Da ich Fallout 3 bereits durchhabe(besonders intensiv gespielt*g*) hier mal eine mehr oder weniger kurze Zusammenfassung, die sich mit dem Setting, der Story und der Interaktion mit der Umgebung befässt.
Für mich steht gleich eines fest: Fallout 3 ist für mich die Überraschung des Jahres. Für Bethesaverhältnisse(kenn nur Oblividoof und Morrorwind) finde ich die Story recht gut inszeniert und dass sie das Szenario nicht in mein geliebtes Kalifornien verfrachtet haben, war genau goldrichtig, denn so konnten sie "ihre" Version des Szenarios auf die Beine stellen. Damit eröffne ich auch meinen eigentlichen Post.
Echte Profis mögen auch meinen vielleicht sehr schulmeisterlichen Tonfall verzeihen.
Here we go.
Setting: Ich oute mich hier mal als Liebhaber des zweiten Teils. 1 ist zwar recht spannend, aber mir dann doch zu kaputt, im Grunde auch ein sehr pulpiges Szenario, dass die Menschheit halt noch recht apathisch nach der Bombe zeigt. Der Grundgedanke "fressen oder gefressen werden" ist hier vorherrschend und im Grunde geht es auch nichts anderes, wenn man sich als Lichtgestalt in der Finsternis seiner Feinde entledigt.
Teil 2 geht dabei einen Schritt weiter und spinnt den Faden weiter, indem es den bewohnern des Ödlands endgültig ihre Befangenheit nimmt und uns nun die wiederauferstandene Zivilisation in einem Expansionsdrang zeigt, was ich als positiven Aspekt in einer sonst eher düsteren Welt ansehe. Diese Welt lebt wieder, ist aus ihrer Asche auferstanden, der Mensch hat erkannt dass das Leben weiter geht und hat sich wieder aufgerafft. Damit unterscheidet es sich aber vollkommen, vom ersten Teil und ist mehr ein eigenständiges Werk als eine tatsächliche Fortsetzung die sich nur der Orte und Personen aus dem vorangegangenen Teil bedient. Bestätigt wird das Ganze dadurch, dass am zweiten Teil ein ganz anderes Entwicklerteam entwickelte.
Van Buren hätte den Faden dann wohl weitergesponnen*seufz*.
Bethesa entschieden sich in ihrem Fall nochmal ganz von vorn anzufangen und versetzt uns an die Ostküste, in die Hauptstadt. Aus meiner Sicht ist das genau die richtige Entscheidung gewesen, denn dadurch entgingen sie wohl dramatischen Brandanschlägen, die es wohl mit sich gebracht hätten wenn sie es in das Kalifornien der "Spieler" versetzt hätten und konnten dadurch ohne Behinderungen ihre Ideen für ein Falloutspiel umsetzen.
Dabei unterliefen ihnen einige Kontinuitätsfehler. FEV-Infizierter merkte glaube ich schonmal an, dass die Ruinen Washingtons noch viel zu ganz aussehen, dafür dass hier vor zweihundert Jahren die atomare Hölle ausgebrochen ist. Ist ein guter Punkt.
Gleichzeitig ist mir aufgefallen, dass sich die Menschen zu dieser Zeit noch auf einem recht primitiven Entwicklungsstatus befinden, vergleicht man das Pändant in Kalifornien, allerdings ist das nur meine Meinung als jemand der sehr von Teil 2 beeinflußt wurde.
Und soviel von den 50ern merkt man jetzt nicht(irgendjemand in diesem Forum hat das geschrieben), stimmt auch, aber es reicht um den ganzen im Angesicht der atomaren Wüste einen ausreichend zynischen Eindruck zu geben, der die Atmosphäre trägt. Diese ist wie Teil 1 und 2 recht eigen. Teil 1 dürfte hierbei mehr Pate gestanden haben. Wodurch gewinnt Teil 3 aber nun seinen eigenen Touch? Indem es den Krieg gegen die rote Gefahr aus China mehr als alle andere Teile vorher, thematisiert und mehr noch als die anderen Teile das damalige wie auch heutige Amerika persifliert. Wenn einem zum Beispiel solche Parolen wie "Demokratie bedeutet Wahrheit, Kommunismus bedeutet Tod!" entgegenschallen oder die Karrikatur einer in Idiotie verzerrten Demokratie wie der Republik Dave, erscheint oder die Fantasie treu dienender, freundlicher Roboter mehr als zuvor betont wird weiß man, woraus Fallout 3 seine Faszination zu ziehen gedenkt. Dadurch wird Fallout 3 vielleicht nicht zum "realistischsten" Teil der Serie, dafür jedoch zum amerikanischsten und sichert sich damit seine Eigenständigkeit innerhalb der Serie, ohne ganz aus einfacher Abkupferung alter Tugenden zu bestehen.
Story: Die Geschichte dagegen geht da schon ganz andere Wege. Zunächst einmal mag ich es durchaus, wenn man sich auf vorangegangene Teile bezieht oder potentielle Fäden weiterspinnt. Das zeugt für mich auch von erzählerischer Güte. Ergo hat es mich auch nicht so derartig gestört, dass in diesem Spiel wieder die Enclave auftauchte, die für mich noch etwas mehr Substanz als Erzbösewichte besitzt als beispielsweise die Supermutanten. Gleichzeitig kann man sie auch als weitere Karrikatur auf das brutale Vorgehen der Regierung der vereinigten Staaten und deren scheinbare(hierbei verneine ich eine Verallgemeinerung der amerikanischen Bevölkerung, sondern betone nochmal dass das alles nur auf reinen Vermutungen meinerseits basiert) Besessenheit von militärischer Überlegenheit ansehen und zynisch schlussfolgern, dass wohl genau dieser Zweig des großem demokratischen Experiments überleben würde, sollte tatsächlich noch intelligentes Leben exestieren. Die überpatriotischen und phasenhaften Reden des Präsidenten(ich habe ihn gehasst) runden das Ganze noch zusätzlich ab und bieten uns hierbei ein Feindbild wie es schöner nicht sein könnte.
Die Brotherhood of Steel jedoch hätte wirklich nicht sein müssen. Im Grunde nehmen sie wohl auch eher eine Rolle als Verbindungsstück zwischen den ersten Teilen ein oder auch als Beispiel dafür, wie cool man nachher aussehen kann, wenn man nur lange genug am Leben bleibt. Andererseits sind sie es auch die einem über den Hintergrund zur Enklave aufklären können, ohne das es argh gekünselt wirkt.
Tja
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Mit dem Anfang in der Vault hat Bethesa jedoch genau die richtige Entscheidung getroffen. Klar, wir kennen es, aber als absoluter Neueinsteiger bekommt man so die optimalen Bedingungen vorgesetzt, um die noch so neue Welt für sich erschließen zu können, wodurch wohl auch geklärt warum die Gegend um Washington nach zweihundert Jahren immer noch aussieht wie kurz nach der Bombe. Ich finde es einfach schön anzusehen, wie mit Hilfe des eigenen Vaters, der Freundin(Name entfallen) und dem Ekel Butch emotionale Bindungen geschaffen werden, die uns als echten Bewohner der Vault ausweisen und es vielleicht umso schmerzhafter(oder auch nicht wenn man sich das recht faschistische System nachdem dort gelebt und gehandelt wird so betrachtet) gestaltet wenn wir sie schließlich verlassen um uns auf die Suche nach unseren Vater zu machen. Ab da beginnt Fallout 3 auch richtig zu erzählen und zwar durch die Kraft seiner Bilder, als die seiner Texte.
Denn Bethesa ist nicht Black Isle, ihre Stärken liegen mehr darin Geschichten durch Eindrücke, als durch ihre eigentliche Handlung oder Dialoge zu erzählen. Ich empfinde es jedoch als eine Ironie des Schicksals, dass die ersten beiden Teile einen ähnlichen Weg wie die Elder Scrollsspiele gingen um ihre Geschichte zu erzählen, denn im Grunde waren auch deren Geschichten in ihren Grundgerüst dünn wenn man sich nicht die Mühe machte die Welt zu erforschen(deswegen wohl auch immer das Thema "Suche und finde") und die zahlreichen Details im Hintergrund aufzunehmen. Darauf verzichtet Teil 3 zugegeben größtenteils, denn es ist vielmehr damit beschäftigt den Neueinsteigern die Welt und ihre Mechanismen zu erklären, als sie wirklich weiterzuspinnen.
Womit wir wohl auch beim eigentlichen Problem der, für Bethesaverhältnisse wie gesagt, spannenden Handlung wären. Als Veteran kennt man das alles natürlich, weiß bescheid über die Welt, aber als neuer Käufer eben nicht. Dadurch kommt es auch zu solchen Dingern wie die Herkunft der Mutanten von Washington oder der Brotherhood.
Bethesa stand wohl vor der Wahl, entweder etwas ganz Großes hinzulegen oder sich auf Altbewährtes zu besinnen und daraus Fäden für die Fortsetzungen zu spinnen. Wofür sie sich dann wirklich entschieden, dürfte wohl klar sein
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Interaktion mit der Umwelt: Man möge mich steinigen, aber wenn ich so sehe wie meine Figur die vielen Häuserruinen plündert und ein Raider im umgekehrten Sinne ist, ist das Fallout in Reinform. Man verdient sich nunmal seinen Lebensunterhalt damit, das zu nehmen was man kriegt, man hat gar keine andere Wahl, als sich der auch hier vorherrschenden "eat or die"-Mentalität anzupassen, wenn man Daddy wirklich finden möchte. Außerdem gehören Bethesaspiele wohl zu den wenigen die einfach Spaß machen irgendwie, irgendwo seine Sachen zu horten, egal ob es sich dabei um Siegestrophäen in Form besonderer Rüstungen oder Waffen handelt oder solcher Kleinigkeiten wie Vorkriegskleidung(ich hatte von der nachher einen ganzen Schrank voll
).
Und wie auch in Fallout hat man die Wahl mit den Menschen zu reden oder einfach alle umzubringen. Das ist auch Fallout. Und wie auch in Fallout hat man irgendwann alle wichtigen Sätze mit den wichtigen NPC's abgehakt und rennt wieder nach draußen. Wie versucht Bethesa der aufkeimenden Langeweile zu entgehen?
Indem sie den Bringer der Atmossphäre schlechthin einbauen: Das Radio. Dieses tolle Gerät ist Atmosphärebringer, Hilfestellung und Eitelkeitbefriediger in einem. Die famose Musik versüßt einen die langen Wanderungen durch die Wüste, die "Meldungen" Three Dogs über die Geschehnisse im Ödland können genauso befriedigend sein, wie seine Erzählungen über unsere Heldentaten oder Schurkereien. Dadurch fühlt man sich erst recht als echter Teil des Ödlands und geht in der Illusion auf, wirklich etwas bewegt zu haben. Toll
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Außerdem wird durch die erwähnten Tipps auch der Gefahr auf Leerlauf vorgebeugt(bei zielorientierten Menschen wie meiner Wenigkeit, kann das schnell passieren).
Mein abschließendes Fazit: Fallout 3 ist nicht der Nachfolger der alten Spiele, sondern es nutzt nur die Lizenz und das Setting der Falloutwelt um seine Version der Nachapokalypse zu erzählen. Und das macht es auf seine Art und Weise gut.
Allerdings sehe ich es immer noch als Weichenlegung für nachfolgende Teile(die kommen werden), in denen sie dann(hoffentlich) das gesamte Potential dieser "neuen" Serie ausschöpfen werden.