Ich habe mir das Game Brigade E5 gekauft und wollte mal einen kleinen Bericht abgeben, weil ich mir dachte es gibt auch hier ein paar Jagged Alliance Fans.
Für jemanden wie mich der noch das erste Jagged Alliance gezockt hat und seit dem Fan dieser Serie ist war es natürlich eine Selbstverständlichkeit sich den inoffiziellen Nachfolger der Serie zuzulegen und schon einmal vorneweg: ich wurde bitter enttäuscht!
Ich beginne erst einmal mit den Elementen des Spiels die ich für gelungen halte:
Die Story des Spiels ist recht gut ausgearbeitet. In einem Südamerikanischen Land namens Palinero tobt ein Bürgerkrieg. An diesem Krieg nehmen drei Fraktionen teil denen man sich allen anschließen kann. Da wären zum einen die Regierungstruppen des korrupten Diktators, die Rebellen und eine Verbrecherorganisation die sich am Zustand des Landes zu bereichern sucht. Zu beginn des Spiels sucht man sich einen von sechs Hauptcharakteren aus dem man dann auch noch eine besondere Kategorie zuweisen darf. Dann nach einer unterhaltsamen Videosequenz (Die Videosequenzen in dem Spiel gefallen mir insgesamt auch sehr gut) gelangt man zu einem, meiner Meinung nach viel zu kurzem, Persönlichkeitstest der nicht nur die Charakterwerte Deines Protagonisten beeinflusst, sondern in dem man auch die Fraktion wählen kann für die man kämpfen möchte. Allerdings soll man diese im Lauf des Spiels noch wechseln können.
Es gibt aber auch hier einige Ungereimtheiten über die man aber vielleicht noch großzügig hinweg sehen könnte. Zum Beispiel gibt es in dem Spiel kein richtiges Bargeld. Einige Gegner tragen Kreditkarten bei sich die man in Banken zu Geld machen kann. Sollte wahrscheinlich die Atmosphäre der Korruption noch etwas pushen wenn man in der Bank wohlwissendlich gestohlene Kreditkarten zu Bargeld machen kann, aber seit wann trägt ein armer Bauer der sich entschieden hat gegen das korrupte Regime zu kämpfen denn seine American Express Karte bei sich? Ich glaube auch das Rebellen ihre Knarren in der Realität eher Bar bezahlen müssen als mit Karte. In Kombination mit Bargeld wäre das evtl. sogar ne originelle Idee gewesen aber so ist es ziemlich schwachsinnig.
Als letztes Positives Element möchte ich noch die Vielfalt an Ballermänner in dem Spiel anführen. Es gibt über 80 verschiedene Wummen die alles an konventionellen Faustfeuerwaffen bis hin zu Raketenwerfern, Mörsern und Minen umfassen. Nur für Nahkämpfer ist nicht gesorgt in dem Spiel gibt es nicht mal ein Messer.
Womit wir dann auch zu den Elementen von Brigade E5 kommen die mir gelinde gesagt nicht zusagen:
Die Grafik ist eine einzige Katastrophe! Na gut nicht ganz...
Die Personen in dem Spiel sind ganz hübsch anzusehen und sind für ein Taktik Spiel mit RPG Elementen wie Brigade E5 eigentlich ausreichend. Die Spielwelt an sich dagegen ist gerade zu furchtbar. Sogar Shadow Company hat in der Beziehung mehr zu bieten und das Game ist mal locker 4 Jahre alt.
Eigentlich lege ich bei Strategiespielen nicht all zu viel Wert auf grafische Elemente aber das geht echt zu weit. Es gibt in der ganzen Umgebung so gut wie keine grafischen Details! Na gut es gibt Bäume, Palmen Sträucher, Büsche, Felsen, Hügel und Schluchten aber das war’s! Die Umgebung wirkt absolut lieblos und alles andere als lebendig, ja gerade zu steril. Dazu kommt noch das das jeweilige Spielfeld auf dem man sich befindet von einem Mittelblauen nichts begrenzt wird, so das man sich vorkommt als stehe man auf einer "himmlischen Insel".
Womit man sich in Wäldern und Dschungel evtl. noch anfreunden könnte ist in den Städten von Palinero echt der absolute Dolchstoß ins Herz eines jeden Jagged Alliance Fans. Dort gibt es wirklich nur Straßen, Häuser, Mauern und Menschen. Das höchste an Details was man dort erleben kann sind Aufschriften an manchen Gebäuden wie Bars, Läden und Krankenhäusern. Alles was in so eine Stadt gehört, gerade wenn man eine Atmosphäre von Armut und Elend in Lateinamerika erzeugen will, wie brennende und nicht brennende Mülltonnen, Straßenlaternen, Müllberge die irgendwo rumstehen, Palmen, angelegte Blumenbeete, Holzzäune, Feuer, Parkbänke, Statuen und Plakate von El Präsidente und so weiter und so weiter gibt es nicht!
Die Innenausstattung der Gebäude ist noch schlimmer, hier gibt es nicht mal Klos. In der Bar stehen ein paar Tische und Stühle und in Lagerhäusern stehen Kisten herum, hier und da gibt es einen Tresen und sonst nur Tristes. Ihr müsst euch mal den Präsidentenpalast des korrupten (also reichen) Diktators vorstellen. Der ist zwar sehr geräumig aber außer Teppichen, Tischen und Stühlen nichts! Da geht doch jede Atmosphäre verloren! Wenn dann noch das mittelmäßig innovative Gesprächssystem dazukommt und die grottenschlechte Übersetzung der Texte ins deutsche ist auch hier Hopfen und Mals verloren.
Und um die Frechheit komplett zu machen ruckelt dieses Spiel für rund 40€ dann auch noch auf meinem 3Ghz Rechner mit 512 MB Ram.
Fazit: Für dieses Spiel, das nur von seinem guten Namen lebt, tatsächlich den vollen Kaufpreis zu verlangen ist eine bodenlose Frechheit. Wenn ich die Betaversion einer Mondbasissimulation erleben möchte hack ich mich in den Nasa-Rechner. Die einzige Möglichkeit dieses Spiel, das definitiv noch ein Jahr bearbeitet und ergänzt hätte werden müssen, noch zu retten ist wie bei the Fall noch rund zehn Patches zu 50 bis 100MB für die Dummen ins Netz zu stellen die sich das Game wirklich geleistet haben. Da das Spiel aber nicht mal eine eigene Homepage hat sehe ich da ehrlich gesagt schwarz. Meine Meinung: FINGER WEG!