Das Problem ist, dass deine Kritik arg haltlos ist. Hätten die Macher ein Mondkz aufziehen sollen, mit Mondjuden, um zu zeigen, wie böse die Mondnazis sind?
Ich halte meine Kritik für durchaus berechtigt und auch daran fest (siehe unten). Wie man den Nazis hätte gerecht werden können, ohne den Film großartig zu verändern, habe ich oben schon aufgezeigt. Und das war jetzt nur eine random Idee. Es gäbe mit Sicherheit zig andere Möglichkeiten. Ist aber auch nebensächlich, weil der Punkt ist, dass es eben nicht passiert ist.
Meinungen kann jeder haben. Sie sind wie Arschlöcher Nein, weil du mit 2 verschieden Maßstäben misst.
Du meinst, ein satirisch intendierter finnischer Film zu besagter Thematik mit vorwiegend deutschem Personal müsse dem Publikum unbedingt die Holocaust-Problematik (KZs auf dem Mond???) um die Ohren schlagen, um moralisch (?) glaubwürdig zu sein. Thematisiert hingegen ein sowjetischer Film weder den Holocaust der Nazis noch den Homizid bzw. die Deportation sowjetischer Bürger jüdischen Glaubens, wird dies von dir ziemlich lapidar mit dem Verweis auf die Ähnlichkeit der Umstände im 3. Reich und der SU abgetan.
Jetzt nochmal gefragt: wieso sollten Finnen in einer "Klamotte" nach gängiger B-Film-Tradition mit bewusst gewählten schablonenhaften Figuren und einer Ausstattung mit fiktionale Technik der 40er Jahre im Rahmen eines Exodus zum Mond - also ein dezidiert kontrafaktisches, ahistorisches Szenario (!) - mit dem Vorsatz der Humorigkeit und dem Preisgeben der Lächerlichkeit der Nazis zuzüglich aktueller politischer Bezugnahme auf ein reales, historisches Geschehen Bezug nehmen lassen?
Weil es zum Guten Ton gehört?
€ Ist zwar schon 4 Jahre alt, aber auch die heutigen Russen verharmlosen die Nazis ungemein:
http://www.spiegel.de/kultur/kino/filmsatire-gitler-kaput-die-nackte-russische-kanone-a-584424.html
Nein Cando, ich messe nicht mit zwei Maßstäben. Ich messe nur mit einem und zwar beim Film Iron Sky. Ich kritisiere, dass der Film den moralischen Zeigefinger gegen die materialistische Menschheit erhebt, die von skrupellosen und rücksichtslosen Amerikanern dominiert wird, aber gleichzeitig die Nazis verharmlost. Irgendwelche Sowjetfilme oder amerikanische Comics würden hier nur in sofern eine Rolle spielen, als dass sie entsprechende inhaltliche Parallelen aufwiesen. Täten sie das und würden sie die Nazis in der gleichen Weise verharmlosen, würde ich sie genauso kritisieren. Allerdings ist mir kein anderer Film bekannt in dem negativ konnotierte Nazis gegen einen ebenfalls negativ konnotierten Rest der Menschheit stehen.
Völlig verfehlt ist Dein Versuch, hier irgendwelche Sowjetfilme heranzuziehen und die heutige finnische Filmproduktion in Bezug auf den Umgang mit der Judenverfolgung im 3. Reich, in eine Reihe mit der der SU zu stellen. Wie gesagt wurden auch in der SU die Juden verfolgt und die sowjetische Kunstszene war wohl etwa so frei, wie die Chinas heute (wobei die Zensur in verschiedenen Zeitperioden sicher mal mehr mal weniger streng war). Dass in einem solchen System Verbrechen die man selbst in ähnlicher Weise begeht nicht großartig in Filmen auftauchen, überrascht mich wie gesagt nicht. Die Russen (wie viele andere Nationen) sind auch nicht dafür bekannt ihre Vergangenheit großartig aufzuarbeiten, was ja auch einer gewissen Logik nicht entbehrt (Weshalb die Anerkennung des Massakers von Kartym durch Medwedew auch ein absolut historisches Ereignis war). Von Leuten die in einer freien pluralistischen Gesellschaft wie Finnland heute Filme machen, erwarte ich da doch etwas mehr, da man hier nicht behaupten kann Zensur oder Repressionen fürchten zu müssen.
Mein Maßstab ist folgender: Die Nazis nehmen dadurch, dass sie die Massenvernichtung von Zivilisten industrialisiert haben, schlicht die Spitzenposition im historischen Ranking des Bösen ein. Im Film erscheinen sie aber weit Harmloser als die Amerikaner und der Rest der Menschheit, die durch Habgier verwirklicht, was die Nazis nicht hinbekommen: Nämlich den nuklearen Holocaust. Ich kritisiere den Film also, weil er den moralischen Zeigefinger gegen das konservative Amerika und seine Außenpolitik erhebt, sowie gegen den Rest der Menschheit, aber eben gleichzeitig die Nazis verharmlost. Ist mir unklar wie man diese als haltlos abtun kann.
Dass der Film ein B-Movie ist, ist dabei doch keine Entschuldigung, oder gar Erklärung. Was wollt ihr damit überhaupt sagen? Dass der Film nichts als geistiger Dünnpfiff ist und jedes Nachsinnen darüber zu viel? Jeder Künstler nimmt seine Arbeit ernst und hat auch was zu sagen, sonst hätte er wohl einen anderen Beruf. Die Aussage dieses Films halte ich für bedenklich, weil er die Nazis in Relation zu ihrer Nachwelt verharmlost (die im übrigen durchaus zu recht kritisiert wird). Iron Sky ist sogar doppelt und dreifach zu kritisieren, weil es hier keine extremen monetären Interessen gab und die Macher wohl ziemlich viel Kontrolle über ihren Film hatten, ohne dass ihnen Studiobosse oder sonstwer großartig reingepfuscht hätten.