Hier erscheint nun endlich das seit Ewigkeiten versprochene Kurzgeschichten Epos:
Ödlandpolitik
Elroy Dunley war wohl einer der charismatischten und aufrichtigsten Anführer, welche es in der Geschichte des Ödlandes gab und suchte seines gleichen.
Intelligent, gebildet, bedacht, vorsichtig und tolerant, stets um ein Kompromiss und auf den Vorteil aller Beteiligten und noch dazu überaus und über alle Maße ehrlich, was bei Politikern in seiner Position nicht nur eine Seltenheit sondern sogar eine Ausnahme, wenn nicht sogar ein Unikum war.
Ihm gegenüber saß Randolph Stout, gerissen, verschlagen, korrupt, skrupellos und über jede Tugend erhaben.
Zwei Menschen, welche unterschiedlicher nicht sein konnten und jeweils für völlig verschiedene Ideale und Werte standen und eine jeweilige Zukunftsvision in sich trugen.
Der eine verkörperte die Hoffnung der Menschen auf eine bessere Zukunft, wenn schon nicht für alle und heute, dann doch zumindestens für die Meisten und morgen.
Der andere interessierte sich nur für das hier und jetzt, Probleme der Gegenwart müssten auch noch in der Gegenwart gelöst werden. Er wollte die Früchte seiner Arbeit noch zu Lebzeiten ernten (ganz gleich ob diese schon reif sind oder nicht) und nicht irgendwelchen Gören hinterlassen, welche nie auch nur einen Finger dafür krumm gemacht hatten.
Und nun saßen diese beiden Personen gemeinsam in diesem kahlen, leeren Raum, welcher von einem simplen und grob zusammengezimmerten Holztisch und zwei schlichten Holzstühlen, welche an den beiden Enden des Tisches standen, dominiert wurde.
Kaltes elektrisches Licht schien von oben her von einer kümmerlichen Glühbrine ausgehend, deren Draht schon fast durchgebrannt war und welche von der Decke baumelte und fast wie im Takt hin und her pendelte, wobei kleinere Schwärme von insektoidem Flügelvieh um sie herumtanzten.
Knackend erwachte das Diktiergerät in der Mitte des Tisches und begann das Gespräch zwischen den beiden aufzuzeichnen:
"Randolph, ist das wirklich nötig?", erklang die Stimme Dunleys als erstes.
Natürlich war es das. Keiner der beiden konnte den anderen leiden und auch wenn sie es niemals in der Öffentlichkeit zugegeben hätten, so wären sie sich doch am liebsten an die Gurgel gegangen um die Macht über die Stadt 'Waterhole' an sich zu reißen.
Das Diktiergerät war eine der Vorsichtsmaßnahmen, genauso wie der Sheriff der Stadt, der bei jeder Sitzung vor der Tür stand.
"Was, das mit den Ghulen?", fragte Randolph ruhig.
Denn das war der Grund der heutigen Sitzung.
"Nein, das Diktiergerät meine ich, das alles."
"Warum sollte es unnötig sein? Immerhin sitzen wir beide in einem Raum, keiner schaut zu und auch wenn ich unbewaffnet bin, wäre es dennoch ein leichtes für mich dir deinen Hals umzudrehen Dunley."
"Weil es unnötig ist, immerhin stellt diese Allianz dieser Freaks eine größere Bedrohung für uns beide und die ganze Stadt dar, als der jewils andere von uns beiden. Deswegen müssen wir unsere Differenzen beiseite legen und zusammenarbeiten."
Ein kurzes Schweigen.
Randolph dachte nach.
"Also meinst du ich soll das Gerät abschalten?"
"...Nein, lass es öaufen, spielt eh keine Rolle. Jedenfalls, was sollen wir bezüglich dieser Ghulliga tun?"
Randolph grinste dreckig wobei er einen seiner Goldzähne entblösste.
"Ich sage wir rotten diese miesen Bastarde aus, diese Zombies werden ohnehin froh sein, wenn wir sie von ihren Leiden erlösen. Außerdem ist es offensichtlich, dass man nicht mit ihnen verhandeln kann, dass hat ihre Aktion mit Eddie erwiesen, die arme sau haben sie bei lebendigem Leibe gehäutet..."
"Ja, du hast recht, wir müssen diese Ghule vernichten, entweder sie oder wir lautet die Devise. Du hast hierbei meine volle Unterstützung Randolph...", erwiederte Dunley nun nach kurzer Zeit der Besinnung und stand auf um seinem ehemaligen Rivalen die Hand zu schütteln.
In diesem Moment hörte man Schüsse, klirrendes Glas, Schreie und dann wieder die Stimme von Randolph Stout:
"Der Ghulbastard hat Dunley gekillt!!!"
Auf dem Tonband ist noch das Getrappel von vielen Personen zu hören, wie auch aufgeregte Rufen und das schmerzhafte Stöhnen Randolphs.
Einige Stunden später.
"Wirklich ausgezeichnete Arbeit Mr. Garrick, wie sie völlig vermummt den Ghul gemimt und zuerst den Sheriff und anschließend Dunley umgenietet und mir in die Schulter geschossen haben, ehe sie sich humpelnd aus dem Staub gemacht hatten. Für einen Moment dachte ich wirklich, dass sie vorgehabt hatten mich ebenfalls zu töten. Täuschend echt. Und diese Schäfchen der Opposition werden es auch glauben. Nun nachdem diese beiden Plagegeister tot sind wird niemand mehr meine Autorität und vollkommenen Machtanspruch anzweifeln.
Insbesondere angesichts dieser Bedrohung durch die Ghulliga, welche für den Tod der beiden verantwortlich gemacht wird und noch dazu weiter die Stimmung gegen diese Freaks aufheizt."
"Danke Mr. Stout, Sir, es ist immer schön, wenn mein gotttgegebenes Talent die angemessene Anerkennung zugesprochen bekommt."
"Das und die Tatsache, dass sie eine horende Summe von mir als Bezahlung bekommen, nicht wahr?"
"Hehe, in der Tat, für sie zu arbeiten ist wirklich ausgesprochen lohnend, wenn sie jemals wieder Probleme haben sol-"
"Tja, darauf müssen wir wohl in Zukunft verzichten, das hier war eine einmalige Sache und damit man uns nicht auf die Schliche kommt , müssen wir hier und jetzt unsere Geschäftbeziehung beenden. Also trinken wir am besten noch einen gemeinsam auf unseren Abschied und stoßen wir an, wobei wir uns zu unserem Meisterstück gratulieren, Prost!", unterbrach ihn Stout, wobei er sich und dem Killer in zwei vorbereiteten Gläsern Whiskey eingoss.
"Ja, unserem Meisterstück.", murmelte Garrick fast zu leise um es zu hören, ehe er das ihm gereichte Sektglas ergriff und gemeinsam anstießen.
Martin Garrick, einer der besten Killer des Ödlandes trank, ohne das langsam wirkende Gift in seinem Glas zu schmecken.
"Hört mir zu Bewohner von Waterhole! Die Ghule kommen! Ihr feiger Mord an unseren allseits geachteten Sheriff und an Dunley und der Angriff auf meine Person zeigen das deutlich. Sie wollen uns vernichten! Jeden Mann, jede Frau, jedes Kind! Und wisst ihr wieso? Weil sie Angst haben!
Angst vor uns und der Tatsache, dass wir nicht so sind wie sie!
Wir müssen entsprechende Maßnahmen ergreifen und es ihnen mit gleicher Münze zurückzahlen! Auge um Auge, Zahn um Zahn, Pardon wird nicht gewährt!
Andernfalls wird dieses verfaulende und schimmlige Pack, diese blutgierige Meute mordlüsterner Zombies unsere schöne Stadt, usnere Heimat, überollen und jeden einzelnen von uns töten und fressen.
Noch sind die Ghule schwach und rechnen nicht mit einem entschlossenen Angriff wenn wir JETZT zuschlagen können wir sie überrumpeln und ihre kümmerliche Allianz zerschmettern, bevor sie zu einer ernsthaften Bedrohung für das gesamte Ödland wird.Wenn wir jetzt zuschlagen..."
"Hast du deine Aufgabe erfüllt Garrick?", kam die kratzige Stimme des Ghuls aus der Dunkelheit.
"Ja, Randolph Stout ist so gut wie tot, er weiß es nur noch nicht. Er wird sterben, diese Nacht. Die Bombe ist direkt in dem Rednerpult angebracht. Er wird nichteinmal merken, was mit ih geschieht."
"Schade, ich hätte der miesen Glatthaut einen langsamen qualvollen Tod gegönnt."
"Tja, man kann eben nicht alles haben, nicht wahr?" erwiederte Garrick grinsend mit einem Schulterzucken.
"Können sie sich nicht wehren, wir werden jeden einzelnen von ihnen töten, ehe sie die Chance haben ihre verotteten Finger in unser Fleisch zu rammen. In diesem Konflikt kann es nur einen geben. Es wird ein kampf auf Leben und Tod, es werden keine Gefangenen gemacht! Also Männer von Waterhole, schließt ihr euch mir an? Seid ihr bereit mir zu folgen und diesem wiederlichen Zombies einzuheizen?!!"
"Und wann ist es soweit?"
"3, 2, 1..."
Jede von Stout Reden war dafür bekannt, dass sie mit einem Knall endete, doch diese Nacht traf dies nicht nur im metaphorischen Sinne zu, sondern durfte zum ersten Mal wörtlich verstanden werden.
"Bumm...", sagte Garrick noch, ehe er plötzlich zusammenzuckte und zu Boden fiel und sich in Krämpfen schüttelnd auf dem Boden herumwälzte.
Schaum bildete sich an seinem Mund und nach wenigen Sekunden hörte er auf sich zu bewegen.
"Was zum?!"
"Er ist tot Jim.", stellte der eine ghul fest, so als wäre es die natürlichste und bannalste Sache der Welt, fast als ob jemand sagen würde:
"Da klebt noch eine tote Fliege im Fliegenfänger."
"Und nun?", fragte der eine Ghul den anderen.
"Nun sparen wir uns die Bezahlung für den Idioten. Also Jim, jetzt wird es Zeit das Frischfleisch einzusammeln...", erwiederte der Ghul grinsend und entblösste sein fauliges Gebiss, welches direkt unter dem riesigen Loch, wo sich in einem früheren Leben mal eine Nase befand, saß.
"Ich sagte dir doch das Politik genauso wie Alkohol der Ursprung und die Lösung aller Probleme mit den Glatthäuten sind."
"Aber Alkohol ist keine Lösung sondern ein Destillat."
"Klappe Jim!"