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Spaß beiseite. Ich persönlich finde auch, dass FO3 ein gutes Spiel ist. Allerdings leidet es an einigen gravierenden Schwächen. Ich habe es am Wochenende das erste Mal durchgespielt und daher ist mein erster Kritikpunkt das Ende. Jeder, der es einmal durch hat, weiß wohl wovon ich rede. Dann stört mich die so hoch gepriesene Nonlinearität. Klingt komisch ist aber so. Ich finde es prinzipiell gut, dass man machen kann was ich will und auch Teile der Hauptquest einfach überspringen kann, aber ich finde die Art und Weise, wie das in FO3 umgesetzt wurde, einfach schlecht. Dies hängt leider zum Großteil an den vielen Logiklücken und den unausgegorenen Dialogen. Diese werden viel zu wenig von meinen Handlungen beeinflusst. Ich renne durch die Gegend und suche meinen Vater. Warum zum Henker kann ich dann nur an questrelevanten Orten nach ihm fragen? Warum kann ich nicht in Arefu oder Andale oder weiß der Geier wo nach ihm fragen? Weiß mein Charakter, dass er unmöglich an diesen Orten hätte sein können? Woher soll er das wissen? Warum besteht für meinen Charakter nicht mal die theoretische Möglichkeit, dass Daddy versklavt wurde und somit in Paradise Falls eine entsprechende Dialogoption? Von den Logiklücken, die entstehen, wenn man Teile der MQ überspringt, kann ich nur vom Hörensagen berichten, da ich diese wirklich Stück für Stück gelöst habe. Das fand ich in FO1+2 schön. Da konnte ich wirklich fast jeden Deppen nach dem Wasserchip/GECK fragen. Man bekam zwar meistens keine hilfreichen Antworten ("GECK? You mean some sort of gecko?") aber es fühlte sich logisch und richtig an.
Genauso der erste Besuch in Megaton. Man wird direkt am Eingang vom Sheriff abgefangen und kann ihn direkt auf die Bombe ansprechen. Huh? Hat mein Char die Trailervideos gesehen oder woher weiß er davon? "Ah, der Metallklotz dahinten in der Mitte der Stadt ist eine Atombombe, die nicht explodiert ist. Sieht doch jeder sofort auf den ersten Blick."
Was mich auch stört ist das gesamte Design der Spielwelt. Nur zwei wirkliche Siedlungen. Drei, wenn man Tenpenny Tower dazuzählt. Ich tue es nicht. Dafür etliche Miniaturdörfer mit durchschnittlich 3,6 Einwohnern. Zudem wirkt es auf mich immer, als hätte sich die Menschheit seit FO1+2 wieder zurückentwickelt. Und warum stehen überall noch funktionierende Computer herum? Und woher kommt der Strom für diese, die Terminal, die Beleuchtung in den Tunneln? Alles noch intakt? 200 Jahre nach dem Krieg? Wenn ich mir meinen Bodycount am Spielende so anschaue, dann fällt mir einmal mehr auf: Das ist keine "Wasteland" durch das ich da laufe. Alle paar Meter treffe ich auf Gegner und irgendwelche "interessante Orte"
Auch missfällt mir die gesamte Charakterentwicklung. Mit den Vorgängern hat das nicht mehr viel zu tun. Ich bin am Ende ein guter Allrounder. Ich bin mir grad nicht sicher, aber ich glaube ich hatte 6(!) Skills auf 100 und den Rest zwischen 50 und 100. Und das, ohne darauf bedacht gewesen zu sein, meine Stats zu maximieren. (Guides dafür gibt es ja mittlerweile auch genügend.) Der Rollenspielanteil ist für mich zu gering.
Die Nebenquest sind meist gut gestaltet und machen Spaß. Allerdings sind es für meinen Geschmack viel zu wenige. Es gibt nur 17 Nebenquests (ohne diese Miniaufgaben, die nicht als Quests gelten). Das ist nur ein Bruchteil der Questfülle der ersten beiden Teile. Und wenn die erstmal durch sind, dann bleibt nur noch die MQ. Ich hatte am Ende beispielsweise keine Lust mehr durch die Gegend zu wandern nur um des Erkundens willen. Die meisten Orte waren nur wieder neue „Dungeons“ mit mehr oder weniger tollen „Schätzen“. Meistens waren sie den Aufwand nicht wert und man wurde auch nicht durch gutes Design der Locations entschädigt. Habe letztendlich auch nicht die ganze Karte erkundet.
Aber nichtsdestotrotz ist FO3 ein gutes Spiel. Nicht mehr und nicht weniger. Dem Vergleich zu den Vorgängern (soweit man die Titel vergleichen kann) hält es nicht ansatzweise stand. Ein gutes RPG ist es mMn auch nicht. Es hat nicht die Langzeitmotivation der Vorgänger, doch es weiß deutlich länger zu begeistern als die meisten anderen aktuellen Spiele. Und ich werde es mit Sicherheit auch noch ein zweites Mal durchspielen. Es ist halt ein gutes Spiel, das sich positiv von der Masse abhebt. Der Aufstieg in die Spitzenklasse bleibt ihm wegen seiner Mängel jedoch verwehrt.
PS. Ich habe diesen Beitrag „frei von der Leber weg“ geschrieben und bitte daher eventuelle Mängel zu entschuldigen
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