Hallo an alle
auch wenns vielleicht keinen sonderlich interessieren mag (
) will ich dennoch ne kurze Kritik zu den Werken der zweiten Runde abgeben:
Zuallererst muss ich sagen, dass hier doch einiges an Talent bei den Autoren vorhanden ist. Ich bin zwar von Beruf kein Literaturkritiker (Gott bewahre
) aber ich lese sehr viel und geb diese Kritik gewissermaßen als "professioneller" Leser ab. So, genug geschleimt, hier die harten Fakten!
Wolna und seine Vision der wahren Fiktion
Dein Schreibstil ist wirklich ganz gut. Gerade bei einer Kurzgeschichte kommt es darauf an, sehr viel mit wenigen, prägnanten Sätzen auszusagen. Und das gelingt dir m.A. nach auch. Die Metaphorik in deinem Text bewirkt das was sie soll, nämlich die Atmosphäre und Grundstimmung aufzubauen, die der Inhalt vorgibt. Allerdings übertreibst du manchmal etwas. Ich denke du solltest deine Feder in dieser Hinsicht ab und zu etwas in Zaum halten
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Zum Inhalt: Das Thema an sich ist nicht leicht. Und zwar nicht deswegen weil es etwa zu komplex ist sondern gerade weil es in gesellschaftlicher Hinsicht alltäglich ist und kaum die Basis für eine gute Geschichte liefert. Aber dennoch ist es dir gelungen, diese eine melancholische Grundstimmung beizubehalten und das Thema gut auszubauen.
Fazit: Der Mönch am Meer...so ungefähr wirkt deine Geschichte auf mich und ich liebe dieses Gemälde
...Der Raum und die Figur verschmelzen und übrig bleibt ein Glas Whiskey. In einem Zug würde ich es nicht leeren aber schmecken tut es nicht schlecht
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Cerebro und der Leichenschmaus:Auch hier findet sich ein ordentlicher Schreibstil. Nicht ganz so durch die Blume wie bei Wolna aber dafür klar und prägnant. Die Beschreibung der Verfolgungsjagd (oder besser die Beschreibung des Widerstands des Egos gg. seine endgültige Auflösung, wenn ich das richtig interpretiere) ist gut gelungen. Ich konnte mich ganz gut in die Lage der Frau und die bedrückende Atmosphäre versetzen. Was mir jedoch etwas mißfiel war die Beschreibung der Außenwelt am Anfang. Die Figur ist klar umrissen und die Gefühlslage ist nachzuvollziehn aber die Eindrücke, die die Frau von ihrer Umgebung hat, die Inputs ihrer Sinne (wenn man so will), könnten besser umschrieben werden.
Zum Inhalt: Auch ein schwieriges Thema. Auch alltäglich aber komplexer und gerade deswegen schwierig weil die Gefahr besteht, in Klischees und halbgare Philosophien abzurutschen. Dennoch muss ich sagen, dass du es nicht zu weit damit getrieben hast und ich ein gewisses "Gänsehautgefühl" meinerseits nicht abstreiten kann
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Fazit: Eine gute Idee zu einem Thema, das so zeitlos ist wie der Tod selbst. Wirklich überraschend kam das Ende nicht aber der Spannungsbogen bis dorthin und die nüchterne und klare Erzählweise ergeben eine solide und interessante Kurzgeschichte.
Jessica und die Vendetta:Hier muss ich leider ein paar Abstriche im Schreibstil machen. Schlecht ist er nicht. Soviel vorab. Aber der Anfang war etwas schwerfällig, wie ich fand. Auch solltest du meiner bescheidenen Ansicht nach etwas mehr auf die richtige Anwendung der Zeitformen achten. Da haperts manchmal. Allerdings hat mir die Beschreibung des Kampfes an sich wirklich gut gefallen. Schlag auf schlag und man fühlt sich fast als ob man selbst einen Sidekick verpasst bekommen hätte. Ab da wars echt spannend und sauber beschrieben. Ich denke, das liegt dir wirklich gut, diese Situationsbeschreibung. Das erzählerische Element (was Umwelt, Figur und Setting anbelangt) könnte aber viell. noch etwas verbessert werden.
Zum Inhalt:
Als einzige ist deine Geschichte noch im Fallout-Universum angesiedelt, was ich gut finde. Das Thema selbst ist aber nicht allzu originell und die Figur hat eigentlich außer ihrer Rache keinen wirklichen Tiefgang. Allerdings hat sie ein klares Ziel und der Weg dorthin (der Kampf) ist klar umrissen und passt zur Thematik.
Fazit: Ein kurzer Einblick in das Leben einer Person, dessen Wille nur noch auf eine Sache zusteuert. Das letzte Aufbegehren ist gut beschrieben und der Moment treffend festgehalten. Leider fehlte mir hier jedoch der letzte "Kick" um den Kritiker zum Schweigen zu bringen.
Molot und die leere Zyprexa-Schachtel:Dein Schreibstil ist gut aber ausbaufähig. Etwas mehr Umschreibung im Allgemeinen könnte nicht schaden. Stellenweise wirkt es wie ein Drehbuch, da die Kommentare der Personen etwas zu sehr im Vordergrund stehen. Alles in allem aber ok und lesbar.
Zum Inhalt: DAS Thema ist jetzt doch etwas komplizierter. Und dafür kommt mir der Schluss etwas zu kurz. Auch die Beschreibung der emotionalen Lage der Hauptfigur, die man bis kurz vorm Ende noch spüren konnte, läßt an der entscheidenen Stelle etwas nach und das Ende etwas fad erscheinen. Der Nachruf kippt das Ganze natürlich etwas kann die Sache m.A. nach aber nicht retten. Dir muss man allerdings lassen, dass die Idee an sich wirklich gut war und das Ende mal überraschend kam. Ich denke, wenn du etwas mehr Zeit investiert und den erzählerischen Rahmen etwas weiter ausgebaut hättest läge hier jetzt ein teurer, kleiner Diamant anstatt eines wertvollen Rohlings.
Fazit: Eine gute Idee, getragen durch eine leichte, schwunghafte Erzählweise kommt letztendlich nicht zur vollen Blüte. Der Ansatz eines guten Dramas ist jedoch vorhanden, nur wurde hier die Aufführung der Generalprobe vorgezogen.
Ok also hier meine endgültige Bewertung:
1. Cerebro
2. Mr.Wolna
3. Molot
4. Jessica
Allerdings liegen bei mir alle dicht beieinander, wie man an den "Schulnoten" sehen konnte
...und ich habe mich dann doch dazu entschieden Wolna auf den zweiten Platz zu heben...Molot und er liegen bei mir eigtl beide gleich auf aber Wolnas Story war dann doch etwas abgerundeter.
Ich hoffe es gibt eine Fortsetzung dieses Contests an dem man sich beteiligen kann (auch auf die Gefahr hin, das meine Kurzgeschichte aufgrund meiner Kritik hier gleich auf dem Seziertisch landen würde
)...Macht weiter so. Thumbs up
Ach ja, noch was zum Schluss. Auf Rechtschreibfehler jeglicher Art bin ich bewußt NICHT eingegangen und zwar aus gutem Grund: Erstens sind diese bei den o.g. Geschichten wirklich marginal und sind einem nicht gerade ins Auge gesprungen und zweitens ...wofür gibts das Lektorat?
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