Die drei Männer und Hund bewegen sich langsam auf das Objekt der Neugier zu. Das Stück Land hier ist offen und nur von wenigen Sträuchern und Felsen besiedelt - für einen Hinterhalt ein aüsserst schlecht gewählter Ort, weshalb diese Möglichkeit eher in den Hintergrund gestellt werden kann. Wegen der tief stehenden Sonne ist es nicht besonders einfach, etwas Genaues zu erkennen, doch nach und nach schält sich ein liegender Körper aus der formlosen Silhouette.
Fast gleichzeitig kommen Graham, Greg und Jordan an ihrem Ziel an. Im Halbkreis stehen sie um einen Mann, dessen Kopf von in einem weiten Sombrero steckt und so zunächst verborgen bleibt. Seine Haut ist von dunkelem Taint und seine einfache Kleidung besteht größtenteils aus bräunlichem Stoff, welcher wiederum von einem dunkelblauen Jorongo eingehüllt wird. Der Mann liegt auf dem Bauch, alle Viere von sich gestreckt, und macht keinen Mucks. Dass er nicht hier her gehört, sieht man allein an seinem Schuhwerk, welches aus einfachen Sandalen besteht, die mittlerweile schon mehr als abgelatscht erscheinen. Die Füße darin sprechen Bände, sind blutig, aufgescheuert und wund. Außer einem kleinen Beutel ist auch keinerlei Gepäck zu sehen - Was dieser Mensch hier ohne jegliche Ausrüstung im Niemandsland verloren hat, ist nicht im Ansatz zu erklären...
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Miguel Sanchez Mordinio liegt auf dem Boden der Tatsachen. Keinen Schritt kann er mehr tun und sein ganzer Körper fühlt sich an wie ein tauber Kartoffelsack. Seine Odyssee in die Wüste war von vorne bis hinten vom Pech verfolgt und nun scheint er tatsächlich vor dem umabwendbaren Aus. Nachdem er sich über die mexikanische Grenze nach Texas absetzen konnte und seine Verfolger abgehängt glaubte, hatte es nicht lange gedauert, bis er abermals Ziel des Unrechts wurde. Die Karawane, derer er sich angeschlossen hatte, war auf halber Strecke nach Worth abgefangen und überwältigt worden. In all dem Trubel hatte er zwar sein Leben, nicht jedoch alle seine Vorräte retten können. Gerannt war er - wie der Teufel und einfach raus in die Wüste. Im Schutz der Dunkelheit entkam er, doch das Desaster sollte erst beginnen. Er war fremd hier, ohne jegliche Orientierung, und watschelte unter der permanenten vor den Raidern einfach hinaus ins Blaue. Straßenschilder gab es in dieser Einöde kaum und wenn, dann führten sie in ausgestorbene, zerbombte Häufchen Atommüll.
Miguel hatte sein sein Glück wieder etwas aufkeimen sehen, als er am zweiten Tag seiner neuerlichen Flucht den Highway und ein Schild Richtung Dallas entdeckt hatte. Der Name war auf seiner kurzen Karawanen-Fahrt im Zusammenhang mit Fort Worth einige Male gefallen und Miguel vermutete einen Zusammenhang. Vielleicht war Dallas eine Art Zwischenstop auf den Weg nach Worth, vielleich stand Worth aber auch auf den Ruinen des alten Dallas erbaut? Er wusste es nicht... Seine Kenntnisse über Land und Leute hier waren kaum der Rede wert und so musste er sich an diese vage Vermutung klammern, obwohl ein paar intensivere Gespräche mit den Händlern durchaus hilfreich hätten gewesen sein können. Doch ihm war im Anbetracht der kürzlich überwundenen Ereignisse einfach nicht nach Plaudern gewesen und wollte nur möglichst schnell möglichst weit weg. Nun, einen Raider-Überfall und mehrere Tage Gewaltmarsch später, hatte er all seine im Eifer des Gefechts zusammengerafften Rationen aufgebraucht und war am Ende aller Kräfte. Seine Füße waren nur noch ein einziger Schmerz und irgendwann war er dann einfach umgekippt.
Jetzt lag er da... mitten auf der Straße und - so glaubte er - kurz vor dem Ziel. Ein jämmerlicher Abgang, aber so sollte es wohl sein...