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SF RPG 2: Jagd
Zitrusfrucht:
Ein Krebs klettert langsam aus dem Meer den heißen Sandstrand entlang, zielsicher auf den Dschungel und den nebligen Berg zu, der die Insel überragt. Seit hunderten Jahren gehört er zu einer Population einfacher Krebse, die ihr Leben unter den beiden Sonnen des Planeten fristen, sich Fressfeinden erwehren und den Bedingungen der fremden jungen Umwelt gut angepasst haben. Kurz bleibt er auf seinen Weg stehen und mustert das große, runde Ding vor sich, geht in Kampfstellung und marschiert schnellstmöglich weg, bevor der Rest des Wesens vor ohm sich noch entscheidet, seine Aufmerksamkeit auf ihn zu richten.
Die Gruppe liegt faul in der Sonne. Mehr oder weniger schon seit Monaten, sieht man von Abstechern in anderen Systemen zwecks Partys, Wandern auf Bergen, der einen oder anderen optionalen Operation und anderen urlaubsartigen Aktivitäten ab. Es ist schon fast vier Monate her seit der Cup auf Omicron-10 beendet ist und - rein formell - Bürgerkrieg herrscht.
Viel bekommt man davon jedoch nicht mit.
Nach der ersten Anschlagswelle hat sich der Krieg sehr schnell in ein asymetrisches Katz-und-Maus-Spiel verwandelt. Die eine Operation hier, die andere dort. Die meisten Truppen der Aufständischen unternehmen kurze Schockangriffe oder Terroranschläge und ziehen sich schnellstmöglichst in die Tiefen des Alls zurück, die einzelnen Basen, Systeme und Sprungpunkte wurden gesichert, und weder das Militär, noch die verschiedenen Söldnerunternehmen oder die Koalition scheinen derzeit Interesse an einer großen Offensive zu haben. Es scheint fast so, als hätte noch niemand richtig begriffen, was exakt zu tun ist in der jetzigen Situation.
Was natürlich nicht bedeutet, dass die Umsätze von X.O.S. explodieren. Lilyas vorherige Arbeitgeber scheinen jedoch in der Klemme zu stecken, der Erstangriff hat ihnen viele Federn gekostet, und es scheint an Ressourcen zu mangeln, den Aufträgen nachzukommen.
Sybion-2 ist ein gemütlicher Planet, die Siedlung auf der Insel ist mit knapp 10 000 Einwohnern relativ klein, es gibt allerdings genug Bars, kleine Clubs und Vereine, um sich zu amüsieren, außerdem sind Sprungpunkte nach Utopia-Beta und Shinzu nicht weit.
Die salzige Luft des Meeres riecht wunderbar, aus dem Dschungel kommen alle möglichen Geräusche, und die Sonnen brennen warm vom Himmel hinab. Lediglich die Ölbohrplattform von Oshiga am Horizont stört ein wenig im Gesamtbild, aber auch nicht zu sehr.
Am Ende des Strands steht eine Bar, die zum Hotel gehört, in dem die Gruppe einquartiert ist, Denny's Inn. Denny, ein gedrungener Mann mit Halbglatze, leitet so wie er aussieht den Laden schon seit einer halben Millionen Jahre ohne dabei älter zu wirken als 45. Sein Sohn Joseph steht an der kleinen improvisierten Strandbar und grillt etwas Fleisch. Er ist über zwei Meter groß und mit Bärenkräften ausgestattet, sein Bart wild und seine Haare furchteinflößend wie die eines Räubers. Und wie so viele Männer seiner Statur kann er keiner Fliege was zuleide tun, wortwörtlich. Er befördert vorsichtig wie Porzellan verirrte Krebse zurück ins Meer und sein Vater musste Arbeiten wie Hühner oder Fische ausnehmen übernehmen.
Hinter dem Städtchen befindet sich warmer nebliger Dschungel und der Mount Squishie, der die Insel etwa auf 700 Metern überragt.
FEV-Infizierter:
....siebenundneunzig....achtundneunzig.....hundert......
Lilya absolviert den letzten Klimmzug ihrer morgendlichen Kraftsporteinheit, an dem knallestraffen Kletterseil welches sie zwischen zwei Mangrovenpalmen gepannt hat.
Ihr braungebrannter, straffer Körper ist schweißgebadet und ihre Beine vom vorherigen Dauerlauf mit einer weißen Puderschicht Korallenkalksand bedeckt.
Sie lässt sich in den Sand fallen und schnauft durch, eh sie sich zum Meer dreht, Anlauf nimmt und sich in die kühlen Fluten stürzt. Eine halbe Stunde Schwimmen ist ihr letzter sportlicher Programmpunkt ehe sie sich wieder in die technischen Eingeweide ihres Schiffes verkriechen wird was sie nach längerer Diskussion -in der sie natürlich gewonnen hat- 'Rambo' getauft haben-
Zitrusfrucht:
Lilya steigt erschöpft aber wach und glücklich wieder aus dem Meer und spaziert über den Sand. Am Strand ist nicht allzu viel los, ein paar Kinder bauen irgendwo eine Sandburg, während die Mutter entspannt ein Magazin nicht weit von ihnen liest. Ein, zwei Surfer reiten auf den noch relativ moderaten Wellen. Ein Sybion-Pinguin - braun und an das Klima angepasst, watschelt in Richtung Wasser, während ein Huhn beunruhigt auf die Schnitzel auf Jonnys Grill blickt. Die Zeit vergeht langsam auf Sybion.
Rambo ist am Himmel am Dock sogar tagsüber als ganz kleiner Punkt zu sehen, stationär in einer Umlaufbahn über der Insel. Im Dorf selbst gibt es einen Shuttledienst, außerdem wurde von Oshiga gegen eine Gebühr der Gruppe eine Drohne zur Verfügung gestellt, in die sich Lilya über den Cyberspace einklinken kann um am Schiff von der Planetenoberfläche rumzubasteln.
FEV-Infizierter:
Lilya vertreibt sich einige Stunden die Zeit damit die Optimierung des Ederitiumverbrauchs des Schleppers um satte 0,001% zu senken.
"Yeah!" Jubiliert sie und klappt ihr Cyberdeck zu, Zeit für ein Sonnenbad. Sie verlässt den Tisch an Johnnys Bar und steckt sich eine Kippe an, setzt sich ihre Sonnenbrille auf und begibt sich zu Yuri und Kane.
"Na ihr Faulpelze, machts noch Spaß?" Begrüßt sie ihre Miturlauber.
Zitrusfrucht:
Lilya marschiert an Johnny, der schüchtern ihr zunickt vorbei auf das Hotel zu. Das mediterrane Haus ist ziemlich groß, ähnlich wie bei einem amerikansichen Motel lassen sich die einzelnen Zimmer von außen über einen Balkon erreichen. Palmen flankieren den Eingang zum Innenhof, ein altes Pferdegespann, zwei noch ältere Pferde stehen hier am Stall. In der Mitte des Hofs steht ein alter 'Flitzblitz 9', ein knapp 500 Jahre alter Sportwagen. Donny liegt auf italienisch fluchend unter ihm und bastelt am Motor herum. Nicht weit von ihm entfernt steht ein alter, kleiner Fernseher. TF-News, ein Nachrichtensender mehrheitlich von der Handelsgilde betrieben, läuft gerade. Eine bezaubernde Moderatorin spricht gerade in die Kamera.
" .... sprach der umstrittene Politiker Duncan Milligan erneut in Dayton vor unzähligen seiner Anhänger. Neusten Hochrechnungen zufolge würde seine Partei 'Zentrum Vereinigter Planeten', ZVP, über 30% der Stimmen erhalten, dürfte in den Kolonien gewählt werden."
Das Bild schaltet um, Duncan Milligan in einem beigen Mantel steht hinter einem Rednerpult vor einer großen Menge, Parteisicherheit unauffällig in der Nähe positioniert. Sein grauer, akkurat geschnittener Bart und die graue, ordentliche Frisur geben ihm eine Ausstrahlung von Autorität und Vertrauen während er ins Mikrofon ruft.
"Die Konförderation ist alt, die Konförderation ist am Sterben! Verbrecher plündern die Kolonien, da hat Strauss recht - Verbrecher, die sich die Taschen erstrecht vollstopfen werden wenn er siegt! Verbrecher, die seine Truppen mit Waffen ausrüsten! Er ist ein Lügner, er ist der wahre Verbrecher!" Die Menge jubelt. "Meine lieben Genossen, es wird Zeit, die Konförderation ist ein Klotz am Bein der menschlichen Entwicklung! Sie muss abgeschnitten werden, damit aus dem Verlust etwas Neues entstehen kann! Es braucht Einheit, es braucht Brüderlichkeit, es braucht Menschen! Wahre Menschen, erzogen im Dienst einer gesunden Gesellschaft, als Teil des großen Ganzen, des Glücks! Gesunde Menschen, keine Mutanten, keine Assozialen wegen denen man sich nicht mehr aus dem Haus traut, keine Mafiosi und Konzernbosse! Wir brauchen mehr Einigkeit, mehr Zusammenhalt, mehr Frieden!"
Das Bild schaltet um zur Moderatorin.
"Francoise Yvonne Caval und ihr Ehemann Alexandre Pascal Caval, Vorsitzende der Handelsgilde, haben sich besorgt bezüglich der letzten Ausschreitungen im Zuge von Milligans Rede geäußert. Francoise Caval bezeichnete die Positionen von Milligan als 'Gefährlich Naiv und Unhaltbar', gar als 'Aufwieglerisch', und setzt sich weiterhin für einen Dialog zwischen Rebellen und Konförderation unter Vermittlung der Handelsgilde ein."
Lilya geht am Hof vorbei, setzt sich an die tische bei Johnnys Grill nicht weit davon entfernt und verbindet sich mit ihrem Cyberdeck. Die Verbindung wird sehr schnell aufgebaut, und schon nach kurzer Zeit kann sie aus den Sensoren der Drohne blicken, sie intuitiv durch die Schwerelosigkeit im Inneren von Rambo steuern, Kabel neu verbinden, Schläuche umbauen um den gewünschten Effekt zu erzielen.
Als sie wieder Richtung Strand marschiert kann sie sehen wie Donny im Hof gerade ein Glas Wein trinkt. Augenscheinlich hat er das Programm umgeschalten zu einen Heimwerkerkanal. Gerade wird gezeigt, wie man intelligente Wärmefolien auf Fenster bei Temperaturen unter 30 Kelvin mit einfachsten Mitteln befestigt.
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