Warday and the journey onward

Warday and the journey onward

„WARDAY and the journey onward“ von James Kunetka und Whitley Strieber, erschienen bei Warner Books (1984), 515 Seiten.

Ich habe von WARDAY irgendwo im Internet gelesen und musste es sofort haben. Leider ist das Buch nur noch über Antiquariat und booklooker & Co. erhältlich, daher war mein Exemplar auch schon etwas abgegriffen.

Inhalt:
Es ist der 27. Oktober 1988, der als WARDAY in die Geschichte der Vereinigten Staaten eingehen soll. Die Sowjetunion, durch ein neues satellitengestütztes Raketenabwehrschild der USA in der Integrität ihrer nuklearen Streitkräfte bedroht, sieht sich zum Erstschlag gezwungen, da sie beim Wettrüsten der Supermächte nicht mehr mithalten kann. Am frühen Abend detoniert eine Reihe von Sprengköpfen über fünf amerikanischen Großstädten, darunter New York City, San Antonio und Washington D.C. Nur aufgrund eines technischen Defekts kommt es nicht zur vollständigen Vernichtung des amerikanischen Kontinents.
Whitley Striber ist Journalist bei der N.Y. Times und sitzt in einem Bus, als zwei Detonationen über Brooklyn und Queens die Stadt in Flammen und Chaos versinken lassen. Wie durch ein Wunder hat die Zielprogrammierung der Trägerraketen versagt und die Sprengköpfe nicht über Manhattan detonieren lassen.

Fünf Jahre später lebt Whitley mit seiner Familie in Dallas. Die Vereinigten Staaten haben sich nicht von der Katastrophe erholt. Hunger, Seuchen und der Mangel an medizinischer Versorgung und elektronischen Geräten (die durch den EMP in ganz Amerika zerstört wurden) haben die Bevölkerung um fast ein Drittel dezimiert. Die Sowjetunion ist Geschichte, durch einen massiven Vergeltungsschlag der USA am WARDAY vollkommen zerstört. Europa hat, geschützt durch ein Geheimabkommen mit der Sowjetunion, den WARDAY überstanden, indem es die Kontrolle über sämtliche Nuklearwaffen der USA auf seinem Territorium übernommen hat und strikte Neutralität erklärte. Nun leisten Briten und Japaner Wiederaufbauhilfe in einem in regionale Einflusszonen zersplitterten Amerika, in dem Klasse B-Patienten, die am WARDAY verstrahlt wurden, der Zugang zu medizinischen Einrichtungen verwehrt wird, Telefongespräche erst seit kurzem wieder möglich sind und erst in zehn Jahren jedem Bürger wieder den Besitz eines Fernsehers ermöglichen kann. Informationen aus anderen Teilen des Landes sind immer noch spärlich, und vor diesem Hintergrund beschließen Whitley und sein ehemaliger Jugendfreund James „Jim“ Kunetka, der ebenfalls Journalist geworden ist, die ehemals vereinigten Staaten zu bereisen, ihre Eindrücke festzuhalten und Interviews zu führen mit Politikern, Militärs, Ärzten, einfachen Farmern und Banditen. Ihre Reise führt sie nach Aztlan, einem abtrünnigen Teilstaat von Texas, nach Los Alamos, dem ehemaligen militärischen Atomwaffen-Forschungslabor der USA, in die Flüchtlingscamps entlang der schwer bewachten Grenze zum Polizeistaat Kalifornien, nach L.A. und San Francisco, die eine bizarre Parallelwelt zu dem verelendeten Rest des Landes darstellen, in den von radioaktiven Staubstürmen und katastrophalen Ernteausfällen geplagten mittleren Westen bis ins Herz des verlassenen Ruinendschungels von New York. Und es dauert nicht lange, bis den beiden klar wird, dass das Amerika dieser Tage ein völlig anderes ist als die USA von 1988.

Eindruck:
Da ich die amerikanische Originalausgabe gelesen habe, beziehe ich mich folglich nur hierauf und nicht auf die 120 Seiten kürzere deutsche Übersetzung. Die amerikanische Ausgabe liest sich aber auch nicht besonders schwer, so dass man das Buch auch ohne Harvard-Diplom locker lesen kann. Das Buch beginnt mit den Ereignissen am WARDAY aus Sicht von Whitley Strieber. Danach beginnt die Schilderung der Reise. Der Handlungsstrang wird kontinuierlich fortgesetzt, es gibt keine Nebenplots, nur die Interviews mit den betroffenen lockern den Endzeit-Reisebericht etwas auf, manchmal reißen sie ihn aber auch leider etwas auseinander. Ich bin gegen Ende des Buches dazu übergegangen, einige der Interviews nur noch zu überfliegen, da sich die ständigen Statistiken zu Umfragen unter der Bevölkerung doch irgendwann wiederholen und wenig Informationsgehalt bieten. Ansonsten ist die Erzählung relativ realistisch gehalten, es gibt keine Supermutanten, Superwaffen etc., lediglich an einer Stelle tauchen etwas skurril anmutende Gerüchte über angebliche Mutanten im Stil der 50er-Jahre Marvel-Comichelden auf, die jedoch den glaubhafteren Fakten der Journalisten gegenübergestellt werden und somit lediglich zur latent-düsteren Gesamtstimmung während einiger Passagen des Buches beitragen.

Fazit.
WARDAY and the journey onward ist ein durchaus lesenswerter Endzeit-Reisebericht, der den großen Schrecken der totalen Apokalypse vermeidet und stattdessen mit den vielen „kleinen“ (aber deshalb nicht weniger bedrohlichen) Auswirkungen eines begrenzten nuklearen Schlagabtausches konfrontiert. Die vielen Interviews in dem Buch sind sicherlich Geschmackssache, wer mit dem Stilelement wie ich sein Probleme hat, kann die Passagen etwa ab der Mitte des Buches getrost überfliegen, ohne das ihm wesentliche Teile der Handlung abhanden kommen. Ob das Szenario heute noch realistisch ist, mag jeder selbst beurteilen. Die Anleihen an aktuelle Ereignisse sind auf jeden Fall vorhanden (US-Raketenschutzschild, 2-Klassen-Medizin etc.)

Autor: Dr_Baltar