Dead Island würd ich auch nichtmal mehr mit der Kneifzange anfassen. Ganz mieses Gamedesign, finde ich.
Und so kann man sich irren. Splinter Cell Blacklist habe ich frühzeitig, also nach den ersten Videoschnipseln und Previews, abgeschrieben. Anspielen wollte ich es als Fan der ersten Stunde trotzdem und ta-daa: es ist fast der absolute Wahnsinn! Spielt sich nach einiger Eingewöhnungszeit irre flüssig und dynamisch, die Nebenaufträge (alle nach demselben Muster gestrickt, aber trotzdem nie langweilig) sind toll gemacht, die Spielzeit überraschend umfangreich und die Story ist auch ganz okay. Streckenweise natürlich total widerlich - aber was will man erwarten, wenn Tom Clancy auf der Packung steht. Leider sind Sams Kommentare nicht mehr so sehr mit trockenem Humor durchsetzt. Kommt zwar immer mal wieder durch, zündet aber seltenst. Das ist irgendwie schade, weil es jedem Kenner der ersten Teile in angenehmer Erinnerung sein dürfte.
Die beiden Totalaussetzer Double Agent und Conviction sind Vergangenheit und das merkt man. Man kann zwischen (mit dem entsprechenden Paladin-Upgrade auch an bestimmten Stellen während) der Missionen seine Ausrüstung anpassen und neue Waffen oder Rüstungsteile kaufen. Diese bezahlt man mit in den Missionen erreichten Punkten und erhält dafür Westen, Hosen (jeweils defensiv oder offensiv), Handschuhe und Stiefel, die je nach Art Tarnung oder Rüstung verbessern. Diese gibt es jeweils in verschiedenen Stufen. So ist es möglich, die Kampagne zu spielen, ohne jemanden zu töten und nicht entdeckt zu werden (Ghost), den Wert des menschlichen Lebens eher zu vernachlässigen, aber trotzdem unauffällig vorzugehen (Panther), oder sich mit der härtesten Rüstung und stärksten Gewehr auszustatten und einfach alles umzumähen. Freilich gibt es Abschnitte, in denen man nicht entdeckt werden darf, oder niemand verletzt werden darf.
Je nachdem in welcher Spielweise man Gegner ausschaltet oder umgeht, bekommt man in dem jeweiligen Zweig Punkte gutgeschrieben, die am Ende der Missionen ausgezahlt werden. Als Ghost bekommt man die meisten Punkte.
Zwischen den Storymissionen kann man mit Grimsdottir, Charlie, Briggs und Kobin plaudern und erhält von ihnen Nebenaufträge, die lukrativ und sowohl herausfordernd als auch spaßig, aber kaum erzählerisch wertvoll sind. Zudem verlaufen alle ziemlich gleich.
Für Grim soll man möglichst unentdeckt in verschiedene bewachte Gebiete eindringen und mehrere Missionsziele erfüllen, bevor man wieder zum Startpunkt zurückkehrt.
Für Charlie wird man immer irgendwo abgesetzt und muss mehrere Gegnerwellen ausschalten, bevor man zwei Zielpersonen unter den Angreifern gefangen nehmen soll.
Kobins Aufträge verlaufen ähnlich wie die für Grim, mit dem Unterschied, dass jede Vorgehensweise erlaubt ist.
Briggs Missionen lassen sich nur zu zweit spielen - daher bin ich noch nicht in ihren Genuss gekommen. Die von Grim, Charlie und Kobin kann man wahlweise solo oder kooperativ zu zweit angehen.
Die Auswahl an Waffen und Kleidungsstücken ist erfreulich groß, wobei man viele erst durch Charlies und Kobins (Schwarzmarkt) Aufträge kaufbar macht. Trotzdem sind die meisten nicht wirklich brauchbar, da zu laut für unauffälliges Vorgehen. Viele sind von Anfang an mit Schalldämpfern ausgestattet, bei manchen ist Vermerkt, dass man einen dazukaufen kann - wie das geht, wird einem aber nicht erklärt und auch nach vielem Herumprobieren in den Menüs bin ich nicht darauf gekommen.
Nachtrag: Ein Klick auf das Schraubenschlüsselsymbol im Auswahlmenü wäre eine Option.
Die gewählte Ausrüstung hat auch Einfluss auf die Menge der Spezialgegenstände, die man mit sich führen kann und auch dort sind viele entweder für leises oder agressives Vorgehen geeignet. Splitter-, Brand-, und Blendgranaten habe ich z.B. nie eingesetzt. Umso dankbarer war ich dagegen für den mit einer Betäubungswaffe ausgerüsteten, frei steuerbaren Tricopter und die Betäubungsgranate, die alle Gegner ohne Atemfilter in einem kleinen Radius in sanften Schlaf fallen lässt. Die Rauchgranate ist nützlich, wenn man entdeckt wurde und schnell verschwinden muss, darüber hinaus gibt es noch verschiedene Minen, Haftkameras, Haft-Schallemitter um Gegner an den Punkt zu locken, an dem man das Teil platziert hat. Alternativ kann man Gegner auch mit Pfeif- und Flüstergeräuschen in die Nähe einer Deckung locken, mit dem Awesome-Button bewusstlos schlagen oder töten und gleich im Schatten verstecken, oder die Taste kurz gedrückt halten um den Kameraden als Geisel zu nehmen. Das alles funktioniert ganz wunderbar, nach einiger Zeit flüssig und einigemaßen intuitiv. Gelegentlich versaut man es sich, weil verschiedene Möglichkeiten durch Doppelbelegung und nahe beieinanderliegende Aktionsmöglichkeiten ungewollt aktiviert werden. Zielt man auf eine Tür und drückt die Aktionstaste, öffnet man sie, nur ein paar Millimeter zu tief und man benutzt das Optische Kabel und späht darunter durch. Für das Huschen von Deckung zu Deckung gilt das Gleiche. Einmal per Tastendruck an eine Barriere geschmiegt, kann man mit Zielen auf eine in der Nähe befindliche Deckung und Leertaste automatisch dort Schutz suchen - in der Hektik kann es vorkommen, dass man statt hinter einer Ecke, direkt davor landet und schlimmstenfalls im Blickfeld einer Wache, Kamera oder im Lichtkegel eines Scheinwerfers. Nach ein paar Stunden weiß man das aber und kann damit umgehen.
So...keine Lust mehr zu schreiben. Tolles Spiel. Kauf kann in Betracht gezogen werden. Soweit mein Tipp. Roman Ende. :>