gibt es seit langem nicht mehr. Eine unbekannte Katastrophe hat die Zivilisation und ihre Errungenschaften verschlungen, die bei den Bürgern der Liga, einer neuen Zivilisation im Süden des Landes entsprechend ihrer Hinterlassenschaften als „Straßenbauer“ bekannt sind. Die Liga umfasst ein Territorium von mehreren hundert Quadratkilometern längs der Ufer des Mississippi und befindet sich in einem Entwicklungsstadium, dass in etwa dem des frühen 18. Jahrhunderts entspricht. Die Feudalherrschaft ist gerade besiegt, ein ihre Stelle ist eine aristokratische Wissensgesellschaft getreten, die begierig darauf ist, die verlorengegangenen Kenntnisse der Straßenbauer nutzbar zu machen. Es gibt keine Dampf- oder Verbrennungskraftmaschinen, elektrische Energie oder fortgeschrittene medizinische Kenntnisse. Die Menschen leben in Dörfern und kleinen Städten, bestreiten ihren Lebensunterhalt durch Handel und Landwirtschaft und dehnen ihr Territorium beständig aus. Nur in die Ruinen der ehemaligen Straßenbauerstädte wie das verlassene Mephis wagen sich die Liga-Bürger nicht, da sie den Fluch dieser Orte fürchten.

In einer der Ligastädte am Ufer des Mississippi lebt Chaka, eine junge Silberschmiedin, deren Bruder Arin vor vielen Jahren als Zeichner einer Expedition Richtung Norden gefolgt war, die zum Ziel die Entdeckung eines Ortes namens Haven hatte, in dem angeblich alle Aufzeichnungen aus der Zeit der Straßenbauer vor der Vernichtung bewahrt worden sein soll. Als dann Silas Glote, Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Anführer der Expedition, als einziger Überlebender wieder in das Gebiet der Liga zurückkehrt und von seinem Misserfolg berichtet, ist Chaka bestürzt. Doch die Details über den Tod ihres Bruders, die Silas berichtet, sind wenig überzeugend, und als auf einmal Hinweise auftauchen, dass es Haven tatsächlich gibt und ihr Bruder Arin den Ort in einer Zeichnung festgehalten hat, und Silas Glote kurz darauf unter merkwürdigen Umständen ums Leben kommt, steht Chakas Entschluss fest, eine neue Expedition auf die Beine zu stellen, um nach ihrem Bruder zu suchen und Haven zu finden. Doch der Weg dorthin führt durch unbekanntes Gebiet und durch die Ruinen der großen alten Straßenbauerstädte entlang des Mississippi und der großen Seen, in denen sie Gefahren durch die Technologie der Straßenbauer und die Bewohner dieser unwirtlichen Orte ausgesetzt sind.

Eigener Eindruck
Ich habe das Buch in der deutschen Übersetzung gelesen, diese umfasst knapp 450 Seiten und wirkt teilweise etwas groschenromanartig. Insbesondere auf den ersten zweihundert Seiten, bevor die zweite Expedition aufbricht, wird meiner Meinung nach zuviel Nebensächliches über die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander ausgebreitet, und zu wenig, um ein scharfkantiges Profil der Protagonisten zu zeichnen. Insofern sind die Hauptfiguren recht beliebig geraten, wie man es aus Groschenromanen eben gewohnt ist. Der zweite Teil des Buches wertet das Leseerlebnis dann jedoch gründlich auf, die ersten Toten lassen nicht lange auf sich warten, außerdem gibt es jede Menge unheimliche Begegnungen der dritten Art und eine schauerlich-düstere Grundstimmung, die nur leider an manchen Stellen durch völlig unpassende Nebensächlichkeiten gestört wird (inmitten der gefährlichen Ruinen wird erstmal ausgiebig gefrühstückt etc. Nahrung ist überall im Überfluss zu finden und Survival-Skills sind praktisch nicht erforderlich). Dadurch wirkt die Reiseerzählung zeitweise viel zu urlaubsmäßig. Erst gegen Ende des Buches, als sich die Hinweise auf Haven und den tatsächlichen Verbleib der teilnehmer der ersten Expedition verdichten, dreht McDevitt ordentlich auf und lässt die Ereignisse etwas zu hastig voranschreiten, so dass man den Eindruck hat, der Autor hätte unter Zeitdruck gestanden, das buch zu Ende zu bringen. Das abrupte Ende der Geschichte auf dem Höhepunkt des (einzigen) Erzählbogens bestätigt diesen Eindruck, das Buch wirkt dadaurch ein wenig wie abgebrochen.

Fazit:
Unterm Strich lässt sich McDevitt in einer dunklen Winterwoche ganz gut abends vorm Kaminfeuer bei einer Tasse Tee lesen, die Kapitel sind nicht zu lang, so dass man das Buch jederzeit wieder aus der Hand legen kann, und mit einem Atlas auf dem Schoß macht es sogar Spaß, die Route der Expedition nachzuverfolgen und über die Namen der Städte und Landmarken zu rätseln, denen die Expedition im Laufe der Geschichte begegnen.

Autor: Dr_Baltar