Verstrahlte Themen > Atombomben

Die Atomforschung im 3. Reich - Oder wie nah waren die Nazis an der Bombe?

<< < (3/11) > >>

General Bale:
Wtf? Naziatombomben lese ich das hier richtig?  ???

Mafio:
Yep!  :s000:

FEV-Infizierter:
Um die Diskussion vom Karatschai-Thema in das richtige Forum zu bekommen beginne ich hier nochmal mit dem Thema. Da wir einige auf dem Gebiet wesentlich kompetentere User haben als meine Wenigkeit, freue ich mich besonders auf deren Beiträge  ;)

Unbestritten war die Kernkraftforschung Ende der 30er Jahre in Deutschland weltweit führend, so gelangen 1938  Otto Hahn und Fritz Straßmann der der experimentelle Beweis der  Spaltbarkeit von Uran durch den chemischen Nachweis des Zerfallsproduktes Barium.

Schnell begriff das Heereswaffenamt (HWA) das Potential das Potential der Kernkraft für den Betrieb von Flugzeugen, Raketen und Schiffen. Daraufhin wurde das deutsche Uranprojekt ins Leben gerufen, das von der so genannten Uranverein vorangetrieben werden sollte. Dieser Gesellschaft gehörten unter anderem der Nobelpreiträger für Physik Werner Heisenberg, der später rückwirkend mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnete Otto Hahn,  Paul Harteck, Kurt Diebner, Walther Gerlach, und Carl Friedrich von Weizsäcker. Ferner war unter anderem Manfred von Ardenne in das Uranprojekt einbezogen.

Von Anfang an war die Kernforschung durch das HWA sehr zersplittert, so unterhielten sowohl Heer, als auch Luftwaffe, die Reichspost und später auch die SS eigene Forschungsanstalten. Zusätzlich forschten auch die Degussa, Siemens und AEG auf dem Gebiet. Im Gegensatz zum zentralisierten Manhattan-Projekt war eine derartige Zergliederung im Nachhinein sehr kontraproduktiv, da die verschiedenen Forschergruppen ihre Forschungsergebnisse oft nur sehr wiederwillig und lückenhaft austauschten und insbesondere im späteren Kriegsverlauf die knappen Ressourcen an Deuterium und angereicherten Uran auf die jeweiligen Projekte verteilt wurden, wodurch keines der Forscherteams ein entscheidender Durchbruch bei der Reaktorforschung gelang.

Nach dem Krieg behaupteten alle beteiligten Wissenschaftler lediglich Grundlagenforschung betrieben zu haben, erst rund 50 Jahre nach dem Krieg belegen freigegebene russische Archive wie intensiv die Forscher des dritten Reichs auch an der Entwicklung von Atomwaffen geforscht haben, unter anderem tauchte das Patent für eine Plutoniumbombe aus dem Jahr 1942 auf. Diebner meldete in den 60er Jahren zwei Patente auf Hohlladugskernwaffen (Mini Nukes) an und referierte in den 70er Jahren vorwiegend in den USA über die Funktionsweise von Wasserstoffbomben.

Rainer Karlsch versucht in seinem Buch "Hitlers Bombe" der Sache auf den Grund zu gehen, das Buch habe ich gelesen und empfinde es als zweischneidig. Einerseits hat er akribisch und hervorragend recherchiert und dabei wirklich unbekannte Fakten ausgegraben, andererseits zieht er Schlüsse die nach dem Muster von Verschwörungstheorien aufgebaut sind, so ist der von ihm behauptete Kernwaffentest 1945 bei Ohrdruff nicht zweifelsfrei nachzuweisen, insbesondere die von ihm favorisierte atomare Hohlladung welche eine Art Miniwasserstoffbombe gewesen sein soll klingt angesichts der dürren Faktenlage als wenig glaubhaft. Denn das würde bedeuten das die Gruppe um Diebner etwas gelungen wäre was russischen und US-Forschern erst 20 Jahre später gelang. Andererseits wurde das angebliche Testgelände auch in russischen Geheimdienstberichten als ein Ort atomarer Versuche erwähnt und eine Bombenwirkung von 500 Metern Radius und stark erhöhte Strahlung gemessen.

Die  Physikalisch-Technischen Bundesanstalt nimmt dazu folgendermaßen Stellung:
Ein wissenschaftlicher Gegenbeweis zum behaupteten Kernwaffentest am Ende des Zweiten Weltkriegs kann aber weder mit dieser noch irgendeiner anderen Stichproben-Analyse erbracht werden. Eine endgültige Bewertung der historischen Zusammenhänge ist damit weiterhin offen.


Die erste Hürde des Uranvereins war die praktische Lösung einer kontrollierten Kettenreaktion in einem Reaktor. Dieses Problem war durch die Zersplitterung der menschlichen und materiellen Ressourcen nicht zu lösen. Die Anreicherung von Uran wurde nur zaghaft und in sehr beschränkten Rahmen vorgenommen, die Schaffung von Kapazitäten zur Extraktion von schweren Wasser erfolgte schleppend und wurde im Kriegsverlauf durch den Bombenkrieg erschwert. So wurden die  technischen Anlagen im eroberten Norwegen nach und nach erweitert allerdings durch Bombenangriffe und Sabotage stark behindert, letztendlich sorgte das erfolgreichste Kommandounternehmen des Kriegs durch norwegische Partisanen für den schwersten Schlag  gegen das deutsche Atomprogramm als die Fähre die das schwere Wasser nach Deutschland bringen sollte durch ein präzisen Bombenanschlag versenkt wurde. Der Verlust des Deuteriums machte das von Heisenberg und Diebner favorisierte  Projekt eines Schwerwasserreaktors unmöglich das das verbliebene schwere Wasser auf nicht weniger als 5 Forschungstandorte verteilt wurde. Alternativen durch den Einsatz von schweren Paraffin und Graphit scheiterten aus unterschiedlichen Gründen teils kurz vor dem erhofften Durchbruch. Letztlich waren die Reaktorversuche ein Schlag ins Leere.

Früh bemerkten die Wissenschaftler um Heisenberg und Hahn die Machbarkeit einer Plutoniumbombe (diese setzt allerdings einen funktionierenden Reaktor vorraus), da Heisenberg zwar konservativ war aber der Nazi-Ideologie fern blieb (nur väterliche Kontakte zu Himmler bewahrten in in den 30ern vor Berufsverbot und schlimmeren) verschwiegen sie diese Option dem HWA zunächst  und kehrten die technischen Probleme heraus, auf die Frage wie lange Heisenberg für die Entwicklung einer Pu-Bombe bräuchte antwortete dieser, einen Reaktor vorausgesetzt 4-5 Jahre. Sorgenvoll reiste Heisenberg nach Kopenhagen wo er den väterlichen Freund Nils Bohr mit der Eröffnung der technischen Machbarkeit einer Kernwaffe sehr schockerte, nach seiner Flucht in die USA setzte Bohr sich gemeinsam mit Einstein bei der US-Regierung dafür ein die deutschen Programme ernst zu nehmen. Ob Heisenbergs fehlgeschlagenen Versuche seiner Angst vor einer deutschen Bombe oder schlicht dem schlechten Umfeld geschuldet sind lässt sich debattieren, jedenfalls war der spätere Träger des Bundesverdienstkreuzes nach dem Krieg zeit seines Lebens ein Gegner von atomaren Waffen.

Ganz im Gegensatz dazu Kurt Diebner welcher anfangs ein glühender Anhänger der Nazis war und später der Stellvertreter des von Erich Schumann geleiteten Uranvereins wurde. Diebner gelang es im spätem Kriegsverlauf durch gute Kontakte zu Göring und Himmler große Teile des von Siemens und Ardenne angereicherten Urans für seine Projekte zu gewinnen. In einen bislang kaum bekannten Reaktorversuch nahe Ohrdruff kam er der Kettenreaktion sehr sehr nahe, nach einem Reaktorversuch mittels eines zweischaligen Kessels wurde der Kessel aus der Wasserkühlung gezogen wodurch es zu einem Reaktorunfall kam (Moderatoren waren damals noch nicht gebrächlich) bei dem zwei Menschen tödlich verstrahlt wurden. Der Kessel wurde nach dem Krieg in die Atomforschungsanstalt Moskau 2 gebracht, weitere Details sind nicht in Erfahrung zu bringen.

Nach Karlsch gelang es Diebner mit führenden Hohlladungstheoretikern in den letzten Kriegstagen eine thermonukleare Waffe mit der Sprengkraft einer kleinen taktischen Nuklearwaffe zu bauen und auf dem Luftwaffengelände bei Ohdruff zu testen, dabei starben nachweisslich 2 SS-Angehörige und über 100 Zwangsarbeiter aus dem benachbarten KZ Ohdruff. Einzig und allein die genauen Umstände und die technischen Details des vermutlichen Tests sind im unklaren und möglicherweise lassen sie sich noch in britischen und US-Archiven finden, das in Ohrdrurff irgenetwas nukleares Explodiert ist das ist nach dem russischen Archivunterlagen wohl gesichert.

Was meint ihr Hokus Pokus oder könnte etwas wahres dran sein?


Links:
http://de.wikipedia.org/wiki/Uranprojekt
http://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Heisenberg
http://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Diebner
http://de.wikipedia.org/wiki/Rainer_Karlsch
http://www.petermann-heiko.de/aktuelles/buch.php
http://www.zeit.de/2005/12/A-Bombe_Pro
http://www.zeit.de/2005/12/A-Bombe_Contra

Zitrusfrucht:
Totaler Hokuspokus, es mangelte an Material (damals stand die Herstellung des Materials, dass man für eine Atombombe brauchte, noch in den Kinderschuhen) und an der konzentrierten Forschung, die Nazis hatten mit ihrer Blitzkriegtaktik und Landeroberung wahrscheinlich ein paar andere taktische Ideen statt einer Atombombe .....


Btw. haben die Bodenproben von Ohrdurf KEINE erhöhten Strahlenwerte nachgewiesen.

FEV-Infizierter:
Quelle?

Auf jeden Fall ist das ganze mehr als widersprüchlich, hab auch 5 verschiedene Angaben dazu wobei Karsch sich an Wissenschaftler gewendet hat die schon für Autoren diverser Verschwörungsliteratur "Beweise" erbracht haben... Aber wie passen dann die Aussagen der Russen dazu?

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln