Autor Thema: Fallout-Geschichtensammlung-Burbank  (Gelesen 2841 mal)

Offline Thirteen

  • Raider
  • Beiträge: 292
Fallout-Geschichtensammlung-Burbank
« am: 11. November 2008, 12:06:34 Uhr »
Hallihallo. Wenn ich mich vorstellen dürfte, Thirteen mein Name und ich freue mich wieder da zu sein. Vor Jahren hatte ich mich schonmal angemeldet(Name vergessen) und für eine Weile die Lust an der Postakolypse verloren, doch nach Teil 3(und jetzt wo Fallout 1 endlich bei mir läuft), hat's mich wieder gepackt und umso schöner, dass es das alte Forum noch gibt :).

Ich dachte schon es wäre verloren gegangen ;).

Starten möchte ich meinen Einstand ins Forum, indem ich gleich den Prolog für eine Reihe von Episoden um meine rauchende Hauptfigur reinstellen möchte. Spielen wird das Ganze in der namensgebenden, ehemaligen Filmhochburg Burbank(Warner Bros. hat da ja heute seinen Sitz und in den Falloutteilen wurde ja sonst nichts drüber berichtet ;) ). Chronologisch gesehen lasse ich es zu Zeiten von Teil 3 spielen, mit der Voraussetzung dass es die NKR noch gibt, New Reno unter der Familie Leslie Bishop vereint wurde, das Reich der Shi und Neu Arroyo als Staaten bestehen. Aber dazu später, erstmal wünsche ich viel Spaß mit dem Prolog.

Gruß Thirteen :)

--------------------------------------------------------

Prolog:

„Eine fantastische Welt, voller Wunder und Abenteuer erwartet sie!“, kündete die Broschüre in großen, goldenen Lettern an, pries dabei die Tatsache an sich die Privatfestungen von Leuten anzusehen, von denen er noch nie was gehört hatte und lockte die weniger musischen Menschen mit einem angeblich reichhaltigen Angebot an Alkohol, Glücksspiel und Sex. Letzteres sogar auf recht unkonventionelle Art, wie ihm das Foto von Dolly verriet. Nachdenklich betrachtete er nun die Rückseite und verkniff sich nur unter Protest ein Schmunzeln, als dort für die großen, saftigen Rindersteaks geworben wurde. Danach gab er den gedruckten Vorgeschmack auf das Paradies, den jungen Mann zurück, dessen wuchernde Akne, im gelbrötlichen Schein des Lagerfeuers glänzte.
,,Interessant’’, sagte er mehr höflich als tatsächlich interessiert.
Das angehende Kratergesicht nickte nur.
,,Wir sind das kommende große Ding Sir!“
,,Ist dem so?’’
,,Aber ja! Die NKR, Der freie Norden, selbst das Kaiserreich der Shi gehören zu unseren Hauptabnehmern. Mit Holofilmen macht man derzeit das ganz große Geld Sir! Die ganzen Staaten lassen sich bei uns ihre Propagandafilme drehen und per Karawane an jeden Ort des Ödlands tragen. Kommt sie billiger als in New Reno den ganzen Kram zu produzieren, vor allem da deren Ausrüstung für aufwendige Produktionen bei weitem nicht ausreicht. Die sollen, ruhig bei ihren Pornos bleiben!“
Deren Qualität sich unter der Fuchtel der großen Familie durchaus zum Positiven hin verbessert hat, fügte sein schweigsamer Zuhörer hinzu.
,,Und was richtige Filme angeht sind wir sowieso führend. Haben Sie den Film „Der tapfere Ranger“ gesehen? Ist von uns. ,,Drei Jahre Wanderschaft?“ Auch von uns. ,,Der Bunkerbewohner?“ Unser Film und bis heute ein Kassenschlager, war ziemlich aufwendig kann ich ihnen sagen!’’
Die Mundwinkel des Anderen zuckten kurz. Der Junge musste es ja wissen.
,,Wie gesagt, wir, die Molochcompany sind das kommende, große Ding und unter Mister Moloch selbst wird Burbank sich immer mehr vergrößern und schließlich eines Tages den gesamten Markt dominieren. Mister Moloch ist ein großer Mann.’’
Der letzte Satz entsprang eindeutig keiner Werbebroschüre und die in den Augen des Halbwüchsigen aufblinkende Bewunderung, ließen in seinem Gesprächspartner die Vermutung aufkommen, dass der große Mann zumindest einen Anhänger hatte, der ihm vergleichsweise kultische Verehrung entgegenbrachte.
Er griff in die rechte Innentasche seiner Lederjacke und bot dem Pickligen eine seiner Zigaretten an, was dieser, trotz des augenscheinlichen Luxus, höflich ablehnte.
,,Also’’, sagte der Raucher, als er sich den nikotindurchtränkten Sargnagel mit Hilfe eines Benzinfeuerzeugs anzündete, ,,wenn ich das richtig verstanden habe, produziert ihr all das wozu derzeit allen anderen das Geld fehlt, korrekt?’’
,,Ja Sir.’’
,,Das bedeutet, aber nicht nur eure Filme oder? Ich meine es wäre ganz schön naiv, darauf eine ganze Wirtschaft aufzubauen.’’
,,Gewagt Sir und nein, wir verdienen nicht nur damit unser Geld. Wir bieten auch den Touristen etwas. Beispielsweise kann man sich auch durch die Stadt führen und Ablichtungen von den Häusern der Stars machen lassen. Burt Rennings, der fabelhafte Darsteller des Bunkerbewohners selbst, stellen sie sich das vor!’’
,,Ich werde schon ganz unruhig, wenn ich daran denke.’’
,,Hä?’’
,,Nichts. Erzähl weiter.’’
,,Äh, okay, wo war ich…ach ja. Auf jeden Fall lässt es sich auch als Karawanenwächter bei den Westsideguards oder Jasons Boys ganz gut verdienen, schließlich müssen die Filme ja auch sicher ankommen, nicht wahr? Wenn man will, kann man auch für die Brahminzüchter und die Bauern arbeiten, die suchen immer Hände zum anpacken, Ingenieure werden ebenfalls noch en Masse gesucht, genau wie Ordnungshüter. Gerade versuchen wir auch das Merchadesign für den Bunkerbewohner rauszubringen, sie wissen schon, Comics und Actionfiguren und so. Das Buch zum Film ist auch bald draußen.’’
Der Raucher forschte in seinem Kopf nach diesem einen, bösen Wort das vor zweihundert Jahren noch so aktuell war und ganz gut beschrieb, was dieser idealistische Junge ihn gerade beschrieb.
,,Wie gesagt, es gibt für jeden was zu tun und wir machen auch keinen Unterschied zwischen Supermutanten und Ghulen, jeder kann in Burbank Arbeit finden. Wirklich jeder.’’
,,Hmm.’’
,,Sir?’’
,,Nichts. Wie sieht’s denn so mit dem schmutzigen Rest aus, Du weißt schon, Alkohol, Glückspiel und Drogen? Wurde in der Broschüre nur angedeutet.’’
,,Das liegt äh, daran dass es nur die ähm, angepasste Version für die Republik ist. Der Stadtrat hat in diesen Punkten eine Vereinbarung mit der NKR, da die Regierung äh, schädliche Einflüsse fürchtet, vor allem in Bezug auf die jugendlicheren Bürger der Stadt.’’
,,Hmm.’’
,,Auf jeden Fall stehen wir solchen Sachen recht aufgeschlossen gegenüber. Alkohol kann man überall kaufen, in drei Casinos können sie ihr Geld auf’s Glück investieren, he und wenn sie das Bedürfnis verspüren ihr Bewusstsein zu erweitern bieten ihnen die Flughütten genug Auswahl um das zu tun. Und beim Rest kann Ihnen Miss Fairy und ihre Töchter aushelfen.’’
Sprach’s, räusperte sich und errötete augenblicklich. Der Raucher rettete ihn.
,,Und Moloch ist sozusagen der König der Stadt hmm?’’
,,Er ist der einflussreichste Unternehmer Sir. In Burbank hat jeder der ein Unternehmen führt eine Stimme und daraus setzt sich dann der Stadtrat zusammen, der sich stellvertretend aus den zehn Unternehmern zusammensetzt. Ergo kann jeder in den Stadtrat gewählt, der genügend Stimmen hinter sich hat.’’
,,Man kann den Leuten auch als solcher Geld leihen oder?’’
,,Ja Sir. Wird alles über die Stadtbank geklärt. Wieso?’’
,,Nur so. Also entscheidet der Stadtrat was Sache ist, hmm?’’
,,Könnte man so sagen Sir, aber im Grunde beschränken sich seine Tätigkeiten auf die Schlichtung von Streitigkeiten innerhalb der Unternehmen, die Vergabe von Baurechten und die Verwaltung der Staatskasse. In Krisenzeiten wird der Notstand aufgerufen und dem ersten Ratsmitglied der Befehl übertragen, aber bisher war  das noch nicht nötig.’’
Die nächste Zigarette nahm der Junge an, aber nur um sie sich dann in die Hosentasche zu stecken. Der Raucher genehmigte genehmigte sich derweil eine weitere.
,,Klingt wirklich nach einer schönen Stadt’’, sagte er im Anschluss nach einem sehr großen Zug.
,,Die Schönste Sir. Der perfekte Ort um sich zu verwirklichen oder neu anzufangen.’’
Der Raucher blickte nach diesen letzten Worten, nachdenklich in die Flammen. Sein Gegenüber schwieg ebenfalls, sodass für lange Zeit das leise Muhen der Brahmin, das sägende Schnarchen ihrer Mitreisenden und das Prasseln des Feuers die einzigen Geräuschekulissen boten. Nach einer Weile lächelte der Raucher leicht, nahm noch einen letzten großen Zug von seiner Zigarette, betrachtete den traurigen Rest der von ihr übrig blieb und warf diesen dann in die Flammen. Diese nahmen ihn mit der ihnen zu eigenen unersättlichen Gier auf und verschlangen den Stummel, bis nichts anderes übrig blieb, als Asche.




« Letzte Änderung: 23. April 2009, 11:13:28 Uhr von Thirteen »
Das Leben funktioniert ohne Ironie nicht.

Offline Thirteen

  • Raider
  • Beiträge: 292
Am Anfang war da nichts- Kapitel 1.1
« Antwort #1 am: 19. November 2008, 14:37:19 Uhr »
Aus den Ruinen hinter ihm erhoben sich schwarze Rauchwolken, dick und in einem Fort der brutaler Gewalt gleichkam. Der Mutant mit dem gesprungenen, künstlichen Auge, würdigte dem Trauerspiel hinter sich jedoch keines Blickes, hielt hasserfüllt Sichtkontakt mit der halbnackten Gestalt, deren geölte Muskeln im fahlen Feuerschein ein zuckendes Eigenleben zu führen schienen.
,,Es ist noch nicht vorbei’’, knurrte er den stoppelbärtigen, blonden Recken von seiner knienden Position aus, auf Grund seines fehlenden rechten Beins, zu nichts anderem in der Lage. Dem aufmerksamen Beobachter entging an dieser Stelle wohl auch nicht die Großspurigkeit dieser Drohung, fehlten ihm doch unter anderem auch beide Arme. Seinem menschlichen Kontrahenten schien das Gleiche durch den Kopf zu gehen, als er die speergleiche Eisenstange in seinen Händen hob und dabei keine Miene verzog.
,,Doch’’, stellte er mit diesen kleinen Beitrag zur Kommunikation nüchtern fest und trieb kurz darauf die Stange genau zwischen die Augen des Mutanten, sodass diese sich durch diesen durch, tief in die Erde bohrte und stecken blieb. Blut spritzte, Fleisch schmatzte und bestimmt brachen auch irgendwo ein Knochen, doch all dies konnte der Mutant nur mit einem verblüfften Ausdruck auf dem Gesicht und einem „Wuarghs“ ähnlichen Geräusch auf den Lippen kommentieren, ehe er aus dieser Welt schied.
Der blonde Hüne, kommentierte dies mit einem zufriedenen Grunzen und zog an einer um die Stange gebundenen Schnur, was sich das Bündel an dessen ehemaliger Unterseite entrollen und eine rotweiß gestreifte Fahne mit einem blauen Kästchen und vielen Sternchen zum Vorschein kommen ließ. Zehn Sekunden richtete der Mann seinen nachdenklichen Blick auf dieses einst größte Symbol der Vergangenheit. Zehn ewiglange Sekunden, in denen sich das ganze Leben eines Mannes vor seinen Augen abspielen kann, in denen er Zeit hat über all seine Misse- und Großtaten nachzudenken und Großes wie Kleines schon im Voraus zu planen.
Eine blonde Frau, mit gewaltiger Oberweite, nur mit einem viel zu kleinen Slip und zwei Streifen Klebeband als BH bekleidet, lehnte sich in ehrfürchtiger Pose, an die durchtrainierte Brust des Mutantenkillers, dessen Blick sich nun wieder auf die immer noch loderne Feuersbrunst richtete.
,,Ist es vorbei?’’, flüsterte sie leise, leicht stockend, nicht in der Lage ihre derzeitigen Emotionen in Worte zu fassen.
,,Ja’’, erwiderte er darauf, in breitbeiniger Pose stehend, den Kopf stolz hochgehoben, während hinter ihm die Fahne im Wind flatterte.
,,Und was nun?’’, fragte die immer noch atemlose Dame mit dem Kleidermangelsyndrom.
Zum ersten Mal würdigte er sie mit seinen stahlblauen Augen eines Blickes.
,,Eine gute Frage’’, sagte er und blickte dann zum Horizont, hinter dem gerade die untergehende Sonne verschwand.
,,Wir sollten nach Norden reisen’’, sagte er mit viel Gewicht bei der Betonung jeder einzelnen Silbe.
,,Warum nach Norden?’’
,,Warum nicht? Dort ist es so gut wie überall, vielleicht aber auch besser. Dort werden wir uns wieder auf die wahren menschlichen Werte, Gerechtigkeit, Familie und wahrhaftige Menschlichkeit besinnen. Dort werden wir die Zivilisation wieder aufbauen und von dort aus dem Rest dieser verlorenen Welt, einen Teil ihrer Schönheit zurückgeben. Mag die alte Welt auch in den Feuern der Apokalypse vergangen sein, so wird sie sich dank uns wieder aus der Asche auferstehen.’’
Das grimmige Gesicht eines wahren Visionärs, die bewundernd dreinblickende Frau immer noch an sich gelehnt, hielt er mit dem Horizont Blickkontakt aus dem sich in goldenen Lettern, die Worte „The“ und „End“ zu schälen begannen.

Dann ging das Licht wieder an und wer nicht noch da blieb um heftig zu applaudieren, verließ, ob nun zornig, überrascht, glücklich oder vollkommen unbeeindruckt den Kinosaal.
Das Leben funktioniert ohne Ironie nicht.

Offline CoolD

  • FoCafé Member
  • Heilige Granate
  • Beiträge: 3.681
Re: Fallout-Geschichtensammlung-Burbank
« Antwort #2 am: 23. Januar 2009, 19:47:16 Uhr »
Coole Story, gefällt mir ^^
"Shit happens, get used to it!" -Ich-
http://www.falloutnow.de/fn/index.php?topic=3925.0
<----- Der Link zu meinen post-apokalyptischen Kurzgeschichten. ^^

Offline Tyler

  • Heilige Granate
  • Beiträge: 5.643
  • Discord #2324
Re: Fallout-Geschichtensammlung-Burbank
« Antwort #3 am: 23. Januar 2009, 23:41:56 Uhr »
Wow! Wirklich ausgezeichnet geschrieben! Danke, ich wurde prächtig unterhalten!  :D
"Soviet radiation is the best radiation in the world."
- Artur Korneyev

First rule of gun safety: Have fun

Offline Thirteen

  • Raider
  • Beiträge: 292
Am Anfang war da nichts- Kapitel 1.2
« Antwort #4 am: 02. April 2009, 11:02:12 Uhr »
@ CoolD und Tyler

Nachträglich nochmal vielen Dank. Das liest man gern :).

Nach langer Zeit geht es endlich mal weiter :).

--------------------------------------------------

Draußen zündete er sich erstmal eine Zigarette an.
Kopfschüttelnd entließ er den Rauch, ließ sich das Gesehene noch einmal auf sich einwirken, unterstrich das Schütteln noch einmal mit einem ungläubigen Seufzer.
Manche Dinge verdienten es vielleicht gar nicht wieder ausgebuddelt zu werden.
Die Hände in den Hosentaschen, ging er den Bürgersteig entlang, besser gesagt den Bereich der hier und da sporadisch beschildert als solcher ausgewiesen wurde.
Die Nacht war hereingebrochen und auf der Straße herrschte wie immer reger Betrieb. Brahmins muhten, Mitglieder des freien Mutantentaxiservices zogen gelb angemalte Autowracks hinter sich her und verschafften sich nachdrücklich ihre freie Fahrbahn und ein augenscheinlicher Trupp eines „privaten Sicherheitsdienst“ schienen einen Neuankömmling mit den Feinheiten der Gesetzgebung Burbanks vertraut zu machen, indem der Kräftigste von ihnen seine Fäuste in dessen Magen rammte.
Der Geist der Zivilisation war allgegenwärtig.
Die Schläger riefen ihm seine bisherige Misere ins Gedächtnis. Er brauchte Geld und das schnell. Die im Voraus bezahlte Miete würde übermorgen aufgebraucht sein und auch seine Vorräte schrumpften von Tag zu Tag. Von den gelegentlichen Schmiergeldern an die Sicherheitsapparate zum Erhalt seines Gebisses mal abgesehen.
Es war nicht so, dass es nichts zu tun gab.
Er war sich nur zu fein um sich auf einer Plantage zu Tode zu arbeiten und ihm fehlten die Kontakte, um bei den Händlern als Leibwächter Fuß zu fassen, da diese ihn für einen Spion der Konkurrenz hielten oder  wohl nicht für beeindruckend genug um diese zum Aufgeben zu bewegen.
Der traurige Rest der Zigarette wurde durch eine neue ersetzt.
Vielleicht sollte er eine Bande gründen.
Allerdings lagen ihm organisatorische Dinge nicht so sehr und wenn man das richtig angehen wollte, brauchte man Zeit und viel Geduld, von dem er beides nur in geringen Ausmaßen besaß.
Das schwabbelige Schweinsgesicht von Lucian Moloch grinste ihn von einem Plakat aus an und hatte eine Verschönerung in Form des schwarzfarbigen Wortes „MUTANTENSCHWEIN!“ erfahren, welches sich in Breitwandformat über die gesamte Fläche zog.
Die Stimme des Volkes hatte sich erhoben.
Er achtete nicht groß drauf, aber das Plakat daneben weckte schon eher sein Interesse. Die beherrschende Farbe war rot. Es färbte die Ränder und erhielt in diesem Moment Zuwachs als eine der abgebildeten Comicfiguren einer anderen mit einem vernichtenden Schlag die Nase entzweibrach und einen großen Fluss des roten Lebenssaftes entlockte. Über dieser martialischen Szene war Folgendes zu lesen:

DU hälst dich für stark genug um im Ring zu bestehen?!

DU meinst, dass Du es mit den größten und zähsten Kämpfern aufnehmem kannst?!

Dann komm ins Koloseum und beweis es!

Eintritt: 5 Deckel
Souvenirs: 2 Deckel
Persönliche Souvenirs der Kämpfer: Preis moderat nach Abfrage.

Die Adresse übersprang er, da er sie sich so oder so abriss und später herumzuzeigen gedachte. Zum ersten Mal seit seiner Ankunft in der Stadt von morgen lächelte er.

*

,,Nochmal, warum sollte ich ausgerechnet dir einen Job geben?’’
Gizmo war ein Zwerg. Die gewaltige Kartoffelnase, der gedungene aber kräftige Körperbau und die pummeligen Finger wiesen ihn als solchen aus. Behaart war er auch, wie die aus dem Hemd heraus sprießenden Brusthaare und der sorgsam gepflegte Vollbart zeigten, auch wenn seine blank polierte Halbglatze da etwas anderes erzählte. Und er schien auch ein gewisses Alter erreicht zu haben, wie die grauen Strähnen in Bart und an den spärlichen Haarbüscheln erzählten. Doch am wichtigsten war: Gizmo war reich und ihm gehörte das Koloseum, dessen Geräuschekulisse auch durch die dicken Wände des Büros drangen.
Und als seine braunen Augen ihn forschend musterten, stellte er eindeutig klar, dass er es mit keinem Idioten zu tun hatte.
,,Ich meine, nichts gegen dich, aber als Boxer würdest Du nichts taugen. Zu schmal, zu klein.’’
,,Hatte ich auch nicht vor Mister Bason.’’
,,Tja, was dann? Für einen der im Todesring kämpfen will, siehst Du mir zu clean und zu normal aus. Als Läufer kann ich mir dich auch nicht vorstellen und Du siehst eher wie jemand aus, der die Suppe vergiftet und reinspuckt, als wie jemand der sie kocht.’’
In gespielter Verzweiflung breitete er die stummeligen Ärmchen aus.
,,Was mach ich nur mit dir?’’
,,Geben Sie mir einfach einen Job.’’
,,Was denn für einen? Und noch mal: Warum, sollte ich das machen? Ich bin personell ausgelastet und jeder der nichts zu tun hat, bedeutet einen finanziellen Verlust für mich.’’
,,Ich kann Ihnen helfen, wenn ein paar Leute sich dumm anstellen.’’
,,Ach ja?’’
,,Ja. Lassen Sie es mich beweisen.’’
Gizmo musterte ihn noch eine Weile, fuhr sich durch den Bart, legte dann eine Hand unter das sorgfältig versteckte Kinn, hob dann den rechten Mundwinkel nach oben und schnaubte amüsiert.
,,Tja, zufälligerweise habe ich da tatsächlich was. Eigentlich sollten das meine Jungs erledigen, aber wenn Du so wild darauf bist für mich zu arbeiten…
Da gibt es einen Typen namens Bourne, ein alter Junkie der sein Geld damit verdient, indem er seinen minderbemittelten Bruder sich im Boxring das Gehirn ausschlagen lässt. Brutus, sein Bruder, gewinnt zwar jeden Kampf aber Bourne verpulvert das Geld schneller, als Brutus Zähne einschlägt und jetzt hat er den für mich annehmbaren Kreditrahmen überschritten. Vierhundert  Deckel, plus Zinsen sind es inzwischen vierhundertfünfzig. Ich finde das ist mehr Geld, als er je verdienen wird und deswegen möchte ich dass Brutus für mich seine Schulden hier abarbeitet, während er irgendwas dazu beiträgt. Ich will diesen großen Klotz haben, verstanden? Der Junge ist Gold wert und hat noch eine große Zukunft vor sich, doch dazu müssen wir ihn erstmal von Bourne losbekommen. Allerdings taugt er nichts, wenn Du ihn die Hand zerschießt oder Säure ins Gesicht spritzt, also bring ihn mir heil klar?’’
Er nickte. Für ihn war alles klar. Gizmo lächelte zufrieden.
,,Gut. Dann mach dich an die Arbeit. Viel Glück.’’
Das Leben funktioniert ohne Ironie nicht.

Offline Mr.Wolna

  • Moderator
  • Heilige Granate
  • Beiträge: 7.049
  • >>>FALLOUT4EVER<<<
Re: Fallout-Geschichtensammlung-Burbank
« Antwort #5 am: 02. April 2009, 12:45:03 Uhr »
verfasst doch n buch mit den besten storys, und verkaufts im fan shop ;)


ich würs kaufen ;)
RPÜ/German Restoration Project Tanslation
Ich habe ein Gewehr, eine Schaufel und 5 Hektar Land hinter dem Haus. Man wird dich nie finden - leg dich also nicht mit mir an!  
P.s. Nein es ist nicht die Gewalt was mich an der Fallout Reihe gereizt hat,aber sie war immer die Kirsche auf der Sahnetorte ( Und ich will verdammt nochmal ne Kirsche oben drauf haben)

Offline Thirteen

  • Raider
  • Beiträge: 292
Am Anfang war da nichts- Kapitel 2.1
« Antwort #6 am: 23. April 2009, 11:16:44 Uhr »
@ Mr Wolna

Vielen Dank, aber soweit ist es dann doch noch nicht. Steht alles noch am Anfang, obwohl ich natürlich den groben Rahmen schon vor Augen habe^^.

Auf jeden Fall danke für das Lob :).

Weiter geht's :).

----------------------------------------------------------------

Bourne und Brutus wohnten in einer der zahlreichen Ruinen, die durch gewagte Experimente ihre Substanz behielten und zumindest bis zum sechsten Stock bestanden, bis sie an Altersschwäche und Übermüdung an einem architektonischen Schlaganfall verstarben und in sich zusammenbrachen.
Zumindest waren sie billig.
Dem Eingang fehlten die Türen, drinnen erwartete ihn zur rechten Seite eine Szene häuslicher Gewalt, als sich ein Mann und eine Frau darum stritten ob ihre Tochter sich nicht ebenfalls prostituieren sollte. Mithören konnte er das, da die Wohnung unter demselben Problem litt wie der Eingang.
Er ging schnell weiter.
Die Treppenstufen stöhnten unter seinem Gewicht, an den Wänden hatten findige Künstler diverse Parolen und rassistische Witzchen verewigt und im dritten Stock stieß er auf die Leiche eines Mannes, dem wohl ein guter Zug Jet das Lebenslicht ausgeblasen hatte.
Er hoffte, dass es nicht Bourne war.
Brutus und Bourne wohnten im vierten Stock, das hatte ihn einer von Gizmos Mitarbeitern nach bezahlter Befragung verraten. Ihre Wohnung hatte noch eine Tür und sie waren auch die Einzigen die das Stockwerk bewohnten.
Er klopfte an.
Die Tür öffnete sich quietschend einen Spalt breit.
,,Ja?’’
Die Stimme war schwach, zitterig und eindeutig männlich. Der einsilbigen Frage folgte das Hochziehen der Nase. Eindeutig ein Junkie.
,,Mister Gizmo schickt mich. Ich soll mit Ihnen über das Geld, das sie ihm schulden sprechen.’’
,,Hab Sie noch nie bei ihm rumhängen sehen’’, wieder wurde die Nase hochgezogen. Also handelte es sich tatsächlich um Bourne.
,,Ich bin neu im Geschäft. Darf ich reinkommen?’’
,,Nein.’’
,,Hmm. Jedenfalls denkt Mister Gizmo, dass es für beide Seiten besser wäre wenn Brutus ihre Schulden in der Arena für ich abarbeitet.’’
,,Das…geht nicht?’’
,,Warum nicht?’’
Er merkte auf und warf einen kurzen Blick auf die Tür. Sehr brüchig und Bourne klang auch nicht wie jemand, der mit großen Muskelpaketen gesegnet war, ergo konnte er sich notfalls schnell dagegen werfen.
,,Brutus ist nicht mehr bei mir. Ich hab ihn verkauft. Wenn Gizmo ihn haben will, soll er sich an die Mega Butchers wenden. Ist ne kleine Gang die mit den Sklavenhändlern Geschäfte macht.’’
Ihm gingen augenblicklich die Worte „Mieser Scheißkerl“ durch den Kopf.
,,Und wie viel haben Sie für ihn bekommen?’’
,,Das äh, geht dich einen Scheiß an“
Jetzt waren sie schon per du. Das machte es ein wenig leichter, denn er mochte es nicht ungefragt geduzt werden wenn sein Gesprächspartner ihn weder symphatisch war, noch über genügend Mittel verfügte um das auszugleichen. Äußerlich blieb er ruhig.
,,Es geht mich sehr wohl was an. Sie haben bei meinen Auftraggeber sich Geld geborgt und sind nicht imstande es zurückzuzahlen. Jetzt haben Sie die Möglichkeit es zu tun und ich nehme es mir jetzt heraus, dass Sie jetzt zumindest eine Anzahlung zu zahlen haben. Wie viel?’’
,,Du, Du kannst mich mal gern haben!“
Eins.
,,Wie viel?’’
,,Fick dich!“
Er übersprang zwei und drei und warf sich augenblicklich gegen die Tür. Der Widerstand auf der anderen Seite fiel verschwindend gering aus, sodass er fast in die Wohnung stolperte. Mit der Inneneinrichtung beschäftigte er sich nicht viel, stattdessen packte er das zitternde, nach Pisse und Kotze riechende Etwas am Saum seiner Lumpen, drehte ihn den Arm auf den Rücken und drückte seinen dürren Schädel gegen die Wand. Er war dabei nicht zu überbrutal. Unnötige Gewalt war nicht so sein Ding.
,,Jetzt hör mir mal gut zu, Du kleiner Haufen Scheiße. Ich kann dir innerhalb weniger Minuten jeden einzelnen deiner dürren Knochen brechen und dich dann verrecken lassen, also zum letzten Mal: WIE-VIEL?’’
Eine Verschärfung des eigenen Tonfalls konnte jedoch oftmals wahre Wunder bewirken. Bourne zitterte jedenfalls am ganzen Körper als er antworte.
,,Zwei, zweinhunnertfünfzig Deckel.’’
,,Wo sind sie?’’
,,Hab nur noch hunnert…’’
,,WO SIND SIE?’’
,,In der Box unter dem Sesselkissen, verdammt! Bi-bitte töten Sie mich nicht!“
,,Los, hol das Kästchen.’’
Er zog ihn von der Wand weg und gab ihm einen Schubs, danach zog er seine Desert Eagle aus dem Halfter und zielte auf den zu Boden gefallenen Junkie, der schnell auf die einzige Sitzmöglichkeit in der Wohnung zukroch.
Er blickte sich einmal schnell um und sah in der nordwestlichen Ecke des Raumes zum ersten Mal die Leiche eines jungen Mannes liegen sah. Die deformierte Haltung seines Kopfes zeigte, dass sie wohl mit den Umständen seines Todes zu tun hatte.
Bourne hatte derweil eine kleine Kiste hervorgeholt und hielt sie in den zittrigen Händen.
,,Hinlegen. Wer ist der Tote?’’
,,Äh, einer von den Butchers. Brutus hat ihn das Genick gebrochen.’’
,,Wie lange ist es eigentlich her, dass Du ihn verkauft hast?’’
,,Nicht lange, erst heute.’’
,,Wie viele gibt es denn noch von denen und wo hängen sie normalerweise rum?’’
,,Nur noch zwei. Leben in einem Hochhaus, nur zwei Blocks von hier entfernt, steht ein leeres Mutantentaxi vor.’’
,,Gut. Leg dich dahin’’, er  zeigte in die nordöstliche Ecke, ,,zusammenkauert und Hände über den Kopf und wage es nicht auch nur dich einen Zentimeter zu bewegen. Na los, wird’s bald?’’
Bourne schluchzte und wimmerte, tat wie ihn befohlen und kurz darauf meinte er ihn lauthals heulen zu hören.
Er selbst öffnete das Kästchen und entnahm ihn einem kleinen Beutel. Danach verließ er den Raum und zählte draußen nach. Bourne hatte ihn angelogen. Es waren nur noch neunzig Deckel im Beutel.
Nachdenklich fuhr er sich über’s Kinn. Er glaubte nicht, dass dieser kleine Junkie ihn in Bezug auf das Geld betrogen hatte, dazu kannte er solche Typen wie diesen schon zu Genüge. Allerdings konnte er mit diesem mageren Bisschen, auch nicht zu Gizmo zurückehren. Also war Brutus’ Befreiung die einzige, sinnvolle Option. Mit zwei abgewrackten Möchtegernraidern konnte er es wohl gerade noch aufnehmen.
Seufzend schritt er die Treppen Stufe für Stufe wieder hinab.
Der Streit im Erdgeschoss hatte immer noch zu keinen Ende gefunden. Gerade entnahm er, dass die männliche Stimme sich darüber mokierte, dass ihre Tochter sowieso viel zu widerspenstig sei und er so was im Bett sowieso nicht leiden konnte, wie sie ja wüsste.
Seine darauf folgende Reaktion folgte rein automatischen Abläufen, unabhängig davon ob ihn dadurch nun Zeit verloren ging oder nicht.
Zwei Minuten später war er um eine Kugel und siebzig Deckel ärmer.
« Letzte Änderung: 23. April 2009, 11:29:09 Uhr von Thirteen »
Das Leben funktioniert ohne Ironie nicht.

Offline Dr_Baltar

  • BoS Neuling
  • Beiträge: 521
Re: Fallout-Geschichtensammlung-Burbank
« Antwort #7 am: 01. Mai 2009, 14:53:35 Uhr »
Geil !!!! Weiter !!!! Schreib, Arschloch*, schreib !!!

*das Wort "Arschloch" stellt in diesem Kontext keine Beleidigung dar sondern eine Remineszenz an die bizarre Hassliebe eines von mir überaus geschätzten Künstlers und seinem Publikum. (http://www.pop100.de/popreport_detail.php3?id=1365) Fühl Dich also geehrt !

"Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!" -Bertold Brecht

Offline Mr.Wolna

  • Moderator
  • Heilige Granate
  • Beiträge: 7.049
  • >>>FALLOUT4EVER<<<
Re: Fallout-Geschichtensammlung-Burbank
« Antwort #8 am: 02. Mai 2009, 11:55:52 Uhr »
stimmt du arschloch.  :P

@kapitel. wieder mal geil XD
RPÜ/German Restoration Project Tanslation
Ich habe ein Gewehr, eine Schaufel und 5 Hektar Land hinter dem Haus. Man wird dich nie finden - leg dich also nicht mit mir an!  
P.s. Nein es ist nicht die Gewalt was mich an der Fallout Reihe gereizt hat,aber sie war immer die Kirsche auf der Sahnetorte ( Und ich will verdammt nochmal ne Kirsche oben drauf haben)