Deine freunde sind auch garantiert nicht fundamental einer anderen Meinung. Dazu kommt dieses übelst marxistische Schema vom falschen Bewusstsein. Das ist ein guter theoretischer Trick einfach zu sagen "Wer mir nicht zustimmt hat einfach das falsche Bewusstsein" - damit muss man sich dann nicht auseinander setzen was und warum der andere etwas anderes sagt, er liegt zwangsläufig aufgrund der eigenen Herangehensweise und Theorie falsch und man selbst immer im Recht. Dementsprechend bringen diskussionen darüber auch überhaupt nichts wenn man sich nicht von der Vorstellung, dass es ein richtiges und falsches Bewusstsein, materialistischen Historizismus und Gesellschaft allein auf ihre Produktionsverhältnisse (die wiederum auch nur sehr vereinfacht dargestellt) gibt lösen kann.
Der Kapitalismus sei aber dennoch nicht überlebensfähig, was „die unaufhaltsame Entzivilisierung der Welt“ nach sich ziehe. Die einzige Handlungsalternative sei „eine Kultur der Verweigerung“. Dies bedeute, „jede Mitverantwortung für ‚Marktwirtschaft und Demokratie‘ zu verweigern, nur noch ‚Dienst nach Vorschrift‘ zu machen und den kapitalistischen Betrieb zu sabotieren, wo immer das möglich ist“.
Ich finde das allgemein eh fragwüdig (mal abgesehen davon, dass der Kapitalismus ja erstaunlich zäh ist dafür das ihn seit über 150 Jahre alle möglichen Leute als sterbend oder bald tot sehen). Also ein Ultra für Dortmund ist genauso pauschal ein Kapitalismusopfer wie ein Ultra für Dynamo oder Hinterpoppelzwiebeldorfhausen? Aus Sport wird Geld gewonnen, so wie aus allem anderen, ist ja logisch weil ansonsten ja schon die Organisationen nicht aufrecht erhalten werden können, irgendwelche Kosten gibts immer. Aber was hat das jetzt mit kapitalistischen Betrieb zu tun? Der Fan ist kein Arbeiter und ich bin mir sicher dass so ein Fußballfan kein Produkt konsumiert wie man das beispielsweise beim Shoppen im H&M tut. Im Prinzip musst du alles ablehnen was dir die Gesellschaft irgendwie anbietet wenn du auf so eine Denke gerätst. Keinen Job mehr, kein Geld, keine Konsumgüter, kein Strom, keine Massenveranstaltungen, keine Wohnung, kein fließend Wasser, keine Klamotten, kein Radio und auch schon zwischenmenschlicher Kontakt wird schwierig, weil dich das alles davon abhält Marx/Trotzki/wasweißich zu lesen und nachzubrabbeln. Blöd nur dass man wenn man bewusst und freiwillig außerhalb der Gesellschaft irgendwo auf einer Bergspitze steht eigentlich erstmal begründen muss warum man überhaupt das Recht haben sollte dran fundamental rumzuwerkeln weil man eh 'draußen' ist und einem das alles doch gar nichts mehr angeht. Und was sollen schon wirkliche Werte sein? Neben fressen und Sex? Das 'Menschheit auf 2 Millionen durch flächendeckende Sterilisation' beschränken mit beschaulichen leben im Wald bis man feststellt das zur Natur auch so blöde Dinge wie Raubtiere, Krankheiten und unheilbare Knochenbrüche dazu gehören während sich übelst inzestiös die winzigen Gemeinden abgeschottet fortpflanzen ist vielleicht DEIN Wunschtraum, aber sicher nicht meiner. Ich find Steinzeit uncool.
Abgesehen davon, mal ganz ehrlich: Was hat die Diskussion hier eigentlich zu suchen? Hier gehts doch um Fußball, nicht um Hippiekram. Überhaupt finde ich es komisch Leuten das recht auf Spaß verweigern zu wollen weil man glaubt, dass darüber die Weltrevolution ins Stocken kommt - Spaß hat allgemein den Faktor, dass die Weltrevolution stecken bleibt. DArum gibts auch genügend schwer linke Gruppen, die sich aktiv gegen Entwicklungshilfe u.ä. aussprechen - weil die Leute keine Revolution machen wenns ihnen gut geht. Soviel dazu.