Autor Thema: SC2009: Die dritte Runde  (Gelesen 3198 mal)

Offline Mr.Wolna

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SC2009: Die dritte Runde
« am: 13. August 2009, 12:22:08 Uhr »
Runde 3:
SC 2009: RUNDE DREI
Thema: Unsichtbare Fesseln
Status:(Beendet)
Ausgeschiedener Teilnehmer:
Jessica


« Letzte Änderung: 10. August 2012, 19:52:16 Uhr von Mr.Wolna »
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Offline Cerebro

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Re: SC2009: Die dritte Runde
« Antwort #1 am: 15. August 2009, 00:20:44 Uhr »


Clint öffnet die Augen. Er starrt an die versiffte Decke und verharrt so einen Moment in Stille. Durch die Wände ist wieder das nervtötende Geschrei von Juanita's Säugling zu hören. Clint wünscht sich, dass es dieser kleine Pisser nie bis ans Tageslicht geschafft hätte. Einige Minuten verstreichen, während das scheiß Kind ununterbrochen heult. Irgendwann mischt sich ein unregelmäßiges Summen dazwischen. Der Blick des Mannes wird langsam in Richtung der nahegelegenen Zimmerecke gelenkt. Eine fette Schmeißfliege hängt dort im dicht gewebten Netz einer Spinne. Sie versucht ununterbrochen auszureißen, doch je mehr sie sich windet, desto tiefer verfängt sie sich. <Die Fliege bist du und das Netz ist dein beschissenes Leben und alles um dich herum!>, denkt Clint in einer Mischung aus Melancholie und Ärger, während er dem Todestanz des Insekts fasziniert zusieht. Die Spinne hockt geduldig am Rand des Netzes und wartet. Ihre Zeit wird kommen.

Das Baby schreit weiter in einer Tour und als es auch nach weiteren drei Minuten noch schreit, hält es Clint nicht mehr aus. "Juanita! ... Juanita, stell des verdammte Kind endlich ab oder du lernst mich kennen! Juanita?!" Keine Antwort. Clint fragt sich, wo die Schlampe sich schon wieder herumtreibt. <Wahrscheinlich auf einen kurzen Fick drüben bei Lou oder Steve. Aber DIE sind nicht so blöd, sich ein Balg andrehen zu lassen. Wieso nur muss ich in den zweifelhaften Genuss kommen, so einen blöden Kacker im Haus zu haben?!> Der Kleine - Clint gibt ihm boshafte Namen, doch Juanita hat ihn nach ihrem Vater 'Emilio' getauft - plärrt weiter.

"Halt deine verdammte Klappe du Quälgeist!" Clint schlägt mit der Faust auf den niedrigen Nachttisch, der neben dem Kopfende seines Bettes steht. Tatsächlich herrscht danach kurz Ruhe, doch es dauert nicht lange, da geht die Tür auf und Juanita kommt herein. Verächtlich schaut sie auf den liegenden Mann herab, spricht ihn jedoch nicht an. Sie stolziert an ihm vorbei und tritt an den uralten Kleiderschrank am anderen Ende des Raumes, in dem sie dann ausgiebig herumzuwühlen beginnt. "Wo warst du?", will Clint wissen, doch sie antwortet nicht. "Pah... wahrscheinlich bei Lou, hä? Hat er dich wieder schlucken lassen? Ich weiß doch, dass er es gerne hat, wenn seine Fick-Schlampen es schlucken. Dann gibt er immer gutes Trinkgeld. Aber das weißt du sicher besser als ich..." "Halt dein Schandmaul du Dreckschwein!", fährt ihn die dunkelhaarige Halb-Spanierin plötzlich an und schmeißt ihm einen Batzen alte Kleider entgegen, die sie aus dem Schrank gefischt hat. Clint wehrt das Geschoss mit seinen Unterarmen ab. Ohne den Hauch von Reue grinst er in die zornig funkelnden Augen der Frau. Sie zu peinigen, ihr das Leben zur Hölle zu machen, ist alles, was ihm noch Freude bereitet. <Diese verdammte Nutte. Wie sie jeden Tag von Freier zu Freier springt und mit ihnen herummacht. Wenn die wüssten, was sie sich bei der dreckigen Schlampe für Krankheiten holen können, würden sie ihre Schwänze lieber woanders reinstecken. Ha! Wahrscheinlich ist der kleine Bastard sogar von einem dieser Loser. So ein hässliches Stück Dreck... plärrt nur von morgens bis abends und taugt selbst als Türstopper nichts, frisst und scheißt dafür aber für zwei.>

Noch bevor er den Gedanken ganz zu Ende denkt, stampft Juanita wutschnaubend aus dem Zimmer. Clint sieht nur noch den löchrigen Rock an sich vorbeizischen, dann ist sie draußen und lässt laut die Tür hinter sich zufallen. Prompt fängt Emilio wieder an zu schreien. Clint gluckst vor sich hin, steigert sich und lacht schließlich lauthals Tränen der Ironie. Er drückt sich das Kopfkissen ins Gesicht. Der Stoff riecht nach Moder und Schweiß. Als er sich wieder beruhigt, wird ihm erneut bewusst, in was für einer ekelerregenden Bruchbude er hausen muss. Nachts hört er die Ratten und Schaben über den Boden huschen, wenn er stundenlang wach liegt und wie so oft an die Decke starrt. Die Schimmelflecken an den Wänden werden von Tag zu Tag größer und haufenweise breiten sich Insekten aus, so als gäbe es in dem ganzen Drecks-Kaff keinen anderen Ort, an dem sie Unterschlupf finden würden. Dazu stinkt es - nach Urin, Kotze und Kot. Kein Wunder in einer Absteige wie dieser, in der niemals sauber gemacht wird. Mittlerweile ist es ihm fast egal - wie alles andere auch. <Scheiß drauf, so ist das Leben...> "Juanita!", ruft er. "Juanita, bring mir ein Bier! Hörst du?" Nichts tut sich, außer dass der Kleine weiterhin ausdauernd durch die Wände schallt. "Hey du Luder, bring mir ein Bier hab ich gesagt! Hey!!" Doch Juanita kommt nicht. Clint wird wieder wild. Er schreit sich die Lunge heraus, bis es von unten zu poltern beginnt. Es muss die alte Frau Mac Reilly sein, die mit ihrem Besen gegen die Decke schlägt. Clint kümmert es nicht. Ob es dem alten Handfeger zu laut ist, interessiert ihn einen Scheiß. Im Gegenteil: Bei dem Gedanken an die aufgebrachte Oma kühlt er schadenfroh wieder ab. Kurz driften seine Gedanken ein paar Szenen zurück und er fragt sich, was das Frauenzimmer wohl an seinem Schrank verloren hatte. <Geld, da leg' ich jede Wette ab.>, entscheidet er. <Das verkommene Dreckstück hat wieder zu wenig zum versaufen... Ersticken soll sie an dem Zeug. Stinkt aus dem Hals wie ein Kanister Benzin.> Ein letztes Mal ruft er noch nach seinem Bier, doch Juanita kommt nicht mehr. Clint akzeptiert seinen Misserfolg, dreht sich auf den Rücken und widmet sich wieder der Zimmerdecke.

Die Stunden des Tages ziehen sich ins Unendliche. Nach der letzten Szene ist es wieder ruhig in der kleinen Wohnung, wahrscheinlich hat Juanita ihren Sohn gepackt und das Weite gesucht. Dass sie wieder auftaucht, steht allerdings außer Frage. Sie kommt immer wieder zurück, denn wo sollte sie schon hingehen?! Allerdings bedrückt Clint die vorherrschende Stille auf eine seltsame Art und Weise. <Ist das nicht zum Brüllen komisch?!>, denkt er. <Dass es mir ohne diese Hure schlecht geht... Teh, ich hab' wirklich das ganz große Los gezogen.> Der gefühlskalte Grobian fühlt sich verlassen. Voller Selbstmitleid stützt er sich auf dem Rücken liegend auf die Ellenbogen und schaut auf das Fußende des Bettes hinab. Was er sieht, ist eine von verkrusteten Flecken durchzogenen Matratze - sonst nichts. Der Platz, den seine Beine einnehmen müssten, ist leer. Clint ist ein Krüppel.

Die Strahlung, ein angeborener Defekt - keiner wusste es so genau. Mit den Füßen hatte es damals angefangen. Dunkle Flecken hatten sich auf ihnen gebildet und waren stetig hinaufgewandert. Kurz über den Knöcheln mussten sie ihm das tote Fleisch dann abschneiden, Knochen und Sehnen entfernen. Alles was es brachte, waren ein paar wenige Wochen der Ruhe. Die Fäulnis kam zurück und Stück für Stück verlor er seine Beine. Im zweiten Anlauf durchtrennten sie sie knapp unter den Knien, Wochen später eine Hand breit darüber. Letztendlich waren nicht einmal mehr Stummel übrig geblieben und der tiefste Punkt seines Körpers war nun sein Gemächt, welches mittlerweile auch langsam zu verrotten begann. Der einzige Unterschied war, dass es jetzt nicht mehr viel abzuchneiden gab...

Tief in seine eigenen Gedanken versunken, weint Clint diese Nacht, alleine und sich selbst überlassen. Als er kurz vor Sonnenaufgang den Drang verspürt, auf die Toilette zu gehen, schafft er es nicht aus dem Zimmer. Er fällt aus dem Bett, robbt kraftlos ein paar Meter über die widerwärtig verdreckten Holzdielen und entleert sich dann seelisch gebrochen auf dem Boden. Dort findet ihn Juanita Stunden später, als sie in die Wohnung zurückkehrt und eine fahle Sonne durch verschmierte Fenster hindurch den hässlichen Morgen präsentiert. Sie packt ihn unter den Achseln und hievt ihn wieder in seine gitterlose Zelle, die auch irgendwann sein Sarg sein wird. "Glaub bloß nicht, dass ich dich sauber mache.", giftet sie ihn an. "Manchmal glaube ich, dass du selbst DAS mit Absicht machst. Aber mach nur... in deinem eigenen Unrat sollst du eingehen!" Sie hängt noch ein paar Verwünschungen auf Spanisch an, während sie ihn auf das Bett legt. Die Abneigung zwischen den beiden ist mit Händen zu greifen. Clint grinst nur voller Hohn und spuckt ihr dann ohne Vorwarnung ins Gesicht. Die Frau weicht ruckartig zurück und antwortet sofort mit einer Backpfeife. Wild fluchend verlässt sie das Zimmer, während der Krüppel anfängt zu lachen. Emilio, der durch den Krach aufgeweckt wird, ergänzt die Geräuschkulisse passend durch sein Geschrei. Wieder donnert die Alte Mac Reilly mit ihrem Besen gegen die Decke. Clint könnte Johlen vor Belustigung. <Das ist doch alles ein Witz hier! Der größte Witz in der Geschichte der Menschheit. Und Clint Dexter Morgan spielt die Hauptrolle!>

Zur gleichen Zeit stampfen schwere Stiefel den staubigen Hausflur entlang und erklimmen die knarzende Holztreppe zum ersten Stock. Sternförmige Sporen klirren im Takt, bis die Füße schließlich zum Stehen kommen. Es klopft an die Tür, zuerst bedächtig, dann - als niemand öffnet - mit etwas mehr Nachdruck. "Mach die verdammte Tür auf du Fotze!", wettert Clint, dessen Laune nun wieder in Zorn überschwenkt. Juanita öffnet. Das weinende Kind im Arm wischt sie sich noch mit dem Ärmel letzte Tränen aus dem Gesicht, bevor sie die Tür nach innen aufzieht und der unerwartete Besucher zum Vorschein kommt. Ein großer Blondschopf, in verstaubte Blue Jeans und eine dunkle Lederkluft gekleidet. Seine Füße in schwerem Schuhwerk, auf dem Kopf ein knittriger Cowboyhut. Der Mann tritt ein. Clint lauscht gespannt, kann von seinem Platz aus jedoch nichts sehen. Es werden ein paar Worte gewechselt. Juanitas Tonfall wirkt erleichtert, ja beinahe glücklich, und da erkennt der Krüppel den Kerl auch an der Stimme."Mann Harris, du blöder Wichser, wo warst du so lange?!", ruft er schrill durch die offene Zwischentür. Das Gespräch ein Zimmer weiter verebbt, kurz darauf hört Clint die Stiefel, wie sie langsam im Takt stampfend näher kommen. Der Mann namens Harris stellt sich in den Türrahmen und wirft einen Blick in das dunkle Kabuff. Seine stoppeligen Mundwinkel verziehen sich nach unten und er rümpft die Nase. Mit stahlblauen Augen sieht er auf Clint herab. "Gleich Clint, gleich... Lass mich nur eben etwas klären..." Harris tritt zurück und schließt leise die Tür. Verdutzt ruft Clint ihm noch hinterher, doch es bringt nichts. Was folgt sind Minuten der Stille, denn die leise Unterhaltung zwischen Harris und Juanita dringt nicht durch die maroden Wände.

<Harris hätte diese Schnalle niemals aufgabeln sollen! Und dann zieht er ab und lässt mich mit ihr hier sitzen. Ich will endlich raus aus diesem Loch! Scheiße, der bekommt was zu hören, wenn er hier wieder reinschneit!> Dann wird der Krüppel in seinen Gedanken unterbrochen. Das Gespräch draußen wird lauter. Er kann die Wortfetzen nicht genau entziffern, doch offensichtlich entbrennt ein Streit. Dazwischen wieder das Geplärr von Emilio. <Teh... Ja Harris, besorg's der Schnepfe. Lässt mich hier in der eigenen Pisse und Scheiße versauern, während du weg bist. Jetzt bekommt sie die Quittung! ... Kann nicht mal jemand das blöde Kind zur Ruhe bringen?!>

Es wird immer lauter. Juanita driftet ins Spanische ab, etwas das sie nur dann tut, wenn sie flucht und sich aufregt. Dann kracht es, irgendetwas wird umgeworfen. Clint lacht sich schadenfroh ins Fäustchen, während jenseits der Tür die ersten Möbel zu Bruch gehen. <Hehe. Jetzt fliegen die Fetzen. Verpass ihr eine von mir mit, Bruderherz!> Er gackert aufgedreht, als es plötzlich laut und durchdringend knallt. Ein Schuss... Clint verstummt, eher überrascht als besorgt. Vor der Tür ist Juanita zu hören und kurz darauf poltert es wieder mehrmals, als etwas gegen die Wand geschleudert wird und rumpelnd zu Boden fällt. Dann ist Ruhe.

"Harris!", ruft Clint mit verzerrter Stimme. "Harris, was ist los?! Hey!" Emilio schreit. Eine Minute verstreicht, dann wird die Tür geöffnet und Harris betritt das kleine Zimmer. Wortlos platziert er sich vor dem Bett und geht in die Hocke. Die Brüder sehen sich unverwandt an, als der ältere Harris eine Waffe hinter dem Rücken hervorzaubert. Clint starrt auf die Pistole. Dann fällt es ihm wie Schuppen von den Augen: Es ist seine eigene. "Was zum...?" <Juanita - der Schrank. Du Idiot! Sie hat kein Geld genommen, sondern deinen alten Schießprügel!> "Du solltest besser auf dein Zeug aufpassen, Clint.", meint Harris trocken und erspart seinem Gegenüber damit eine lange Erklärung. Er wirft die Kanone auf die Matratze. Sie ist ungeladen. "Harris, ich... was ist passiert?" Harris zaubert ein finsteres Schmunzeln auf seine Lippen. Die blonden Stoppeln seiner Wangen schimmern im Zwielicht. "Zähl eins und eins zusammen, Dummkopf. Sie wollte mich abknallen..." "Aber... warum denn? Ihr habt gestritten... Was hast du zu ihr gesagt?" Clint begreift nicht. Juanita hatte Harris immer abgöttisch geliebt. Er war ihr Halt gewesen. Der einzige Grund, warum sie in dieser Bruchbude geblieben war. Hier hatte sie auf seine Rückkehr gewartet und sich auf sein Bitten hin um ihn - seinen Bruder - gekümmert. "Hier geht's wirklich den Bach runter...", übergeht Harris trocken die Frage und sieht sich in der Stube um. Ein Bett, ein Schrank, ein Nachttisch - sonst nichts. Alles in einem bemitleidenswerten Zustand, der sich jenseits jeglicher Bewohnbarkeit befindet. "Ich hab' Donnerbalken gesehen, die besser gerochen haben als dieser Verschlag hier. Dachte nicht, dass die Dinge so verkommen würden, während ich weg bin." Clint antwortet nicht darauf. Was soll er auch groß sagen? Wie viel kann ein Mann tun, wenn er nicht einmal mehr in der Lage ist, aufzustehen, um auf das verdammte Scheißhaus zu marschieren?! "Was ist mit ihr?", stochert er stattdessen. "Naja...", fährt sein Bruder fort und geht nicht weiter darauf ein. "Ich wünschte, ich hätte hier etwas anders vorgefunden. Das macht die Sache nur umso schwerer..." Clint schaut seinem Bruder argwöhnisch ins Gesicht. "Welche Sache? Hey, wovon redest du, Mann? Und was ist mit Juanita? Hast du sie kalt gemacht oder was? Antworte mir!!" Harris seufzt. "Mach es gut, Clint." Er richtet sich auf und klopft seinem Bruder dabei aufmunternd auf die Schulter. Der wischt die Hand im gleichen Zug wieder von sich weg. "Was erzählst du für eine Scheiße, Harris? Sag mir endlich was los ist! ... Hey! Bleib hier verdammt! Harris!!"

Harris spaziert kurz zum Schrank, holt sich die paar Dinge, wegen denen er gekommen ist und macht dann wortlos auf dem Absatz kehrt. Die Sporen klirren wieder gemächlich im Takt der langen Schritte. Sie verlassen das Zimmer, die Wohnung, die Stadt. Dort wo sie hingehen, können sie alten Ballast wie einen nichtsnutzigen Krüppel, einen ständig heulenden Unfall, sowie die dazugehörige Mutter, eine aufgedunsene, vom Alkohol gezeichnete Hure, nicht gebrauchen. Jene Hure liegt noch immer im Wohnzimmer. Eigentlich war die Waffe aus dem Schrank für sie selbst bestimmt gewesen, doch Hoffnung und Liebe hatte ihr ein Trugbild vorgegaukelt, sie umgestimmt und weiter warten lassen. Nun schwimmen Tränen der Enttäuschung feucht auf Juanitas Wangen. Sie ist tot - erschlagen. Ein Stückchen weiter liegt der kleine Emilio auf einer Kommode und weint ohne Unterlass. Clint schreit seinem Bruder verzweifelt hinterher, doch die einzige Antwort kommt von der alten Mac Reilly, die mit ihrem Besen wieder gegen die Decke hämmert...
« Letzte Änderung: 22. August 2009, 20:33:02 Uhr von Cerebro »

Offline Molot

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Re: SC2009: Die dritte Runde
« Antwort #2 am: 22. August 2009, 18:31:54 Uhr »
Von Süchten und Konflikten


by Molot

Saurer Regen prasselt in Strömen vom pechschwarzen Himmel herunter. Hätte sich irgendjemand bei diesem Wetter vor die Tür gewagt, so wäre es ihm unmöglich das vertrauliche Gespräch der zwei Männer unter dem Wellblechdach der Veranda zu belauschen. „Also haben sie über mein Angebot nachgedacht, sind wir uns einig?!“ fragt der Mann mit dem vernarbten Gesicht und der Tätowierung auf der Stirn. Raiden, der verwahrloste, aber kräftige und großgewachsene Schwarze nimmt noch einen Schluck aus der Whiskypulle und schaut wehleidig nach Norden in die schwarze, nasse Nacht.
„Sind wir uns einig?!“ hakt Argyle, der Sklavenhändler, noch einmal nach und fixiert den Wilden. Ruckartig wendet dieser den Kopf so dass seine Knochenohrringe leise klappern und starrt den weißen Glatzkopf an. Wider erwartet ist sein Blick klar, hat auch diese Droge schon seine Wirkung vertan, Zorn und Trauer spricht aus seinen Augen. „Ja,“ herrscht der Schwarze zurück, „wäre ich sonst hier verdammt?!“ – „Pass auf wie du mit mir sprichst, sonst kannst du ohne Geld bei Bishop auftauchen…“ Böse schaut Raiden den Mann an, schweigt aber. „Also, morgen geht’s los. Halt dich bereit.“
Der Schwarze verlässt die Veranda und verschwindet schnell in der verregneten Nacht. <Was soll ich nur tun, ich kann das doch nicht machen. – Warum nicht, sie haben dich doch dazu getrieben. – Ja, aber… - Nichts aber! Entweder du, oder sie. - …> Raiden war so tief in Gedanken versunken, dass er erst jetzt das brennen eines jeden einzelnen Tropfen auf der Haut wahrnimmt. Es ist ihm egal, nachdenklich und mit belegtem Blick schleicht er durch die Slums, passiert mehrere Häuserruinen, zugedröhnte und wirre Blicke folgen ihm durch die Dunkelheit bis er seinen Unterschlupf erreicht hat.

Der Tag beginnt, wie der letzte geendet hat… Regen, nur das der Himmel jetzt heller ist… Die ganze Nacht hat Raiden kein Auge zugetan. Immer wieder hat er gelauscht und gewartet. Kalter Schweiß bildet sich auf seiner Haut als er die schweren Schritte die Straße hinaufkommen hört. Raiden setzt sich auf und schiebt sich ganz an die Wand. Sein Brustkorb schnürt sich immer weiter zu, er kauert sich zusammen, das atmen fällt ihm immer schwerer. Instinktiv greift er unter die alte, uringetränkte Matratze, tastet nach dem kleinen metallenen Gegenstand. Die Tür geht auf und Argyles Schläger strömen in den kleinen Raum, sehen Raiden ohne Mitleid an. Aus seinen Augen antwortet eine Mischung aus Angst und Selbstverachtung. Dieser Blick weicht jedoch mit einem Hub aus dem kleinen metallischen Inhalator  schnell der Lethargie.
„Lass das Zeug weg du verdammter Jettie,“ zischt ihn der Anführer der Wache an und schlägt Raiden an den eingenebelten Kopf. Harsch reißt er den farbigen an seinem rechten Arm hoch … „Los, trödel nicht rum… Du wirst erwartet…“

Nach drei Stunden marsch durch das Ödland erscheinen die ersten Zelte am Horizont. Dort eingekesselt in einem kleinen Tal. Raiden tritt in den Hintergrund, senkt seinen Kopf. Teilnahmslos sieht er zu, wie sein Clan von den Sklavenhändlern angegriffen wird. Zwar sind sie nicht gut organisiert, aber den Wilden von der Bewaffnung und der Anzahl her weit überlegen. Die Wilden sind schnell eingekesselt, ein paar von ihnen liegen reglos im Matsch, niedergeschossen und liegengelassen bleibt ihnen nur die Wahl zu verbluten oder sich langsam die Lungen vom Regen und den ansteigenden Pfützen füllen zu lassen.
Nach einigen kurzen Handgemengen werden die Frauen, die Kinder und die kräftigen Männer von den Angreifern weggeführt. Raiden nimmt noch einen Zug Jet und siecht wieder in seine eigene Welt.
„Hilf uns Raiden…“ ruft ein kleines Mädchen als sie ihren großen Bruder entdeckt.
Raiden lächelt zurück, und bleibt weiter ein Gefangener seiner Welt.
Wer ist dieser Molot eigentlich?!

Heute singt für Sie...


Das Niveau!!!