Autor Thema: SC2009: Die zweite Runde  (Gelesen 3469 mal)

Offline Mr.Wolna

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SC2009: Die zweite Runde
« am: 19. Juli 2009, 23:38:10 Uhr »
Let's Kick it again! Zwei Wochen Zeit, ihr Kokosnüsse, und diesmal bitte mit etwas mehr Begeisterung.  ;)

SC 2009: RUNDE ZWEI
Thema: Konfrontation
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Mr.Wolna


« Letzte Änderung: 13. August 2009, 12:17:10 Uhr von Mr.Wolna »
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Offline Mr.Wolna

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Re: SC2009: Die zweite Runde
« Antwort #1 am: 20. Juli 2009, 10:35:27 Uhr »



Lass mich dir eine Geschichte erzählen, dir der du gerade diese Zeilen ließt.
Eine über die Liebe und über die Leidenschaft, aber ebenso eine über den Hass und die Selbstzerstörung.
Eine Geschichte frei von Erfindungen und blumigen Formulierungen. Eine Geschichte über das Leben.


Alexander Sergejiwitsch rennt.
Selbst jetzt, wo er gerade an der Theke einer heruntergekommenen Bar in Chitrowka sitzt, rennt er davon.
Das tat er schon immer. Sein ganzes Leben lang, sein ganzes gescheitertes Leben lang.

Das Mobilfunktelefon zu seiner Rechten, das sein einsames Dasein auf einem Tresen aus massiver Eiche fristet, leuchtet kurz auf, bevor es eine vertraute Melodie in den tristen Raum spuckt. Eine, die es wie sonst nichts - und niemand - auf dieser Welt es vermag Alexanders Seele widerzuspiegeln. Seine Melodie.
Alexander Sergejewitsch Doschkow. Ein Name, ein Künstler, ein begnadeter Musiker. Egal was ein Mensch aus seinem leben macht, welchen Weg er auch immer bestreitet, so legt einem Jeden von uns der allmächtige Schöpfer mindestens eine Faible in die Wiege des Lebens. Doschkows Berufung ist die Musik, nur mit ihr fühlt er sich als ein Ganzes in dieser Welt.

Unbeantwortet bleibt er, dieser Anruf, dieser vergebliche Versuch den Maestro in die Realität wieder zurück zu holen. Schon wieder. Nicht das erste und wahrscheinlich auch nicht das allerletzte Mal. Vergeblich. Nichts schafft es durch die Mauer aus Alkohol und Zweifeln, durch die Barriere aus Mitleid und Selbsthass an seine Ohren. Sein Körper nimmt wahr, aber sein Geist bleibt taub und stumm. Und so verklingt, verbrennt seine Melodie in den Flammen seiner uferlosen Verzweiflung.

Draußen schüttet es wie aus Kübeln. Das tut es schon die ganze Woche lang. Frostiger Regen verwandelt die Straßen des frühsommerlichen Moskaus in reißende Ströme. Lange hat es hier nicht so viel geregnet wie in diesem Jahr. Hier in Chitrowka, einem Ort an den man Männer wie Doschkow nur selten vermutet. Einem Ort, an dem Alexander Sergejiwitschs eigentliche Wurzeln in dieser Gesellschaft ihren Uhrsprung finden.
Mit einer gekonnten Bewegung macht Doschkow der Thekenkraft zu verstehen, dass sein Glas einer neuen Befüllung bedarf. Whiskey pur, ohne Eis, ohne nichts, bereit seinen Kummer und seine Sorgen mit Präzision zu ertränken. Alleine sitzt er, in dieser morschen, trostlosen Bar. Nur mit den Glas in der Hand und einer Prima zwischen den Zähnen. Alleine, umkreist von seinen Gedanken. Und doch kommt er nicht zu einem endgültigen Ziel. Es endet schon wieder, wie es angefangen hat... so wie es jedes mal endet. Wie viel mal hatte er sich schon geschworen es würde das letzte Glas sein, die letzte Zigarette? Ein Teufelskreis aus dem es kein Entrinnen gibt. Nicht bevor Alexander Sergejiwitsch Doschkow aufhört zu rennen, um sich seinen Lasten entgegen zu stellen. Konfrontation heißt das Heilmittel. Nur sie kann es schaffen, ihn aus den Pranken des Bösen zu befreien. Seine Leben - so Gott es will - in die richtige Richtung zu lenken.

Das Mobilfunktelefon klingelt. Eine vertraute Melodie. Seine Melodie. Seine Ballade des Schmerzes.
Eine Melodie, die auch dieses mal unbeantwortet bleibt. Nicht zum ersten, vermutlich nicht zum letzen Mal. Eine versteinerte Miene, eine weitere geschulte Handbewegung bleibt die einzige Resonanz auf den kläglichen Versuch des Klingelns. Der Versuch seines Bruders, ihn zu erreichen, der Person die ihm als einziges geblieben ist. So geht es nun seit Jahren und wenn es so bleibt, ist er bald unter der Erde. Er muss sich seinen Dämonen stellen, seiner Furcht ins Auge blicken und sie nicht in seiner Selbstzerstörung ertränken.

Es dämmert schon als aus einer Bar, in einem verlassenen Stadtviertel Moskaus, ein unbekannter Mann die Straße hinauf taumelt. Einer von vielen, und doch jemand anders. Wer ist er? Wohin gehört dieser Mann? Und wohin geht er?

Das Mobilfunktelefon klingelt. Eine vertraute Melodie. Eine unbeantwortete Melodie. Nicht zum ersten und mit Sicherheit nicht zum letzten Mal.

Nur ein leeres Glas, eine qualmende Zigarette und ein Telefon neben einem alten Aschenbecher sind noch Zeugnis vom Besuch dieses Mannes, als dieser schon längst in die Ferne verschwunden ist. Was bleibt ist ein einsames, kaltes Zimmer.


Nun werter Leser, der du gerade diese Zeilen gelesen hast.
Wie sieht es mit deinen Dämonen und Ängsten aus? Wer bist du? Wo gehörst du hin? Wohin gehst du?
Du fragst dich sicherlich, was das alles soll? Warum ich dich das alles frage? Nun, lass dir eins gesagt sein.

Ich bin die leere, verlassene Bar. Die Melodie der Erlösung. Hass und Selbstzerstörung, Leibe und Leidenschaft zugleich. ICH bin die alles heilende Konfrontation.

Denn ich bin das Leben...




by Mr.Wolna
« Letzte Änderung: 13. August 2009, 12:19:20 Uhr von Mr.Wolna »
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Offline Cerebro

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Re: SC2009: Die zweite Runde
« Antwort #2 am: 26. Juli 2009, 12:47:26 Uhr »


Das Gewölbe war alt. Überall roch es nach Moder mit süßlich eingestreuten Noten von Tod. Megan konnte kaum etwas sehen. Mit bleiernen Beinen torkelte sie voran, eine Hand immer an der rauen Betonwand haften. Es gab ihrem schwachen Körper Halt und suggerierte zumindest geringfügig ein Gefühl von Schutz in dieser abartigen Dunkelheit. Undefinierbare Flüsterlaute wisperten jenseits der Schatten, doch sie wusste nicht, ob sie tatsächlich der Realität oder nur ihrem gemarterten Verstand entsprangen. Die junge Frau beeilte sich. Ihre Atmung ging kurz und jeder Schritt schmerze in der Seite. Raus! Irgendwo musste es einen Ausgang geben! Megan fühlte sich nackt und hilflos. Die Schwärze schien mit jedem verzweifelten Schritt näher heranzurücken und Panik kratze an der Oberfläche ihres Bewusstseins. Raus... Einfach nur raus!

Immer wieder drehte sie sich herum und starrte in die gähnende Leere. Nichts war zu sehen oder zu hören und doch es war da! Das Grauen schnürte ihr die Kehle zu. "Bitte...", wimmerte sie leise zu sich selbst. "Bitte. Lass mich in Ruhe! Bitte..." Tränen kullerten. Es waren Tränen der Verzweiflung, obgleich ihr Wille noch nicht bereit war aufzugeben. Nur immer weiter vorwärts...

Sie stolperte weiter durch die gesichtslosen Gänge und plötzlich wurde das Getuschel um sie herum lauter. Es stieg an zu einem Raunen, bis es mit einem Schlag wie auf Kommando erstarb. Megan blieb stehen, lauschte, die Hände voller Entsetzen über die bebenden Lippen gelegt. Sie war wie gelähmt. Kalter Schweiß rann ihr zwischen aufgerichteten Härchen den Nacken hinunter, als ein heiseres Krächzen durch den Gang hallte. "Nein.", jammerte sie. "Nein. Nein! Lass mich in Ruhe!" Am liebsten hätte sie sich hingekauert und auf ein baldiges Erwachen gehofft. Noch während sie gegen ihre Lethargie kämpfte, waren von hinten die ersten Schritte zu hören. Zuerst ganz langsam, doch dann immer schneller. Ein unmenschlicher Laut gurgelte bösartig durch die Finsternis und eilte ihr entgegen. Megan bildete sich ein, in der undurchdringlichen Schwärze die groteske Silhouette einer noch viel dunkleren Gestalt erkennen zu können, die ungelenk und doch undenkbar schnell auf sie zu eilte. "Nein!", schrie sie jetzt laut auf. "Geh weg!" Der Knoten platze und sie rannte endlich los. Eine Hand an der Wand, die andere blind nach vorne ausgestreckt, hetzte sie durch das Labyrinth. Ihr war unsagbar kalt. Das Gefühl war schon lange aus den Fingern gewichen, die Beine hingen wie schwere Gewichte an ihrem Rumpf. Dazu kam wieder das stechende Ziehen in der rechten Seite und bald schmerzte selbst das atmen. Von hinten kam das Namenlose immer näher. Megan quälte sich um ihr Leben, doch es war ihr, als käme sie kaum vorwärts. Kurz vor dem Ende ihrer Kräfte trat ihr rechter Fuß ins Leere. Sie verlor das Gleichgewicht, kippte vornüber und landete mit der Brust auf dem verdreckten Boden. Den Rest ihres Körpers zog es hinab. Ein breiter Schacht verlief senkrecht nach unten. Sie zappelte, versuchte sich festzuhalten, aber es half nichts. Ihre Finger kratzten über den steinigen Untergrund, die Nägel rissen, splitterten davon und fanden keinen Halt. Sie fiel. Sekunden zogen sich ins Unendliche, bis der fragile Körper endlich aufschlug.

Wasser durchflutete Megans Kehle, als sie vor Schmerz laut aufschrie. Fast verlor sie die Besinnung, doch am Rande der Verzweiflung planschte sie umher und bekam die Sprossen einer rostigen Leiter zu fassen. Unter Aufbietung ihrer letzten Reserven zog sie den Kopf aus dem ekelhaften Nass und erbrach das eben geschluckte. Sie hustete ununterbrochen, keuchte und zitterte. Bevor sie einen klaren Gedanken fassen konnte, ertönte wieder das markerschütternde Rufen ihres Verfolgers. Sie sah hinauf, erblickte nur wenige Meter über sich zwei funkelnde Punkte, die blitzschnell immer näher kamen. Kopfüber kletterte das Wesen den Schacht hinab und auf sie zu. "Nein! Geh weg! NEIN!" Doch es gab kein Entrinnen mehr. Eiskalte Klauen packten grob zu. Der süßliche Geruch war stärker denn je und als sie Gesicht an Gesicht den pestbringenden Atem des Monsters beinahe schon schmecken konnte, verlor sie endgültig Verstand und Bewusstsein.

Als sie wieder zu sich kam, lag sie auf dem Boden. Ein ekelhafter Geschmack umspielte ihre trockene Zunge, die wie ein aufgedunsener Waschlappen taub in ihrem Mund hing. Benommen und verwirrt sah sie sich um. Sie befand sich in einer weitläufigen Kammer. Große Teile des Raumes lagen hinter einem Vorhang aus Dunkelheit verborgen, doch ein paar dünne Lichtstrahlen drangen hier und da aus kleinen Öffnungen in der nicht abzuschätzenden Decke und spendeten geringfügig Helligkeit. Dann durchzuckte ihren Leib der Schlag. Es war hier! Ganz nahe - keine drei Meter von ihr entfernt. Ein in dunkle Lumpen gehülltes Etwas, krummbucklig und bizarr, jedoch nicht ohne Anflüge menschlicher Züge. Das Gesicht unter einer tiefen Kapuze verborgen, stand es still in einer finsteren Ecke und starrte sie an. Der süßliche Geruch war sofort wieder in ihrer Nase und der jungen Frau verschlug es den Atem. Mit aufgerissenen Augen erwiderte Megan den Blick des Dunklen und wagte kaum zu blinzeln. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, doch das Wesen machte keine Anstalten, ihr etwas anzutun. Langsam hob es den sehnigen Arm und deutete mit knochigen Fingern auf die Mitte des Raumes. Zögernd folgte Megan der Richtung des Zeichens, drehte sich herum und sah einen einsamen Körper, der unmittelbar unter einem breiten Lichtstrahl lag. Ihr Kopf wanderte hin und her, doch das Monster verharrte in seiner Haltung und schließlich fasste sie sich ängstlich ein Herz und rappelte sich auf die Füße. Neugier trieb sie voran, als sie sich näherte, um den liegenden Menschen zu betrachten. Es war eine junge Frau. Ihre leeren Augen starrten an die Decke, die Lippen waren bereits blau und ihr Körper völlig nackt. Blondes Haar schmückte ihr Haupt und eine schnörkelige Tätowierung zog sich über ihre linke Hüfte bis unter die linke Brust. Ihr Leib war übersät von Blutergüssen. Rechts am Bauch klaffte eine offene Wunde im Fleisch. Die Leiche lag in einer weiten Pfütze aus dunkelrotem Blut und nur zwei Schritte weiter fand sich ein schartiges Messer als Grund für diese Grausamkeit. Bunte Flecken tanzten von Megans Sichtfeld. Sie torkelte einen Schritt zurück und wäre fast über ihre eigenen Füße gestolpert. "Nein.", jaulte sie. "Das ist nicht wahr! NEIN!"

Wie aus dem Nichts ertönte aus der Dunkelheit ein neues Geräusch. Ein Reißverschluss wurde geschlossen, jemand zog die Nase hoch und spuckte dann lautstark aus. Eine leere Bierflasche kullerte ins Licht und aus dem Schatten schälte sich ein bleicher, dürrer Kerl mit fettigen, langen Haaren, die ihm breitgefächert über das Gesicht fielen. Er schlurfte näher, bückte sich und griff mit der rechten Hand nach dem Messer. Als er wieder gerade stand, schob er sich mit der Linken die braunen Strähnen aus dem Gesicht und lächelte mit rotunterlaufenden Augen auf die tote Frau herab. Dann hob er den Kopf und kam schnurrgerade auf die unsichtbaren Zuschauer zu. Megan wollte etwas zu ihm sagen, doch ein dicker Klos im Hals zwang sie zur Stille. Unendlich viele Tränen nahmen ihr die Sicht und noch bevor sie ausweichen konnte, war der Mann bei ihr, machte einen weiteren Schritt nach vorne, und trat einfach durch sie hindurch...
« Letzte Änderung: 27. Juli 2009, 06:58:41 Uhr von Cerebro »

Offline Jessica

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Re: SC2009: Die zweite Runde
« Antwort #3 am: 03. August 2009, 00:16:23 Uhr »
Letzte Entscheidung



Geld und Ruhm waren für viele die einzigen Gründe, an den Kämpfen teilzunehmen.  Wer sich einen gewissen Ruf erarbeiten konnte, wurde vielleicht von den hiesigen Größen der Stadt bemerkt und würde möglicherweise bald in seiner Gunst stehen. Man hätte Deckel und Dirnen im Überfluss, könnte mit seinem Titel prahlen und würde auf der Straße mit „Sir“ angesprochen werden, egal wie unbedeutend man vorher auch gewesen sein mochte. Ihn interessierte das alles nicht. Für ihn war der anstehende Kampf etwas Persönliches.

Ivan schöpfte mit beiden Händen etwas Wasser aus dem Eimer und schüttete es sich ins Gesicht. Während er den nassen Kopf unten hielt, starrte er auf den schmutzigen Boden und dachte nach. Noch vor wenigen Monaten war er ein Nichts. Ein dreckiges zugedrogtes Stück Scheiße,  die das Glück hatte einen anständigen Bruder gehabt zu haben.  Ein versiffter Penner, ein armseliges Weichei war er damals. Gott sei Dank hatte er aus ihm etwas gemacht. Er ist kein unbeschriebenes Blatt mehr.  Er hatte sich Muskeln antrainiert und gelernt, sie einzusetzen.  Er versäumte keinen Kampf, um die Moves potenzieller Gegner vorab kennen zu lernen und sich darauf einzustellen. Aber selbst das würde ihm heute nicht sonderlich viel nützen. Schnaubend atmete er aus der Nase aus und ignorierte den Gestank von Schweiß und Blut im Umkleideraum. Im Ring würde es noch bedeutend schlimmer werden, dass wusste er. Er hasste den Geruch seines eigenen Blutes. Ivan schüttelte sich, als ein kühler Tropfen seinen Nacken herabrann. Flüchtig fuhr er sich über sein Gesicht  und strich sich über seinen Bürstenhaarschnitt.

Draußen war bereits das Johlen der Menge zu hören. Unberührt zog er nacheinander seine fingerlosen Handschuhe an und wartete auf das lederne Knarzen, als er sie festzog. Militärstiefel, Kampfweste, Barett, Tarnhosen…sein Kostüm wirkte gewöhnungsbedürftig, aber er hatte sich bewusst für diese Kleidung entschieden. Sie dämpften die Schläge und Tritte ein wenig und beim Publikum kam er als „Ivan“ ohnehin gut an. Selbst wenn er kaum Wert auf einen zukünftigen Gönner legte; es konnte schließlich auch nicht schaden, aus der Menge hervorzustechen.
   
Vor den Umkleideräumen war die Hölle los. Der Ring bestand aus einem großen Drahtkäfig, der in der Mitte platziert von allen Seiten zu betrachten war. Vorne stand die einfache Bevölkerung und verlangte nach Blut, auf erhöhten Plätzen weiter hinten jedoch saßen sittsam Renos bedeutende Größen und wetteten horrende Summen auf ihre Lieblingskämpfer.  Der Ansager, ein untersetzter Mann mit Seitenscheitel  und elegantem Schnauzer trug zur anstehenden Show einen Smoking und begrüßte über ein Mikrophon das Publikum in einer derartigen Lautstärke, dass dem Russen im Backstagebereich kein Wort entging.

„Guten Abend und herzlich willkommen, werte Ladys and Gentleman!“  Rief er mit geradezu körperlich spürbarer Begeisterung in sein Mikrophon und die Masse brauste wie auf ein Stichwort hin auf.  Mit einem geduldigen Lächeln wartete der feine Herr, bis sich die Zuschauer wieder beruhigt haben.
„Epische Duelle  wurden auf diesem Boden voller Blut, Schweiß und Tränen ausgetragen. Auch heute durften wir einige der besten Kämpfer Renos erleben und bei den spannenden Kämpfen mitfiebern, in denen wirklich jeder sein Bestes gegeben hat und manch einer über sich selbst hinausgewachsen ist. Andere hatten weniger Glück und dürfen den Ausgang dieses einzigartigen Turniers leider nicht mehr miterleben. Aber halten wir uns nicht mit langen Gebeten auf, denn dafür sind Sie schließlich nicht hergekommen! Die Creme de la Creme haben wir uns bis zum Ende für Sie aufgehoben. Das Beste kommt eben immer zum Schluss!“

Endlich öffnete sich die Tür und ein bulliger Sicherheitsmann streckte seinen Kopf hinein. „Hey, du bist dran! “ „Alles klar.“ Der Russe erhob sich schwerfällig und trat hinaus. Ein tosend lauter Begeisterungssturm fuhr durch die Menge, als der Kämpfer vorgestellt wurde und angespannt zwischen die Absperrung auf den Ring zuging. „Ivan, meine sehr verehrten Damen und Herren! 23 Siege und nur zwei Niederlagen sprechen für sich!“  Versuchte sich der Ansager mühsam wieder Gehör zu verschaffen. „Ein wahrer Experte wenn es darum geht, seine Feinde hart und unerbitterlich auszuschalten!“   Ivan achtete nicht auf das Geschrei der Zuschauer und ignorierte auch die anzüglichen Blicke der Mädchen, die den Familienoberhäuptern Gesellschaft leisteten. Stattdessen bereitete er sich darauf vor, Auge in Auge vor seinem letzten Gegner zu stehen. Den wahren Gegner in diesem Tunier, derjenige, weswegen er sich überhaupt angemeldet hatte.

„Und hier der Mann, auf den Sie alle gewartet haben! Einer der besten Schüler des ehewürdigen Drachen! Ein Meister der shinesischen Kampfkunst! Sein sagenhaftes Können hat sogar dem unvergleichlichen Rock Tarassow ein würdiges Ende in unserem letzten Tunier bereitet. Heute werden wir sehen, ob sein jüngerer Bruder mehr Erfolg hat!“  Ivan zuckte leicht zusammen, als sein Bruder erwähnt wurde. Ansonsten ließ er sich jedoch nichts anmerken und schaltete alles um sich herum aus. Nur noch sein eigenes gleichmäßiges Atmen und das laute Pochen in seinem Herzen nahmen seine Ohren war, während seine Augen auf den näher kommenden Kämpfer gerichtet waren. „Joooohn Lee, meine Damen und Herren!“ Brüllte der Anzugträger mit gerötetem Gesicht ins Mikrophon und wurde nur noch vom Jubeln der blutgierigen Gäste übertönt.

In den Ring stieg ein durchtrainierter Mann, etwas älter als er selbst und weniger muskulös. Er trug einen Pferdeschwanz und am Gesicht hatte er sich einen Mongolenbart gezüchtet. Seine Kleidung beschränkte sich auf ein Unterhemd und eine grobe Arbeiterhose. Selbstbewusst begann er mitten im Ring mit letzten Aufwärmübungen und würdigte seinen Herausforderer zunächst keines Blickes.
„Wer aufgibt, tot oder bewusstlos ist, ist draußen!“ Fuhr der Ansager fort und verließ die „Todeszelle“. Geräuschvoll schloss sich hinter ihm das Gittertor.  „Wir verzichten auf unnötige Regeln. Es gibt nur eine und die kennen Sie alle!“
„Zwei gehen rein! Einer geht raus! Der andere wird weichgeklopft und fliegt ins Krankenhaus!“ Gröhlte die Menge in einstimmiger Begeisterung. Nur die Familien und ihr Gefolge im Hintergrund hielten sich dezent zurück und verfolgten das Geschehen von ihren Plätzen aus aufmerksam.   

Ivan ließ seine Halswirbel knacken und musterte seinen Gegner feindselig. „Du wirst heute sterben, Penner!“ Stieß er ihm ins Gesicht und hob kampfbereit die Fäuste.  Der Fake-Shi lächelte nur spöttisch und war ebenfalls bereit.   Der Kampf wurde mit einem lauten Gong für eröffnet erklärt.
Lauernd kreiste Ivan um seinen Widersacher und ließ seine Fäuste immer wieder mit der Schnelligkeit und Angriffslust einer Viper zuschlagen.  Der Andere beschränkte sich darauf, ihm auszuweichen. Einer seiner Schläge wurde abgefangen und der Russe ging in Erwartung eines Gegenschlages einen eiligen Schritt zurück. Nichts geschah. Mitleidig musterte der Kampfsportler seinen Gegenüber und schüttelte den Kopf, als wäre er enttäuscht.   

Wütend stürzte er sich mit der Schulter voran auf ihn zu und wollte ihn einfach über den Haufen rennen, doch sein Gegner ließ ihn ins Leere gegen den Gitterzaun laufen. Scheppernd rannte er gegen das Ende  des Rings und drehte sich wieder um. Lee sah unbeteiligt  woanders hin, nur nicht in seine Richtung. So von dir selbst überzeugt, eh? Dachte er und wagte erneut einen schnellen Angriff.   Sein Schlag verfehlte. Schemenhaft sah er etwas von unten auf sich zukommen. Bevor er reagieren konnte, erwischte ihn ein blitzartig ausgeführter Tritt gegen das Kinn und ließ ihn schmerzerfüllt nach hinten taumeln. Herausfordernd blickte er den muskulösen Russen an. Es lag keine Feindseligkeit in seinem Blick. Für ihn ist er Hindernis wie jedes andere auch. Eines, das bald weggeräumt würde. So wie sein Bruder, der ihm anschließend die Mordinos Gunst einbrachte.  Mit einem dröhnenden Kampfschrei  setzte sich Ivan in Bewegung und täuschte an. Sein Gegner hatte den Fehler gemacht, ihn für einen tumben Schläger ohne jeden Sinn für Taktik einzuschätzen. Seine Linke bohrte sich mit der Kraft eines Vorschlaghammers in seine aufgebaute Defensive und trieb ihn zurück. Das Publikum jubelte und schrie vor Begeisterung. Lee  ließ seine getroffenen Arme kraftlos vor sich hinbaumeln.

„Das gibt sicher blaue Flecken.“  Kommentierte er zynisch seinen Treffer und schüttelte seine Arme mit leicht verengten Augen. Mit dem provozierten Angriff konnte er sich nun ein genaueres Bild von seinem Gegner machen. Näher kommen ließ er ihn lieber nicht, also verlegte er seine Kampfweise auf Distanz.   Bevor er die Gelegenheit für einen weiteren Angriff hatte, trat Lee dem überraschten Russen harmlos gegen die Brust und ließ ihn innehalten. Den Gesetzen der Schwerkraft trotzend wirbelte er in der Luft herum und schoss mit dem Fuß gegen seinen Kopf.

Die Zuschauer hielten den Atem an. Manche standen mit offenen Mündern da und fragten sich, ob der falsche Shi tatsächlich die Fähigkeit besaß, durch die Lüfte zu fliegen.  Schwer getroffen stolperte der Kämpfer einige Schritte zurück und hielt sich sein Ohr. Seine linke Seite brannte wie Feuer. Ivan hatte wieder die Schnelligkeit seines Gegners unterschätzt und sich auf den einen gelungenen Treffer gegen seine mittelmäßige Deckung zu viel eingebildet. Adrenalin pumpte durch sein kochendes Blut und   der Geruch von Schweiß wurde aufdringlicher. Schwer atmend versuchte er einen schnellen Schlag abzufangen, der jedoch harmlos an seiner Seite verpuffte. Hektisch stemmte er anschließend ein Bein nach hinten und hielt gegen einen Lowkick stand, der ihn aus dem Gleichgewicht bringen sollte. Für seinen darauffolgenden Angriff war er aber nicht mehr vorbereitet. Sein Magen krümmte sich unter dem überraschend harten Schlag zusammen. Hustend beugte er sich vor und erhielt darauf einen pfeilschnellen Stoß gegen den Kopf.  Verspätet riss er seine Deckung hoch und verspürte eine Sekunde später einen brennenden Schmerz an seinem Schienbein. Wie musste sich sein Bruder gefühlt haben, als er diesem Gegner gegenüberstand? Er ist so schnell…War ein träger Gedanke, der ihm durch den Verstand sickerte. Sobald er zu einem Angriff ansetzen wollte, hielt ihn sich der andere mit gutplatzierten Tritten vom Leib und setzte erst dann nach, wenn er nach Atem rang. Schnell und effektiv  prasselten seine Angriffe auf den bedrängten Russen ein. Er konnte einiges wegzustecken, aber er wusste, lange würde er nicht mehr durchhalten. Sein Blick wurde unsicher. Die wogenden Zuschauermassen verschwommen  vor seinen Augen mit dem Licht der Decke. Unnachgiebig und wie in Zeitlupe drückte sich eine fremde Faust gegen seine Wange und warf seinen Kopf zur Seite. Auf seiner Zunge schmeckte er Metall.  Ivan musterte den unverletzt aussehenden Kampfsportler benommen, als dieser zurückwich und ihn seinerseits jetzt umkreiste. Geräuschvoll spuckte er  ein Blutspeichelgemisch auf den Ringboden. Um ihn herum drehte sich noch immer alles. Ein weiterer Gedanke tropfte zäh durch sein Gehirn, nachdem er den letzten Faustschlag geschmeckt hatte. Vielleicht ein Ausweg…

Hoffnungsvoll bezog er seine ursprüngliche Kampfhaltung ein. Er konnte das Erstaunen seines Gegenübers in seinem Gesicht lesen. Langsam ging er auf den anderen zu. Lee wich zunächst behutsam zurück, bis er plötzlich das Gitter in seinem Rücken spürte.  Angespannt wich er einem halbherzig ausgeführten Schwinger aus und trat  ihm gegen den linken Oberschenkel. Sein Schienbein drängte den schwerfälligen Klotz zur Seite, sein sicherer Stand löste sich auf…“Loslassen!“ Rief er angesäuert, als der Andere sein Fußgelenk mit nur einer Hand wie in einem Schraubstock festhielt. Auf einem Bein hüpfend versuchte er ihm ins Gesicht zu schlagen. Dieser sah den Angriff kommen und ohne zu Zögern erwiderte er den Schlag. Als beide Fäuste krachend aufeinander trafen, wurde das Gesicht des falschen Shis blass. Für einen Moment war es still zwischen den beiden und das Publikum vergessen. Wie eine Puppe schleuderte der Russe den anderen grob zu Boden.  Mit seiner zertrümmerten Hand konnte er nicht rechtzeitig zurück auf die Beine kommen. Ein brachialer Tritt in den Rücken schickte ihn zurück auf die Bretter, nachdem er halb aufgestanden war. Aus der Lunge des Kampfsportlers entwich alle Luft. Ohne sich um die ausgelassene   Menge zu kümmern setzte sich der Russe mit all seinem Gewicht auf seinen Kontrahenten und legte die behandschuhten Hände um seinen Hals. Kurz glitt sein Blick zu Mordino. Dieser nickte mit einem amüsierten Grinsen und fächelte sich weiter Luft zu. Ivan erwiderte das Nicken zufrieden und wendete sich  wieder John Lee zu.  Der Mann hatte ohne die Wimper zu zucken seinen Bruder genommen. Und um ein Haar hätte es ihn wohl auch erwischt. Nach einem brutalen Schlag gegen den Kopf lag der Andere von Schmerzen überwältigt nahezu reglos auf dem harten Ringboden. Der Russe packte ihn grob an den Haaren und zwang ihn wieder auf die Beine. „Weißt du noch, was du zu meinem Bruder gesagt hast? Bevor du ihn fertig gemacht hast?“ Er legte hinterrücks einen muskulösen Arm um seinen zerbrechlichen Hals und legte eine Hand auf seinen Hinterkopf.  „Ein Wanderer steigt mühsam über einen Felsen hinweg oder nimmt einen Umweg im Kauf. Ein Kämpfer  dagegen schlägt diesen Stein in Stücke und geht den direkten Weg. Oder so ähnlich.“

 Leblos glitt der Mörder seines Bruders zu Boden. Die Menge tobte und feierte ihren Helden, der es geschafft hatte, ihnen ein spannendes Finale zu ermöglichen und den Tuniersieg für sich zu behaupten.   
Zitat
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Ashley (SF)

Offline Molot

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Re: SC2009: Die zweite Runde
« Antwort #4 am: 04. August 2009, 21:10:52 Uhr »


Der Tag der Tage
by Molot

Heute ist dein Tag! Heute bist du der Sieger…“ murmelt Aurel motivierend sein Spiegelbild an während er grinsend seine Krawatte bindet und sein Haar richtet. „Du bist der Mann…“ Noch ein kurzer Check, Schlüssel, Geldbörse, Papiere, Handy, alles da… Voller Euphorie tritt er aus der Haustür und steigt in den bereits wartenden Wagen.
Ein komisches Gefühl überkommt ihn, als er die junge, brünette Fahrerin anschaut: „Wo ist Mike?“ fragt er so gelassen wie möglich. „Der hat sich was eingefangen… Irgendwas mit dem Magen… Die Agentur hat mich als Vertretung geschickt Mr. Fisher… Wo darf ich sie hinbringen?“ – „Ins Büro…“ entgegnet Aurel kurz angebunden aber sichtlich beruhigter.

Der Wagen setzt sich in Bewegung, die Trennscheibe zur Fahrerkabine fährt hoch und der ehrgeizige Aurel widmet sich seinem Manuskript, welches er für den heutigen Tag vorbereitet hat. Dieser Tag, wie lange hat er dafür geschuftet, betrogen, manipuliert und andere Sachen gemacht, die ihm zum Vorteil gereichen sollten? 10 Jahre? „Ja, zehn Jahre, das kommt hin… Als wäre es gestern gewesen…- Laber nicht so viel dummes Zeug du Idiot… Stell dich endlich deiner Vergangenheit du Betrüger…- Was, wo, wie? Du? Du bist doch schon lange tot… - Das wünschst du dir! Aber ich kann dich beruhigen, ich habe damals überlebt und mich lange genug versteckt…“
Panisch blickt Aurel sich im Wagen um: „Halten Sie an, sofort…“ signalisiert er der Fahrerin, „Ab hier gehe ich zu Fuß… Schaffen sie den Mann weg…“ Der Wagen steht kaum, da springt Aurel aus dem Auto und taucht sofort in der Menschenmenge des Times Square ein, so dass eine Verfolgung unmöglich ist.

Abgehetzt dreht Aurel sich ein paar mal um, bevor er anfängt, sich ein paar Blöcke weiter wieder zu beruhigen… <Wie hat der mich gefunden?> bohrt sich ihm diese Frage in den Kopf. <Egal, jetzt muss ich mich beeilen… Wo bin ich gerade? Ah… Hier… Gut…>

Schnell hat der smarte Businessman sich orientiert und geht die verbleibenden drei Blocks zum Büro. Die frische Luft tut ihm gut und bringt ihn schnell wieder auf andere Gedanken.

„Hallo Mr. Fisher, herzlichen Glückwunsch, ich wünsche ihnen einen erfolgreichen Tag…“ schallt es ihm zur Begrüßung vom Empfang entgegen… „Danke, das wird er ganz sicher…“ grinst dieser zurück und fährt direkt mit dem Aufzug in den 64. Stock.

‚Meyers & Grant’ prangt dort an der Tür… Grinsend passiert er sie, soll doch der Schriftzug schon im Laufe der Woche um seinen Namen ergänzt werden… <Senior Partner bei der renomiertesten Kanzlei der Stadt… Du bist echt ein Macher Aurel… Ahh, bestens, alles ist bereits dekoriert und das Buffet ist auch schon da.> Zufrieden nickt er und begibt sich noch einmal in sein Büro, eine halbe Stunde hat er ja noch Zeit. Zeit noch einmal die Eröffnungsworte seiner Rede durchzugehen, bevor es beginnt. <Vielen Dank… Vielen Dank Mrs. Meyers, Mr. Grant… Vielen Dank Ladies und Gentleman. Ich bin ein Mann aus einfachen Verhältnissen und habe hart für all dies gearbeitet… Ich danke ihnen, dass sie mir das Vertrauen schenken und mich zum Senior Partner ihrer Kanzlei machen.>
Es klopft an der Tür, es ist Sascha, die Assistentin die ihn da durch die Glastür anschmachtet. Als sie sieht, das er reagiert, deutet sie auf ihr Handgelenk und geht wieder… <Jetzt ist die Zeit… Auf geht’s…>

Nach dem Laura Meyers die einleitenden Floskeln heruntergebetet hat und Damien Grant ebenfalls ein paar ankündigende Worte von sich gegeben hat, tritt Aurel endlich auf das kleine Podest um sich dem Publikum zu demonstrieren. Lachend steht er da und wartet darauf, dass der Applaus abebbt. „Danke… Vielen Dank… Ich bin überglücklich hier…“ Aurel stockt als er sieht wie sich eine Person langsam durch das Publikum bewegt. Einige Personen drehen sich verwundert um und schauen, wo Aurel hinschaut… „Ich… Ich bin überglücklich hier… hier bei ihnen…“ Da, jetzt erkennt er ihn, es ist das allzu bekannte Gesicht, dass ihn heute schon im Auto angelacht hat: „Geh weg…“ raunt er und sieht sich nach den Wachen um, die ihn, genau wie das Publikum verwundert anschauen. Grinsend und wortlos steht er da… Starrt ihn nur mit irrem Blick an… „Sicherheitsdienst… Schaffen sie den Mann da weg…“ – „Sir? Alles in Ordnung mit ihnen?“ fragt Sascha ihn besorgt, „Soll ich ihnen einen Arzt rufen?“ – „Was? Nein… Schaffen sie nur den Typen da weg… Der will mir böses…“ keift Aurel zurück und greift sich an den Kopf… Alles scheint sich zu drehen… „Ich… Doch… Einen Arzt… Er … Er hat mich vergiftet…“ – „Sir… Das ist doch nur Mr. Grant…“ - „W..Wa…Was? Nein… Der… Der andere…Samuel…“

Langsam verschwimmt Aurels Blick, er taumelt, er geht zu Boden… Aus dem Manuskript rutscht ein Brief mit dem Absender: Familie Remont

Nachruf:
In der Stunde des Triumpfes, der Sternstunde seiner Karriere ist er von uns gegangen. Aurel Fisher, einer der besten Kollegen und Anwälte, immer direkt, immer scharfsinnig aber niemals bösartig. Aurel Fisher, wir werden dich vermissen.
Alle Mitarbeiter der Kanzlei Meyers & Grant

Zehn Jahre warst du fort, hast uns verlassen. Kaum haben wir dich wiedergefunden verlässt du uns schon wieder… Diesmal für immer… Du hast deinen Namen geändert, doch wir haben dich geliebt… Du hast uns ignoriert, doch wir haben dich geliebt… Wir haben dich gesucht, weil wir dich lieben, nun bist du fort und wir werden dich vermissen.
Edgar und Sandra Remont sowie Maria Remont


Einsam sitzt Sascha auf dem Bett und weint eine Träne in die Nacht. Hat sie doch ihre große Liebe verloren, noch bevor sie sie ihm gestehen konnte. Neben ihr auf dem Bett liegt der Brief, den sie nun schon 100 mal gelesen hat.

Lieber Mike,

oder besser Aurel. Lange haben wir nach dir gesucht und du hast es uns nicht leicht gemacht. Was geschehen ist, ist geschehen und niemand von uns macht dir einen Vorwurf. Du warst nicht du selbst damals als Samuel ertrunken ist. Bitte komm doch wieder nach hause und wir reden über alles. Deine kleine Schwester Maria vermisst dich auch.
Wir haben auch schon mit Dr. DiAngelo gesprochen, er sagte wenn du dich wieder in die Behandlung begibst und regelmäßig Medikamente nimmst, gehen die Wahnvorstellungen zurück und verschwinden vielleicht irgendwann einmal ganz.

Bitte Mike, komm zurück zu uns…

Lieber Gruß,
Mom

Wer ist dieser Molot eigentlich?!

Heute singt für Sie...


Das Niveau!!!