Sumiko Ishinomori. Geboren auf der Kernwelt Aglaia im Planetensystem Kharit. Aufgewachsen in Neo Saitama, einer Stadt des Geldes und der Luxusgüter. Das eheliche Kind eines japanischen Polizeichefs und einer chinesischen Konzertpianistin. Später die persönliche Assistentin eines Firmenmanagers des Yoshiga Syndikats. Sie verlebte eine Kindheit im goldenen Käfig, ein Leben als Werkzeug, einen Ausbruch durch Mord. Die ersten Kapitel eines nun 27 Jahre dauernden Weges. Wie die Reise endet, steht in den Sternen...
Werdegang:
Sumikos Jugend war trotz einer privilegierten Stellung nicht die einfachste. Geboren in eine Welt, regiert von Status und Prestige, war die ihr auferlegte Pflicht das stete Streben nach Perfektion. Von ihren Eltern hatte sie nicht viel. Die liebevolle Mutter war 4 Jahre nach Sumikos Geburt an den Folgen eines langen Leidens gestorben und der hochdekorierte Vater verbrachte die meiste Zeit auf der Arbeit. Als oberster Chef der hiesigen Polizei war er ein angesehener Mann und trotz seiner häufigen Abwesenheit spiegelte sich seine Strenge zu jeder Zeit in Sumikos Erziehung wider, die er neben einer sehr exklusiven Schule noch diversen Privatlehrern überantwortete. Geld war für die Ishinomoris nie ein großes Thema und man sprach nicht darüber, doch Yuudai Ishinomori investierte ein kleines Vermögen in die Ausbildung seiner Tochter. Sumiko selbst war stets bemüht, die an sie gestellten Erwartungen zu erfüllen; leider wurden Erfolge nur wenig gewürdigt, während jeder noch so kleine Fehltritt Tadel und Strafe nach sich zog. Dies zehrte ebenso an der Substanz des Mädchens wie der Mangel an Freizeit, Hobbys und Freunden. Sumikos Leitfaden durchs Leben war ihr Terminkalender und die Beziehung zu ihrem harten Vater ein tiefer, doch distanzierter Respekt, der sich nur wenig mit Liebe vergleichen ließ.
Obwohl Liu Thuy-Linh ihrem Ehemann keinen Sohn geschenkt hatte, stand von Anfang an fest, dass Sumiko in den Spuren ihres Vaters wandeln sollte. Zu ihrer elitären Schulausbildung gesellte sich am Nachmittag noch die Juku - die 'Paukschule' - sowie weitere fachorientierte Kurse am Abend. Darüber hinaus bestand Yuudai Ishinomori vehement auf eine umfassende Kampfausbildung seiner Tochter. Der schwarze Gurt in mindestens einer Kampfkunst war sowohl Familientradition als auch eine der geforderten Mindesvoraussetzungen für die angestrebte Offizierslaufbahn. Abseits des ständigen Büffelns blieb nur wenig Zeit für private Freuden. Feste Beziehungen hatte Sumiko nie, Freundschaften nur wenige oberflächliche. Ihr liebster Gefährte hörte auf den Namen Koi-Koi und war ein genetisch herangezüchteter Mogwai, der ihr jedoch nach dem Ausbleiben schulischer Höchstleistungen dauerhaft entzogen wurde. Selbst ausgesuchte Hobbys gab es nicht. Das aufgezwungene Spielen auf dem Klavier hasste Sumiko wie die Pest und allein der alltägliche Gang ins Dojo brachte etwas Farbe in den sonst so grauen Alltag. Das Leben bereitete dem Mädchen nicht immer Freude, doch sie kannte es nicht anders.
Die sture Gerade ihres Daseins beschrieb eine erste Kurve, als Sumikos Vater unredlicher Verbrechen beschuldigt und vor Gericht gebracht wurde. Die öffentlich übertragene Verhandlung nahm eine unschöne Wende, als der Angeklagte bei einem seiner Gänge ins Justizgebäude mehreren tödlichen Schüssen erlag und vor laufenden Kameras verstarb. Yuudai Ishinomori wurde posthum seiner Verbrechen für schuldig erklärt und anonym beigesetzt; Vermögen und Besitztümer gingen nach seinem Tod zu größten Teilen in die Staatskasse über. Zu jener Zeit war Sumiko frisch in den Polizeidienst getreten und besuchte die gleiche Offiziersschule, die auch ihren Vater ausgebildet hatte. Das anvisierte Ziel war durch den plötzlichen Skandal allerdings dauerhaft zerschlagen. Um ihr Gesicht zu wahren, quittierte sie freiwillig den Dienst und verließ die Akademie. Verfolgt von Schande und neugierigen Lokalreportern kehrte sie Aglaia den Rücken und verschwand aus dem Kharit-System. Der erste Versuch eines bescheidenen Neuanfangs geschah als Personenschützer bei einer privaten Sicherheitsagentur. Sie eskortierte reiche Kaufleute und angehende Pop-Sternchen, wurde jedoch nach der verhältnismäßig kurzen Zeitspanne von 13 Monaten abgeworben.
Der Mann, dem sie schlussendlich vorstellig wurde, nannte sich Katsuo Shimakura und war führender Manager eines der vielen Unternehmenszweige des Yoshiga Syndikats. Er gab sich als alter Bekannter ihres Vaters zu erkennen und bot Sumiko einen höchst lukrativen Job bei Yoshiga an. Sie willigte ein und wurde dem firmeneigenen Sicherheitsdienst zugewiesen, wo man ihre Fähigkeiten auf die Unternehmensphilosophie zurechtschnitt und weiter verfeinerte. Nach einer Art Grundausbildung versetzte Shimakura sie in die Position seiner persönlichen Assistentin, was Sumiko für mehrere Jahre zu kaum weniger als seinem Schatten machte. In erster Linie war sie für seinen persönlichen Schutz zuständig, doch Shimakura, der sie stets mit Wohlwollen und Respekt behandelte, entwickelte sich mit der Zeit zu einer Art Vaterfigur. Sumiko war seine ständige Eskorte. Sie begleitete ihn von Geschäftsterminen bis hin auf High Society Partys und mit in den familiären Urlaub.
Der Wandel kam schleichend und auf dem Weg des Vertrauens. Sumiko lebte ein gutes Leben, doch ihre Abhängigkeit und Gefügigkeit gegenüber Shimakura wurzelten tief. Als sie das volle Ausmaß seiner kriminellen Aktivitäten zu Gesicht bekam, war sie bereits so tief in den Sumpf eingetaucht, dass es sie eigentlich kaum mehr schockierte. Zu oft hatte sie verdächtige Details bewusst ignoriert, als dass sie sich am Ende noch groß wundern musste. Immer mehr wurde sie in die Machenschaften eingebunden. Das Schild wurde zum Schwert und in Shikamuras Händen fand dieses Schwert oft genug Gebrauch. Es wurde gepflegt, verbessert und belohnt - am Ende jedoch blieb es nichts als ein Werkzeug. In Treue ergeben fügte sich Sumiko diesem Schicksal, so wie sie es schon immer getan hatte...
Der Neuanfang:
Sumiko dachte an das Vergangene zurück, während Katsuo Shimakura immer wieder in sie eindrang. Auf dem Höhepunkt angekommen richtete er sich auf und stöhnte, die schwitzigen Hände auf ihre Brüste gestützt. Sie tätschelte seinen speckigen Bauch, strich weiter hinauf und zog ihn sanft wieder zu sich hinunter. Ihre Beine schmiegten sich um sein Hinterteil und ihre Arme umschlangen den korpulenten Leib zu einer sanften Umarmung. Shimakuras Versuche zu schreien verkümmerten zu heiserem Gekrächze, als die Luft mit dem ersten Ruck aus seinen Lungen gepresst wurde. Stumm starrte Sumiko an die in Schatten gehüllte Decke, während sie zudrückte und nach und nach jeden Knochen in seinem Brustkorb knacken hörte. Er konnte sich ihren Armen nicht entwinden. Sie waren eines seiner zahlreichen Geschenke an sie gewesen. Schlank und makellos. Nicht von den alten zu unterscheiden. Ein Trugbild, wie so vieles andere auch.
Als es vollbracht war, rollte Sumiko den schlaffen Körper mühelos von sich herunter, ging nackt im Zimmer umher und sammelte ihre Sachen auf. Vor einem Spiegel knipste sie das Licht an und sah sich in die falschen Augen. Das schöne Haselnussbraun wich mit einem Wimpernschlag der eigentlichen Farbe: Ein künstliches Weiß-Grau, das je nach Lichteinfall eisig blau schimmerte. Das war aus ihr geworden; das hatte er aus ihr gemacht. Doch nun war der Puppenspieler tot und die Puppe endlich frei. Sie hätte es auch ohne das Geld und die Möglichkeit unterzutauchen getan, das war ihr schon vor Tagen klar geworden. Machte es einen Unterschied, ob sie Shimakura-San am Ende an sich selbst oder seine Feinde verraten hatte? Immerhin bekam sie so die Möglichkeit, neu anzufangen und all dies hier hinter sich zu lassen. Sumiko löschte das Licht wieder. Nur noch ein paar letzte Formalitäten, dann wartete ein neues Leben auf sie...